Braunschweig. Hoher Besuch am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Zwei Ministerinnen sprachen über die Waldbrandbekämpfung. 2024 soll es mit der Staffel weitergehen.

Auf die zunehmend große Waldbrand-Gefahr in Mitteleuropa sollen Einsatzkräfte in Deutschland besser reagieren können. „Wir müssen uns für diese Gefahren viel stärker wappnen als das in der Vergangenheit der Fall war“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Mittwoch in Braunschweig. Nancy Faeser und ihre niedersächsische Amtskollegin Daniela Behrens besuchen am Mittwoch die neue Löschflugzeugstaffel am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg.

Die Stationierung der beiden Maschinen nannte Faeser „mehr als vorbildlich“. Gemünzt war das nicht nur auf die Maschinen selbst und ihre Löschwasserkapazität von jeweils mehr als 3000 Litern, sondern auch auf die übergreifende Finanzierung. Die beiden Flugzeuge werden durch die EU (75 Prozent) sowie zu gleichen Teilen vom Bund und dem Land Niedersachsen finanziert.

Eine südamerikanische Crew von mindestens vier Piloten und vier Mechanikern soll bis Ende Oktober vor Ort sein. Zur großen Freude von Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) und Flughafen-Geschäftsführer Michael Schwarz kündigte Faeser an, das Modell mit dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg als „Homebase“ auch im kommenden Jahr fortführen zu wollen. 900.000 Euro aus Bundesmitteln stellte die Ministerin dafür in Aussicht.

Daniela Behrens betonte, wie stolz sie darauf sei, dass die ersten der auf diese Weise europäisch finanzierten und EU-weit zur Verfügung stehenden Flugzeuge in Niedersachsen stationiert sind. Die Möglichkeit, Waldbrände aus der Luft zu löschen, ergänze die großen Anstrengungen, die das Land in puncto Früherkennung und Reaktionsgeschwindigkeit der Feuerwehren unternehme. Faeser sagte: „Wir haben auch in diesem Sommer schon jetzt verheerende Wald- und Vegetationsbrände erlebt.“ Im Kampf dagegen wolle der Bund die Länder weiterhin mit Hubschraubern der Bundespolizei, dem Technischen Hilfswerk und auch der Bundeswehr unterstützt werden.

Löschpiloten zeigen Bundesinnenministerin ihr Können

Pilot Lorenzo Greco (l) begrüßt Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg.
Pilot Lorenzo Greco (l) begrüßt Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Olaf Gamal Deussen von der Europäischen Kommission (l-r), Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, und Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg.
Olaf Gamal Deussen von der Europäischen Kommission (l-r), Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, und Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Daniela Behrens (l, Ministerin für Inneres und Sport Niedersachsen) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser stehen vor einem der beiden Löschflugzeuge.
Daniela Behrens (l, Ministerin für Inneres und Sport Niedersachsen) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser stehen vor einem der beiden Löschflugzeuge. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Eines der beiden Löschflugzeuge in Braunschweig.
Eines der beiden Löschflugzeuge in Braunschweig. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen.
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen.
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen.
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen.
Ein Löschflugzeug demonstriert den Wasserabwurf im Tiefflug über dem Flughafen. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Journalisten umlagern Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, und Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, während des Besuchs
Journalisten umlagern Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, und Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, während des Besuchs © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Gruppenfoto: Michael Schwarz vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg (l-r), Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann, Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Olaf Gamal Deussen von der Europäischen Kommission stehen vor einem der beiden Löschflugzeuge.
Gruppenfoto: Michael Schwarz vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg (l-r), Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann, Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Olaf Gamal Deussen von der Europäischen Kommission stehen vor einem der beiden Löschflugzeuge. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Landesbranddirektor Dieter Rohrberg, Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat,  und Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, begutachten die neue Einsatzkleidung der Feuerwehr.
Landesbranddirektor Dieter Rohrberg, Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, begutachten die neue Einsatzkleidung der Feuerwehr. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Der Hubschrauber von Nancy Faeser vor ihrem Abflug.
Der Hubschrauber von Nancy Faeser vor ihrem Abflug. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Zahlreiche Gäste und Schaulustige hatten sich auf und an der Terrasse des Flughafens versammelt.
Zahlreiche Gäste und Schaulustige hatten sich auf und an der Terrasse des Flughafens versammelt. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Olaf Gamal Deussen von der Europäischen Kommission (l-r), Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum hielten Reden.
Olaf Gamal Deussen von der Europäischen Kommission (l-r), Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, und Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum hielten Reden. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Zahlreiche Medien waren nach Braunschweig gereist.
Zahlreiche Medien waren nach Braunschweig gereist. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, war in bester Stimmung.
Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, war in bester Stimmung. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, freute sich über den Besuch - und weitere Fördergelder.
Daniela Behrens, Ministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, freute sich über den Besuch - und weitere Fördergelder. © Florian Kleinschmidt | Florian Kleinschmidt
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Die passende Überschrift stand bei dem Termin am Mittwochmittag eigentlich schon nach dem ersten Blick übers Rollfeld fest: „Großer Bahnhof am Flughafen.“ Doch als dann der Kollege von der Deutschen Presseagentur meinte, es würde bestimmt die Hälfte der vielen Journalistinnen und Journalisten „Großer Bahnhof am Flughafen“ schreiben, war die Idee natürlich gestorben. Dennoch waren die Dimensionen besonders beachtlich. Pressekonferenz, Rundgang, Vorführung verschiedener Brandbekämpfungstechniken. Und welch ein Gewusel! Eine Bundes- und eine Landesministerin, Landtagsabgeordnete und Ratsmitglieder, zwei Oberbürgermeister, dazu Piloten, Flughafenpersonal, Branddirektoren und andere Feuerwehrfunktionäre, außerdem Polizei, Pressesprecherinnen, Journaille, Security-Leute – und das alles für zwei gar nicht so große Flugzeuge, die eigentlich schon seit Wochen da sind?

