Braunschweig. Die neue Energiegenossenschaft installiert dieses Jahr 13 Solaranlagen. Im nächsten Jahr ist auch das Dach der VW-Halle dran.

Kaum gegründet, geht die neue Energiegenossenschaft in die Vollen. Mehr Solarenergie soll in Braunschweig erzeugt werden. 13 Großanlagen werden noch in diesem Jahr gebaut. Vorstand und Aufsichtsrat kündigen an: Im nächsten Jahr erhalten auch das Eintracht-Stadion und die VW-Halle Solardächer.

Gute Laune im Büro des Umwelt-Dezernenten. Denn was Holger Herlitschke, er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Energiegenossenschaft, im Vorfeld angedeutet hatte, wird nun tatsächlich wahr: „Bereits im August werden wir die ersten großen Solaranlagen im Stadtgebiet bauen. Bis November sollen 13 neue Anlagen stehen. Vielleicht auch mehr.“

Warum das so flott geht, erklärt Vorstand Carsten van de Loo. Er ist auch Abteilungsleiter für Objektmanagement und Instandsetzung bei der Stadt Braunschweig: „In diesem Jahr werden ausschließlich Anlagen auf Dächern der Stadt Braunschweig gebaut. Alle acht Flüchtlingsunterkünfte werden Solardächer erhalten sowie einige Turnhallen. Von den Standorten wissen wir bereits, dass die Dächer die zusätzliche Last der PV-Module tragen können.“

Die Führungsspitze der Energiegenossenschaft: Aufsichtsratsvorsitzender Holger Herlitschke (Mitte) sowie die Vorstände Carsten van de Loo (links) und Maximilian Bohr.
Die Führungsspitze der Energiegenossenschaft: Aufsichtsratsvorsitzender Holger Herlitschke (Mitte) sowie die Vorstände Carsten van de Loo (links) und Maximilian Bohr. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Ähnlich verhält es sich mit den städtischen Liegenschaften Eintracht-Stadion und VW-Halle. Von den Dächern dort weiß man bereits: Sie tragen die Zusatzlast von Standard-Modulen nicht. Leicht-Module würden verbaut, berichtet Maximilian Bohr. Er ist ebenfalls Vorstand und Abteilungsleiter Vertrieb bei BS-Energy. „Bei den Modulen wird kein Glas verwendet, sondern Folie. Dies lässt das Modul-Gewicht so stark sinken, dass auch die Dächer von Stadion und VW-Halle belegt werden können.“

Aufträge werden in einem Paket gebündelt

Spezial-Module sorgen für höhere Kosten. Doch das relativiere sich, so Herlitschke: „Wir vergeben keine Einzelaufträge, sondern ein Auftragspaket. Das Paket, 13 Dächer zu belegen, hat bereits dafür gesorgt, dass wir Marktführer in der Region sind. Bei solch riesigen Aufträgen lassen sich sehr günstige Preise erzielen.“ Es geht um Anlagen mit einer Modul-Spitzenleistung von insgesamt 500 bis 800 Kilowatt in diesem Jahr. 1000 Kilowatt sind später angepeilt. Standard-Anlagen auf Einfamilienhäusern leisten meist bis zu 11 Kilowatt.

Ein erster Plan – die Energiegenossenschaft importiert Module selbst aus Asien – wird nicht umgesetzt. Herlitschke: „Zu riskant. Man weiß nicht, welche Hersteller sich dauerhaft am Markt behaupten können. Der Kauf im Großhandel heißt stattdessen: Die Garantie ist gewährleistet.“

Solaranlage für Schulungen geplant

Nein, sagt Bohr, Engpässe gebe es nicht. Gute Geschäftsbeziehungen bestünden bereits zum Wechselrichter-Hersteller SMA in Kassel. Solar-Techniker belegten auch lieber riesige Dachflächen als die Dächer von Einfamilien-Häusern. Gleichwohl soll auch eine Antwort auf die Frage gefunden werden: Wenn Braunschweig tatsächlich bis zum Jahr 2030 möglichst klimaneutral werden will, wer soll die vielen Anlagen montieren? Gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft wird geprüft, ob eine Modell-Solaranlage gebaut wird. Zu Schulungszwecken. Eine solche Anlage fehlt bislang.

Solarenergie in Braunschweig.
Solarenergie in Braunschweig. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Das sei der Vorteil einer Genossenschaft, sagt Herlitschke. Ganz viele Akteure seien beteiligt. Stadt, Nibelungen, Wiederaufbau. Sie verfügen über riesige Dachflächen. Und zusätzlich die Volksbank Brawo sowie die Braunschweigische Landessparkasse: „Die Finanzierung von Projekten ist also vergleichsweise einfach. Im Verbund können wir viel größere Fortschritte erzielen. Der PV-Ausbau wird weit schneller gehen, als hätten wir lediglich eine städtische Tochter gegründet.“

Allerdings: Die neue Energiegenossenschaft heißt Energiegenossenschaft Braunschweiger Land und ist regional aufgestellt. Grund, so der Aufsichtsratsvorsitzende: „Die Partner sind regional aufgestellt. Wir werden in der gesamten Region tätig sein.“ Kommt Braunschweig dann zur kurz?

Gewiss nicht, sagt Vorstand van de Loo. Die Bundesregierung will das Grundgesetz ändern. Die Nutzung erneuerbarer Energien soll im überragenden öffentlichen Interesse liegen und der öffentlichen Sicherheit dienen. „Das bedeutet: Rückenwind!“

Der Denkmalschutz tritt dann zum Beispiel in der Abwägung zurück. Das hieße, so Herlitschke: „Man muss sicherlich nicht jeden Quadratmeter belegen. Aber es eröffnen sich völlig neue Perspektiven, zum Beispiel für die Dächer denkmalgeschützter Gebäude im Siegfriedviertel oder des Klinikums Holwedestraße.“

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