Braunschweig. Weniger Pyro, mehr Sicherheit: Landesinnenministerin will Ergebnisse sehen. Neue Polizei-Ermittlungen nach Hinspiel machen fassungslos.

Landesinnenministerin Daniela Behrens hat vier Wochen vor dem Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 ihre Forderung nach mehr Stadionsicherheit erneuert. Sie erwarte von Eintracht Braunschweig als Veranstalter die Umsetzung polizeilicher Vorgaben, erklärte die SPD-Politikerin im Interview mit unserer Zeitung.

Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96: Was Behrens von den Clubs erwartet

„Die Vereine sollen endlich die Hinweise der Polizei im Vorfeld ernst nehmen und auch umsetzen. Es geht um strikte Fan-Trennung, um bauliche Maßnahmen, die für mehr Sicherheit sorgen. Natürlich geht es um weniger Pyrotechnik, weniger diskriminierende Banner und um einen Ordnungsdienst, der den Namen auch verdient. Einige Ordner, die ich im Stadion erlebe, haben die Ultras schlicht nicht im Griff.“ Insgesamt hätten die Vereine „zu lange zu wenig gemacht“, sagte Behrens. Erste Früchte einer verbesserten Dialogbereitschaft sollten schon im April Braunschweig zu erkennen sein, forderte sie.

Einige Ordner, die ich im Stadion erlebe, haben die Ultras schlicht nicht im Griff.
Daniela Behrens - Innenministerin von Niedersachsen

Im Interview wiederholte die Innenministerin ihre Schlüsse aus den Krawallen im Rahmen des Hinspiels in Hannover. Der „Bremer Weg“, Einsatzkosten der Polizei, den Vereinen in Rechnung zu stellen, sei für Niedersachsen weiter eine Option. „Wenn sich die Vereine nicht bewegen, werden wir darüber reden müssen. Dann muss ich irgendwann eine Rechnung stellen und der Gebührenbescheid ist unausweichlich“, erklärte Behrens.

Vor Niedersachsen-Derby: Über welche Maßnahmen Daniela Behrens nachdenkt, falls es Zoff gibt

Angesichts des mittlerweile erreichten Ausmaßes an Gewalt und Aggressionen dürfe es keine Denkverbote mehr geben. Verbessere sich die Situation nicht, müsste auch über personalisierte Tickets oder den Ausschluss der Gästefans nachgedacht werden. Hier sei sie sich mit ihren Amtskollegen aus den Ländern einig. Auch den DFB und die DFL sehe man in der Pflicht. „Wir haben unisono die klare Erwartungshaltung, dass die Verbände die selbst gesteckten Ziele auch umsetzen. Absichtserklärungen reichen aber nicht mehr, es geht um Ergebnisse: Gibt es weniger verletzte Polizistinnen und Polizisten, gibt es weniger Gewalt im Stadion? Das muss die Marschroute sein“, erklärte Behrens.

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Beim Hinspiel im November 2023 war es im Stadion von Hannover 96 im Rahmen des Derbys gegen die Eintracht aus Braunschweig zu massiven Auseinandersetzungen gekommen. Insbesondere im Eintracht-Gästeblock wütete ein Mob. Dabei war auch ein Polizist verletzt worden. Die Polizei bezifferte den Schaden allein dort auf 125.000 Euro. Zudem wurde massenhaft Pyro-Technik gezündet, es kam zu mehreren Spielunterbrechungen. Behrens bezeichnete die Situation damals als „völlig inakzeptabel“.

Nach Derby-Hinspiel zwischen Hannover und Eintracht: So viele Verfahren wurden eingeleitet

Die Polizeidirektion Hannover teilte unserer Zeitung mit, man habe bisher 200 Verfahren gegen Tatverdächtige eingeleitet. Etwa zwei Drittel der Personen stamme aus der Braunschweiger Fanszene, ein Drittel von Hannover 96. Vorgeworfen würde ihnen unter anderem Körperverletzungsdelikte, tätliche Angriffe sowie (schwerer) Landfriedensbruch. Unter anderem seien Einsatzkräfte mit einer mehrere Kilogramm schweren Registrierkasse und Teilen eines demontierten Kiosks beworfen worden.

„Stand heute konnten bereits mehr als 60 Tatverdächtige aus dem zu großen Teilen vermummten Personenkreis ermittelt werden“, hieß es von einem Polizeisprecher. Die Ermittlungsgruppe setze ihre Arbeit fort.