Braunschweig. Die Erkältungswelle naht, noch immer sind viele Arzneimittel nicht erhältlich. Die Politik hat zu spät reagiert, meint Katrin Schiebold.

Wer im vorigen Winter auf der Suche nach Fiebersäften für sein Kind war, kennt das Problem schon. Fiebermittel, Antibiotika – derzeit nicht verfügbar, hieß es oft. Wir reiben uns die Augen: Medikamenten-Mangel in einem Industriestaat? Kaum zu glauben, dass es so weit gekommen ist.

Nach wie vor sind wichtige Arzneimittel knapp. Ärzte und Apotheker verbringen viel Zeit damit, nach Alternativen zu suchen, damit Patienten trotzdem bestmöglich versorgt sind. Und die Grippe- und Erkältungswelle hat uns noch nicht einmal erreicht. Viel zu spät ist im Juli ein Gesetz in Kraft getreten, das die Probleme lösen soll. Es hebt unter anderem die Preisbindung für Kinderarzneimittel weitgehend auf. Auch können Apotheken leichter Ersatzmedikamente ausgeben und für bestimmte Medikamente sollen Vorräte angelegt werden. Bis diese Therapien anschlagen, wird es aber dauern. Erste Eltern fangen deshalb an, sich vorsorglich mit Arzneimitteln einzudecken. Alles in allem ein Armutszeugnis für ein Land, das sich lange für seine sichere Patientenversorgung gerühmt hat.

Zudem bleibt ein Problem bestehen: Das „Hauptsache-Billig“-Prinzip zwingt Arzneimittelhersteller zum Rückzug. Nach wie vor sind wir abhängig von Herstellern in China oder Indien. Die jetzigen Maßnahmen der Bundesregierung sind daher nur ein Notpflaster. Dauerhafte Besserung wird es erst geben, wenn die Politik grundlegende Strukturen ändert und die Produktion zurück nach Europa verlagert wird.