Braunschweig. Timo Keller über das Familienleben im Klimawandel. Diesmal geht es um Kleinigkeiten, die viel ausmachen können – wie bei Gartenerde.

Der Kampf gegen den Klimawandel findet an vielen Fronten statt. Global, national und lokal, auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Doch ein wichtiger Kampf findet auch im Privaten statt. Was kann ich, was können wir in der Familie tun, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten? Natürlich ist der winzig klein, und vermutlich jeder (jede) hat sich schon einmal die Frage stellt, was es eigentlich bringt, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, um Emissionen zu sparen, wo doch zeitgleich in China zwei Kohlekraftwerksblöcke gebaut werden – pro Woche wohl bemerkt.

Es fängt im Kleinen an. Kleinvieh macht auch Mist, ist hier wohl das passende Sprichwort. Und wir in unserer vierköpfigen Familie stoßen dabei im Alltag immer wieder auf kleine Stellschrauben, an denen wir mit gutem Gewissen drehen. Das jüngste Beispiel: Für die neue Hecke musste Gartenerde her, also ab in den Baumarkt, zwei Sorten zur Auswahl. Für den 13-Jährigen ist sofort klar, welche es sein muss – nämlich die ohne Torf. Warum? „Das ist besser für die Umwelt.“

Was Klimaschutz mit dem Geldbeutel zu tun hat

Kurze Recherche, und das Ergebnis ist klar: Der Junge hat recht. Für den Torfabbau werden Moore als Naturflächen großräumig zerstört. Deutschland gehört zu den weltweit größten Torf-Abbauländern. 2022 waren es 2,6 Millionen Tonnen, nur Finnland baute mit 5,4 Millionen noch deutlich mehr ab. Moore spielen beim Abbau des klimaschädlichen CO₂ eine große Rolle – und da stellt sich schon die Frage: Muss das sein?

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Wer jedoch jeden Euro zweimal umdrehen muss, der kommt vielleicht zu dem Schluss, dass es doch die Erde mit mehr Torf sein muss. Die ist etwas günstiger. Ein Grund für den erhobenen Zeigefinger ist das jedoch mitnichten. Solange Produkte, die nachhaltig produziert werden, teurer sind als diejenigen, die konventionell hergestellt werden, wird Klimaschutz immer wieder am Füllstand des Geldbeutels scheitern. Hier ist die Politik gefragt.

Beim Beispiel Torf wird in anderen Ländern schon gehandelt. Irland hat den Abbau 2021 praktisch eingestellt. Finnland, der weltweit größte Produzent, will die Förderung bis 2035 auslaufen lassen. Eine gute Nachricht für den Umweltschutz – und für das Gewissen vor dem Regal mit der Gartenerde.

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