Wolfsburg. Nach 17 Spielen ohne Tor trifft Jonas Wind für den VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga und sichert den Sieg gegen den VfL Bochum.

Wie groß die Erleichterung für Jonas Wind war, konnte am Samstag wahrscheinlich jeder der 26.327 Zuschauer in der Wolfsburger VW-Arena mitfühlen. Wie der VfL-Stürmer nach seiner Erlösung mit dem Bauch über den Rasen rutschte, glücklich einfach liegen blieb, während nach und nach alle Mitspieler zu ihm hin stürmten, um ihn zu beglückwünschen, sprach Bände. Der dänische Stürmer, mit Abstand immer noch der Top-Torjäger der Grün-Weißen in dieser Bundesliga-Saison, hatte gerade eine lange Durststrecke beendet.

17 Spiele war Wind ohne Tor geblieben. Für einen Fußballer, der sich vor allem über seine eigenen Treffer definiert, ist das eine Ewigkeit. Am Samstag nun die Befreiung gegen den VfL Bochum. Im Kellerduell. In einem „Druckspiel“, wie es Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl zuvor genannt hatte. Mit einem schönen Treffer beendete Wind seine Flaute und erzielte gleichzeitig den 1:0 (1:0)-Siegtreffer in diesem für seine Mannschaft so wichtigen Spiel. Für den 25-Jährigen war das Tor eine Erlösung, für seinen Klub ein sehr großer Schritt in Richtung Klassenerhalt.

Ohne Wind keine VfL-Siege in der Bundesliga

„Jetzt ist es ein schönes Gefühl, mein letztes Tor war sehr lange her. Ich bin glücklich mit den drei Punkten und natürlich mit meinem Tor“, gab Wind hinterher erleichtert Einblick in sein Seelenleben. Er hatte einen perfekten Start in diese Saison erwischt. An den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen traf der dänische Nationalspieler jeweils doppelt, führte sein Team damit zu zwei Siegen gegen Heidenheim und Köln. Doch so gut ging es nicht weiter - weder für Wind noch für den VfL.

Fast genauso lange, wie der Stürmer nicht traf, befindet sich auch sein Klub in der Krise und rutschte nach dem hoffnungsvollen Auftakt in die Spielzeit mit jeder Niederlage in der Tabelle weiter ab. Auffällig ist, ohne Torbeteiligung von Wind haben die Wolfsburger kein Bundesliga-Spiel gewonnen. Der Däne traf im September beim Sieg über Union Berlin, er erzielte wenig später einen Doppelpack beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt und vor dem Bochum-Spiel war er noch einmal am 12. Spieltag gegen RB Leipzig erfolgreich. 2:1 gewann da der VfL. Bei den Siegen in Darmstadt und Bremen, die in den vergangenen Monaten die einzigen Ausnahmen in der Wolfsburger Tristesse darstellten, steuerte Wind immerhin Vorlagen bei.

Wind: Meine Durststrecke war zu lange

So abhängig sind die Grün-Weißen anscheinend von ihrem besten Stürmer, dass Winds Tor-Krise zu einer Ergebnis-Krise des Klubs führte, die letztlich Trainer Niko Kovač den Job kostete. „Es war zu lange“, meinte auch Wind zu seiner torlosen Zeit. „Ich habe Vorlagen gegeben, aber kein Tor erzielt, und ich bin ein Stürmer“, weiß der Angreifer, dass er vor allem an den eigenen Treffern gemessen wird und schob deshalb hinterher: „Ich hoffe in den letzten vier Spielen auf mehr Tore von meiner Seite“.

Die können die Wolfsburger gut gebrauchen. Gegen Bochum hatten die Wölfe in der ersten Hälfte sehr nervös agiert, auch wenn sie durch Sebastiaan Bornauw die erste gute Chance des Spiels besaßen. Aber im Anschluss waren fast die Gäste einen Tick stärker und dem Führungstreffer etwas näher. So musste Wolfsburgs Torwart Pavao Pervan einmal stark gegen Takuma Asano parieren. Erst Winds Treffer in der 43. Minute brachte die Hausherren auf die Siegerstraße. Ein wenig Glück war dabei, als der Ball vor die Füße des Angreifers landete, doch der machte es anschließend auch klasse, nahm den Ball gut mit und zog mit links trocken ab - Bochums Schlussmann Manuel Riemann war geschlagen.

Ralph Hasenhüttl hofft im Endspurt auf seinen Torjäger beim VfL Wolfsburg

Solche Szenen zeigen, wie wichtig Wind für seine Mannschaft ist und warum die auch aufgrund seiner Durststrecke mehr und mehr in die Krise schlitterte. Winds Tor-Comeback in dem so wichtigen Spiel gegen Bochum ist daher auch ein gutes Zeichen, dass diese enttäuschende Saison immerhin nicht mit dem Worst-Case-Szenario endet. Mit den Gästen aus dem Ruhrgebiet wurde am Samstag im direkten Duell ein Kontrahent auf vier Punkte distanziert. Dazu verlor der 1. FC Köln. Die Grün-Weißen sind mit 31 Punkten noch nicht gerettet. Doch dank Winds Treffer sieht es nun wieder deutlich besser aus.

Für die letzten Schritte zum Klassenerhalt hofft Trainer Hasenhüttl nun auf weitere Beiträge seines Top-Torjägers. „Das ist für einen Stürmer ein ganz befreiendes Erlebnis, es mal wieder zu spüren, wenn man das Tor macht“, glaubt der Coach fest daran, dass Wind nun wieder von allen Selbstzweifeln befreit ist. Hasenhüttl hatte den Mittelstürmer diesmal etwas tiefer agieren lassen, damit er seine Nebenleute Tiago Tomas und Ridle Baku besser in Szenen setzen kann. Das tat Wind einige Male auch gut, zum Wolfsburger Matchwinner wurde er aber wegen seines Treffers in der 43. Minute, seinem ersten Bundesliga-Tor nach 17 Spielen ohne Erfolgserlebnis.