Braunschweig. Der neue VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl zieht Youngster Bennit Bröger dauerhaft zu den Profis hoch. Der war selbst etwas überrascht.

Das letzte Auswärtsspiel der A-Jugendfußballer des VfL Wolfsburg war für Bennit Bröger ein echtes Heimspiel. Im Spiel bei Lokalrivale Eintracht im Braunschweiger NLZ im Kennel sah der 17-Jährige viele bekannte Gesichter - sowohl am Spielfeldrand als auch auf dem Platz. Das ist nicht verwunderlich, ist Bröger doch gebürtige Braunschweiger.

Seine Familie hatte diesmal den kürzesten Weg zu einem Auswärtsspiel des VfL in der A-Bundesliga Nord/Nordost, und viele der Gegenspieler kennt der Wolfsburger Mittelfeldspieler sowieso. Während die meisten seiner Mitspieler nach dem Schlusspfiff bei dem siegreichen 2:0 gegen die Braunschweiger relativ schnell den Weg in die Kabine antraten, stand er noch länger mit einigen Blau-Gelben zusammen, um sich zu unterhalten. „Das Spiel mit der A-Jugend in Braunschweig war für mich etwas Besonderes. Ich kenne die meisten Eintracht-Spieler. Das ist für mich immer ein cooles Spiel“, sagte Bröger über den Auftritt mit dem VfL in seiner Heimatstadt.

Bei der U19 übernimmt Bröger in der Zentrale Verantwortung

Zwar erwischte der laufstarke Techniker in diesem Spiel für die U19 nicht seinen allerbesten Tag. Bröger war viel unterwegs, forderte oft den Ball und übernahm als zentraler Mittelfeldspieler die von ihm geforderte Verantwortung, doch er verzeichnete auch ein, zwei Ballverluste zu viel.

Aber vielleicht schaut man als Spielbeobachter bei dem Talent inzwischen auch ein wenig kritischer hin als noch vor kurzem. Denn vor zwei Wochen fiel Brögers Name im Zusammenhang mit den VfL-Profis. Wolfsburgs neuer Trainer Ralph Hasenhüttl hatte den Mittelfeldspieler bei seinem Dienstantritt in der Autostadt während der Länderspielphase ins Training des Bundesliga-Teams hochgezogen und nach positiven Eindrücken öffentlich mit dem Gedanken gespielt, Bröger bei seiner Premiere auf der VfL-Trainerbank in Bremen in den Kader zu berufen.

Von Hasenhüttls Kaderansage überrascht

Selbst der Teenager war von diesem steilen Aufstieg unter dem neuen Coach etwas überrumpelt, obwohl er bereits im vergangenen Sommer unter Hasenhüttls Vorgänger Niko Kovac einige Trainingseinheiten und Testspiele in der Wolfsburger Männermannschaft absolvierte. „Ich war die Woche zuvor im Training bei den Profis, trotzdem war ich etwas überrascht, dass ich im Kader stehen sollte. Davon war ich nicht ausgegangen“, denkt der 17-Jährige zurückhaltend an seine Fast-Nominierung gegen Werder zurück. Es wäre für ihn das erste Mal gewesen, dass er zum Bundesliga-Aufgebot der Wölfe gehört hätte.

Doch auch wenn es gegen Bremen nicht mit einer ersten Nominierung geklappt hat, freute sich Bröger über die Wertschätzung, die ihm der neue Chefcoach der Grün-Weißen entgegenbringt. „Es ist jetzt relativ glücklich gelaufen, dass ich unter dem neuen Trainer in der Länderspielpause kurz oben war, eigentlich nur zum Auffüllen des Kaders. Ich bin jetzt erst einmal fest bei den Profis, alles andere muss man schauen“, sagt er.

Angeblich klopfte auch Werder Bremen bei Bröger an

Der junge Mittelfeldspieler hofft natürlich, dass er sich im Herrenteam dauerhaft festsetzen kann. Er weiß aber auch, dass er beim Warten auf das erste Pflichtspiel womöglich noch viel Geduld mitbringen muss. „Es ist ganz gut, wie es jetzt läuft. In der U19 spielen, und wenn es irgendwann sein soll, bei den Profis im Kader sein. Aber immer, wenn das nicht der Fall ist, werde ich bei der U19 sein und Spielpraxis sammeln. Das ist für mich die perfekte Lösung“, findet Bröger.

Im Gespräch wirkt der Youngster sehr geerdet. Nachdem er seine ersten Schritte im Fußball beim MTV Braunschweig sowie beim BSC Acosta tat, wechselte er bereits in der E-Jugend zum VfL Wolfsburg. Dort durchlief er alle Jugendteams bis zur U19. Dabei gab es in den vergangenen Jahren immer mal wieder andere Profi-Klubs, die bei dem Talent anfragten. So soll nach Informationen unserer Zeitung vor einem Jahr auch Werder Bremen angeklopft haben. Doch der VfL wollte sein Eigengewächs unbedingt halten und verlängerte mit ihm im vergangenen Sommer den Vertrag langfristig.

Ein Traum, beim VfL Profi zu werden

Dabei waren sicherlich Konditionen und Perspektive wichtige Punkte, doch für Bröger war es auch eine Herzensentscheidung. „Ich spiele seit der U10 beim VfL Wolfsburg. Es ist mein Traum, hier Profi zu werden. Deswegen stand es für mich nicht infrage, dass ich in Wolfsburg den nächsten Vertrag unterschreibe, wenn mir einer angeboten wird“, erklärt der junge Mann. Er wird in den nächsten Wochen weiter versuchen, Hasenhüttl von sich zu überzeugen und auf seine erste Chance in der Bundesliga hoffen.

Obwohl der Bröger viele Voraussetzungen für eine Karriere im Profi-Fußball mitbringt, ist es fast verwunderlich, dass er nun so kurz vor einem Debüt im deutschen Oberhaus steht. Denn seine Familie ist eigentlich in der Leichtathletik zu Hause. Die Eltern des Mittelfeldspielers waren mit großen Ambitionen als Läufer unterwegs, Mutter Katrin brachte sogar Medaillen von Deutschen Meisterschaften mit und bereits Großvater Bernhard Bröger war eine bekannte Größe in der Braunschweiger Leichtathletik-Szene. Vielleicht helfen diese Gene Bennit Bröger nun aber auch bei der Jagd nach dem Ball weiter. Seine Laufstärke ist einer der größten Pluspunkte, die er gegenüber anderen Talenten in seinem Alter besitzt. „Ich würde schon sagen, dass ich eine gute Ausdauer habe. Ich denke auch, dass das ein bisschen daher kommt“, sagt der Fußballer lachend zu den Eigenschaften, die ihm seine Eltern in die Wiege gelegt haben.

Die hatten das Spiel gegen die A-Jugend der Eintracht als Zuschauer verfolgt und sich bestimmt über den kurzen Anfahrtsweg gefreut. Sollte ihr Sohn aber bald in der Männer-Bundesliga seine Premiere feiern, nehmen sie aber sicherlich auch gerne eine längere Anreise in Kauf.