Wolfsburg. Der Coach des VfL tritt mit seinem Team zum ersten Spiel nach der Schäfer-Trennung in Leipzig an. Fünf RB-Akteure trainierte er selbst.

An sein letztes Heimspiel als Trainer von RB Leipzig kann sich Ralph Hasenhüttl noch gut erinnern. Durch einen 4:1-Erfolg am 33. Spieltag der Saison 2017/18 wahrte das Team seine Chancen auf einen Platz in der Champions League. Gegner damals: der VfL Wolfsburg. Zwar sollte es damals für die Sachsen nicht für den ganz großen Sprung und einen ähnlich großen Erfolg wie im Vorjahr reichen, als die Mannschaft überraschend Vizemeister wurde. Doch auf Platz sechs und in die Europa League hatte Hasenhüttl die noch junge Truppe dennoch geführt. Aber kurz nach Ende der Serie stand es dennoch fest: das Aus für den Trainer. Jetzt kehrt dieser mit der zusätzlichen Erfahrung aus vier Jahren in England mit den Wölfen an seine alte Wirkungsstätte zurück.

„Hasi, Hasi“ hallte es damals durch die Leipziger Arena. Das 4:1 über den VfL hatte auch die Fans der Sachsen überzeugt. Zwar waren die Wolfsburger durch Chancen für Divock Origi und Josip Brekalo gut in die Partie gekommen. Doch Ademola Lookman und Timo Werner stellten die Weichen für RB noch vor der Pause auf Heimsieg. Die zwischenzeitliche Hoffnung für den VfL durch den Anschlusstreffer von Daniel Didavi nach der Pause machten abermals Lookmann und Jean-Kevin Augustin mit ihren Toren zunichte. Die Gäste sollte unter dem damaligen Trainer Bruno Labbadia auch der 4:1-Sieg eine Woche später gegen Köln nicht vor der Relegation retten.

VfL Wolfsburg geht in erstes Spiel nach Zäsur mit Trennung von Marcel Schäfer

Gewisse Parallelen zu der Situation von damals sind auch jetzt zu erkennen. Die Leipziger mischen in der aktuellen Spielzeit erneut oben mit, liebäugeln abermals mit der Qualifikation für die Königsklasse. Und beim VfL wächst nach der bitteren 1:3-Niederlage gegen Mönchengladbach vom vergangenen Wochenende die Sorge vor einem ganz engen Abstiegskampf zum Saisonfinale. Die Partie bei RB (Samstag, 15.30 Uhr) ist Spiel eins nach der Zäsur, die der Verein unter der Woche mit der Trennung von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer vollzogen hat. Der kickte im Mai 2018 übrigens noch für die Tampa Bay Rowdies in der US-amerikanischen United Soccer League, bevor er im darauffolgenden Sommer als Sportdirektor zum VfL zurückkehrte.

Doch bei den Wolfsburgern ist vor gerade mal gut drei Wochen ein weiterer Umbruch auf anderer Ebene vollzogen worden. Mit der Verpflichtung von Hasenhüttl für Niko Kovac weht ein anderer Wind beim VfL. Der Coach bemüht sich nach eigener Aussage darum, festgefahrene Verhaltensmuster aus der Mannschaft herauszubekommen, die für ihn den Misserfolg in der aktuellen Serie begründen. Auch personell dachte der Trainer schon in andere Richtungen. Ridle Baku etwa soll nun seine offensiven Stärken im Mittelfeld ausspielen und nicht mehr als Außenverteidiger agieren, was zuletzt gelang. Yannick Gerhardt indes half gegen Gladbach auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position aus – ein Schachzug, der weniger gut aufging.

Fünf Leipzig-Spieler kennt Hasenhüttl besonders gut

Hasenhüttl hat sein Team nach dem schwierigen Start mit vielen fehlenden Nationalspielern mittlerweile besser kennengelernt. Und dennoch ist der neue Coach erst seit gut drei Wochen im Amt. Was bedeutet: Von den Profis, die am Samstag auf dem Platz stehen werden, kennt er auf der gegnerischen Seite viele um einiges besser als seine eigenen Akteure. Denn von dem damals noch jungen und unter Hasenhüttl erfolgreichen RB-Kader sind dem Klub erstaunlich viele Profis treu geblieben.

So könnte der VfL Wolfsburg in Leipzig spielen.
So könnte der VfL Wolfsburg in Leipzig spielen.

„Ich habe ihm viel zu verdanken. Er ist ein sehr guter Mensch und Trainer. Das hat er in England gezeigt, und tut es jetzt in Wolfsburg“, sagte etwa Peter Gulacsi unter der Woche über Hasenhüttl. Der Coach hatte den Ungarn in Leipzig zum Stammkeeper gemacht. Aber mit Willy Orban, Yussuf Poulsen, Kevin Kampl und Lukas Klostermann sind noch vier weitere Akteure bei den Sachsen aktiv, die bei RB bereits unter Hasenhüttl trainierten. In der Startelf wird von ihnen am Samstag neben Gulacsi aber vermutlich nur Orban stehen.

Hasenhüttl und Rangnick: Es passte nicht mehr mit beiden bei RB Leipzig

„Ich würde lügen, wenn das nicht für jeden Trainer etwas Besonderes wäre. Das Wichtigste ist, dass man mit erhobenem Haupt zurückkommen kann“, sagte Hasenhüttl rückblickend über die Zeit. Es sei wichtig, die Menschen immer so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden wolle. Man müsse ihnen das Gefühl geben, wichtig zu sein und sie respektieren, so der Coach. Er sei dankbar, dass er Teil der Leipziger Erfolgsgeschichte sein durfte. Dort seien in den vergangenen Jahren viele richtige Entscheidungen getroffen worden.

Für ihn selbst endete die Zeit ebenfalls aufgrund einer Entscheidung: RB und Hasenhüttl gingen getrennte Wege. Der damalige RB-Sportdirektor Ralf Rangnick soll mit der sportlichen Entwicklung nicht mehr restlos zufrieden gewesen sein. Offiziell hatte jedoch Hasenhüttl um die Auflösung seines Vertrags gebeten.

Es ist jener Teil des Kapitels, der weniger schön war. Aus VfL-Sicht passte damals das Ergebnis in einem ganz bestimmten Spiel nicht. „Es war damals ein gutes für mich, heute wäre es ein schlechtes für uns“, meint der Coach. Denn es würde bedeuten: Der Abstiegskampf für den VfL Wolfsburg würde noch ein Stück härter werden.

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