Wolfsburg. Hier gibt Hannibal Weitzmann, der neue Torhüter der Grizzlys Wolfsburg, sein erstes großes Interview nach seinem Wechsel aus Iserlohn.

Die Reihe der vielen guten Eishockey-Torhüter mit deutschem Pass soll nun Hannibal Weitzmann bei den Grizzlys Wolfsburg fortsetzen. Der 27-Jährige wechselt bekanntlich von DEL-Rivale Iserlohn Roosters in den Allerpark und erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag. Hier gibt er sein erstes Wolfsburg-Interview. Hannibal Weitzmann über …

Hannibal Weitzmann wollte schon vor einem Jahr zu den Grizzlys Wolfsburg

… seine Verletzung, die er sich Ende Februar zugezogen hatte: „Es war eine Meniskus-Verletzung, kein Kreuzbandriss, wie von den Medien anfangs vermutet. Aber ich bin wieder auf einem sehr guten Weg. Ich hatte zwei, drei Wochen Pause gemacht und dann direkt mit der Reha angefangen. In ein, zwei Wochen bin ich bei 100 Prozent. Dann habe ich noch drei Monate Zeit, mein Sommerprogramm durchzuziehen. Das ist mehr Zeit, als ich in den vergangenen Jahren zur Vorbereitung hatte.“

… seine Entscheidung für die Grizzlys: „Ich wäre schon gern vergangenes Jahr zu ihnen gewechselt. Da hatte ich aber noch Vertrag in Iserlohn, und ich bin der Letzte, der einen geltenden Vertrag nicht erfüllen würde. Viele Sachen reizen mich an Wolfsburg. Erstens: Die Stabilität der Organisation, die in den vergangenen Jahren konstant oben mitspielte. Zweitens: Torwarttrainer Jonas Forsberg, mit dem ich schon in Köln lange und gut zusammengearbeitet hatte. Dass ich mich in der DEL etabliert habe, trägt seine Handschrift. Ich schätze ihn auch sehr als Menschen. Er ist immer fair gewesen. Und drittens: Neben Dustin Strahlmeier zu spielen, der zu den Toptorhütern der Liga zählt, um sich mit ihm zu messen und zu sehen, wo ich selbst stehe.“

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„Ich bin interessiert daran, herauszufinden, wo meine Grenzen liegen“

… seine Wahl, sich künftig intern mit der Grizzlys-Nummer 1, Dustin Strahlmeier, um den Platz im Tor zu duellieren, statt bei einem Klub mit weniger starker Konkurrenz zu spielen: „Iserlohn hatte mir ein Angebot zur Vertragsverlängerung unterbreitet. Meine Chancen, viel zu spielen, wären dort sicher höher gewesen als in Wolfsburg. Ich bin interessiert daran, herauszufinden, wo meine Grenzen liegen. Deshalb ist es das Beste für mich, den vielleicht besten Torwart der Liga an meiner Seite zu haben, um an dieser Aufgabe zu wachsen. Ich möchte mich immer verbessern und habe das Gefühl, dass ich von ,Strahlie’ unglaublich viel lernen kann. Vielleicht komme ich so auch mal dahin, wo er jetzt ist. Ich werde auf jeden Fall auch probieren, ihn zu entlasten, zu unterstützen und zu pushen. Und vielleicht macht unser Zweikampf ihn auch noch besser.“

… die sportlich schwierige gemeinsame Zeit mit dem jetzigen Grizzlys-Trainer Mike Stewart in Köln, wo dieser 2019/2020 nach 17 Niederlagen in Folge entlassen worden war: „Ich habe mich immer sehr gut mit ,Stewie’ verstanden. Ich hatte unter ihm in meiner zweiten DEL-Saison auch meinen Durchbruch in der DEL. Unter ihm hatte ich mal 13 Spiele am Stück bestreiten dürfen, bekam viel Vertrauen geschenkt. Die Niederlagen-Serie wird niemand vergessen, der damals Teil des Teams war. Daraus lernt man, dass es nicht immer nur bergauf geht und dass man alles dafür tun muss, um nie wieder in eine solche Situation zu geraten.“

Fabio Pfohl und Valentin Busch erleichterten den Wechsel

… seine bisherigen Besuche in Wolfsburg: „Ich war erst einmal abseits des Eishockeys in Wolfsburg. Damals holte meine Mutter ein Auto ab in Wolfsburg. Da blieben wir dann übers Wochenende, machten eine Führung durchs VW-Werk mit, hatten ein super Hotel und waren lecker Essen. Das sind meine Erinnerungen an Wolfsburg. Ansonsten habe ich aber von ehemaligen Mitspielern wie Fabio Pfohl in Köln, den ich nun ja wiedertreffe, oder Valentin Busch in Iserlohn, der lange bei den Grizzlys war, viel Gutes über den Klub und die Stadt gehört. Das hat mir die Entscheidung noch einfacher gemacht.“

… seine Eindrücke von seiner neuen Mannschaft aus Spielen gegeneinander: „Wolfsburg war immer eine sehr schnelle Mannschaft, die hart und hartnäckig spielte. Die Grizzlys haben stets eine sehr gute Basis und sind immer in der Lage, ein gewisses Level abzurufen. Es waren immer unangenehme und sehr körperliche Spiele gegen auch technisch starke Spieler. In Iserlohn hatten wir in der Kabine das Gefühl, dass wir auf ein absolutes Topteam treffen. Entsprechend stolz bin ich, dass ich Teil eines solchen Topteams werde.“

Sport hatte in der Familie Weitzmann keinen großen Stellenwert

… sich selbst: „Ich bin ein geradliniger Typ. Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig. Ich glaube, ich bin auch sehr reflektiert. Ich bin der Erste, der weiß, wenn ich nicht gut genug war. In den vergangenen Jahren bin ich gereift. Mir ist es nicht mehr wichtig, einem Status hinterherzujagen. Ich möchte mich weiterentwickeln. Um ,Strahlie’ entlasten zu können, möchte ich top performen. Außerdem trage ich mein Herz auf der Zunge, kann auch mal einen Witz reißen. Deswegen habe ich wahrscheinlich selten Streit mit anderen. Wenn man respektvoll miteinander umgeht, hat man auch keine Probleme. Und wenn doch mal, kann ich auch damit leben.“

… seine Anfänge im Eishockey: „Sport besaß eigentlich gar keinen Stellenwert in der Familie. Meine Mutter ist Schauspielerin. Als wir von Berlin nach Köln zogen, wollte sie, dass ich schnell Kinder in meinem Alter kennenlerne. Ganz in der Nähe befand sich die Eishalle. So fing ich mit Eishockey an. Wäre ein Fußballplatz näher dran gewesen, hätte ich wahrscheinlich Fußball gespielt. Aber es gibt Parallelen zwischen der Schauspielerei und dem Profisport. Bei beidem tritt man vor Zuschauern auf, und man muss auf den Punkt live performen. In jüngeren Jahren halfen mir die Erfahrungen meiner Mutter sehr, mit diesem Druck umzugehen. Ich habe ein super Verhältnis zu ihr, kann mit ihr über alles sprechen.“