Berlin. HPV-Impfungen schützen bekanntlich gegen Gebärmutterhalskrebs. Doch auch für Jungen wird die Impfung empfohlen. Was man wissen sollte.

HPV-Impfungen senken das Risiko für Gebärmutterhalskrebs. Allerdings sind Humane Papillomviren (HPV) auch für Jungen eine Gefahr und können zu Krebs und Vorstufen führen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deshalb Impfungen für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen.

HP-Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und befallen Schleimhäute und Zellen der Haut. Sie können Gebärmutterhalskrebs und Krebs an Vagina, am Anus, Penis oder in der Mundhöhle verursachen. Manche HPV-Typen können Genitalwarzen oder auch Feigwarzen hervorrufen.

HPV-Impfung: Weshalb sich Jungen und Mädchen impfen sollen

Die Viren werden über die Haut weitergegeben und können schon bei engem Körperkontakt übertragen werden. Pro Jahr stecken sich etwa 6.250 Mädchen mit HPV-Infektionen an. Etwa 4.600 neue Krebsfällen am Gebärmutterhals entstehen jährlich, davon sterben etwa 1.500 Frauen pro Jahr.

Die Infektionszahlen bei Jungen liegen nach Angaben der STIKO jährlich bei schätzungsweise 1600 bis 2300. Das Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut schätzt, dass es pro Jahr bei Männern etwa 600 Analkarzinome, mindestens 250 Peniskarzinome und mindestens 750 Karzinome in der Mundhöhle oder im Rachen gibt, die auf eine HPV-Infektion zurückgehen.

Um auch Jungen vor Krebs zu schützen, wird auch für sie eine HPV-Impfung empfohlen. Außerdem sind die Impfquoten bei Mädchen zu niedrig für eine Herdenimmunität. 2021 waren 50,4 Prozent der 14-jährigen Mädchen und 25,5 Prozent der Jungen vollständig geimpft, so das Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung. Mit der Impfempfehlung will die STIKO den Gemeinschaftsschutz stärken.

Zwischen neun und vierzehn Jahren sollten Jungen und Mädchen zweifach gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft werden, empfiehlt die STIKO.
Zwischen neun und vierzehn Jahren sollten Jungen und Mädchen zweifach gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft werden, empfiehlt die STIKO. © Benjamin Nolte/dpa-tmn

HPV-Impfung: Wann sollte das Kind geimpft werden?

Die STIKO empfiehlt eine HPV-Impfung ab 9 Jahren bis 14 Jahren. Wer diesen Zeitraum verpasst hat, dem wird empfohlen, die Spritzen bis zum 18. Lebensjahr nachzuholen. Idealerweise sollte eine Impfung noch vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen.

Bis 18 Jahre übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Impfung. Informationen erhalten Eltern und Jugendliche in gynäkologischen und kinderärztlichen Praxen.

HPV-Impfung: Wie oft muss geimpft werden?

Wer vor seinem 14 Lebensjahr geimpft wird, benötigt nur zwei HPV-Impfungen. Zwischen den beiden Spritzen sollten mindestens fünf Monate liegen. Bei einem Abstand unter fünf Monaten müssen drei Spritzen verabreicht werden.

Auch wer mit über 14 Jahren gegen HPV geimpft wird, bekommt drei Spritzen. Je nach Impfstoff ist die Zeit bis zum Impfschutz unterschiedlich lang. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sollte er aber nach einem Jahr abgeschlossen sein.

Jedoch lassen sich viele der Jungen und Mädchen nicht vollständig impfen. 2021 waren nach Angaben des Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung 63,3 Prozent der Mädchen und 37,2 Prozent der Jungen bis 14 Jahren mindestens einmal geimpft. Allerdings steigt die Impfquote jedes Jahr an.

Zwischen neun und vierzehn Jahren sollten Jungen und Mädchen zweifach gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft werden, empfiehlt die STIKO.
Zwischen neun und vierzehn Jahren sollten Jungen und Mädchen zweifach gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft werden, empfiehlt die STIKO. © IMAGO / Westend61

HPV-Impfung: Wo kann man sich impfen lassen?

Um sich gegen HPV impfen zu lassen, gehen die meisten Mädchen zu Frauenarzt. Neben Gynäkologen impfen in der Regel auch Allgemeinmediziner, Kinder- und Jugendärzte und Urologen.

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HPV-Impfung: Was sind die Nebenwirkungen?

Zu häufigen Nebenwirkungen gehören nach Angaben der Bundeszentrale: Schmerzen, Rötungen oder eine Schwellung an der Einstichstelle. Außerdem könnten Kopf- oder Muskelschmerzen, Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel und Müdigkeit entstehen. In der Regel seien diese Beschwerden aber nur von kurzer Dauer. Schwere Nebenwirkungen würden eher selten auftreten.

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HPV-Impfung: Kann man sich noch als Erwachsener impfen?

Aktuell sind über 200 verschiedene HPV-Typen bekannt. Fast alle Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit dem Virus an, ohne es zu merken. Meistens tritt diese Infektion bis zum Alter von 25 Jahren auf.

Doch da eine Infektion nicht zur Immunität führe, bestünde auch danach noch ein Risiko für eine erneute Ansteckung, so die Bundeszentrale. Die meisten Krebserkrankungen werden durch die zwei Hochrisiko-Typen 16 und 18 verursacht.

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Deswegen kann man sich auch als Erwachsener noch gegen HPV impfen lassen. Einzelne Krankenkassen zahlen die Impfungen sogar bis zum 26. Lebensjahr. Zudem rät die Bundeszentrale zu einer regelmäßigen Krebsfrüherkennungsuntersuchung.

HPV-Impfung: Schützt ein Kondom vor der Infektion?

Grundsätzlich kann auch mit einem Kondom das Risiko einer HPV-Infektion verringert werden. Da das Kondom aber nur einen Teil des Genitalbereichs abdeckt, kann man sich trotzdem mit dem Virus angestecken.