Es sind zwei Faktoren, die diesen Auftrieb erklären. Zum einen ist die Waldbrandgefahr und mit ihr auch das politisch-mediale Potenzial dieses Themas stark gestiegen. Zum anderen ist die Finanzierung der am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg stationierten Staffel wirklich etwas Besonderes. In der Zeit, in der sich die Fernsehteams („Wir machen jetzt die O-Töne“) die Innenministerinnen Nancy Faeser (Bund) und Daniela Behrens (Land) geschnappt haben, erklärte Olaf Deussen, Referent des EU-Kommissars für Katastrophenschutz, unserer Zeitung noch einmal kurz die Vorgeschichte. Im waldbrandmäßig furchtbaren Sommer 2022 habe die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) beschlossen, die Kapazitäten für Brandbekämpfung aus der Luft stark auszuweiten, die Zahl der Maschinen der Resc-EU-Flotte zu verdoppeln.

Heraus kam die Möglichkeit der Kofinanzierung, die in Niedersachsen schnell und kräftig am Schopf gepackt wurde. Ergebnis: Neben der Hauptbasis Braunschweig sind die Flugplätze Leer-Papenburg in Ostfriesland sowie der Flugplatz Faßberg in der Heide die Zweit-Basen der Staffel, die ja jetzt schon zur Verfügung steht, andere Kräfte zu unterstützen, sei es am Brocken oder in Schweden. „Ja, manchmal geht es erfreulich schnell“, sagte Deussen, „das ist bei diesem Thema ja auch besonders gut.“

Über „dieses Thema“ sprachen die Ministerinnen zuvor ausführlich. „Der Klimawandel führt zu immer trockeneren und heißeren Sommern“, sagte Nancy Faeser und erwähnte als aktuelle Beispiele Waldbrand-Probleme in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. „Vor Jahren war das vor allem ein Problem für Franzosen, Italiener und Griechen, mitterlweile aber auch bei uns.“ Insofern habe man viel zu lernen – und wolle das auch tun. Natürlich mache das Feuer niemals vor Landesgrenzen halt, weshalb die Zusammenarbeit in der EU und zwischen Bund und Ländern so besonders wichtig sei. „Wir werden die Länder mit den Hubschraubern der Bundespolizei, mit dem Technischen Hilfswerk und auch der Bundeswehr weiterhin mit aller Kraft bei der Waldbrandbekämpfung unterstützen“, versicherte Faeser.

Und Daniela Behrens ging auch auf die internationale Ebene ein. Dankbar habe man im Vorjahr bei den Bränden im Harz die Hilfe aus Italien angenommen. Gern beteilige man sich nun an einem Modell, von dem auch andere profitieren könnten. Die Landesministerin fasste die niedersächsischen Bemühungen, Waldbrände zu bekämpfen zusammen, erwähnte die Früherkennung durch Kameras und lobte die Arbeit von 130.000 ehrenamtlichen und 3000 beruflichen Feuerwehrleuten. Die Ministerin sprach auch über die neuen Landeseinheiten, die das Feuer vom Boden aus bekämpfen. Sie heißen GFF-V – für „Ground forest fire fighting using vehicles. Vier solcher Einheiten seien im Aufbau, die erste habe in der waldbrandmäßig problematischen Gegend Celle/Heidekreis schon im Vorjahr ihre Fahrzeuge erhalten. Überhaupt sei Aufbau das Gebot der Stunde. Das Land habe fünf Abrollbehälter beschafft. Sie enthalten daas Material, um einen Lande- bzw. Wasseraufnahmeplatz für einen Hubschrauber mit mobilem Löschwasserbehälter einzurichten. Auch würden 26 Löschfahrzeuge beschafft, um die Brandbekämpfung der Kommunen zu unterstützen. Technik sei sehr wichtig, aber nicht alles. „Wir investieren auch in Ausbildung, wir brauchen gute Frauen und Männer“, sagte die Ministerin.

Die Botschaft der Ministerinnen war eindeutig: Wir machen sehr viel. Wie werden noch mehr tun – auch abgesehen von den beiden Flugzeugen, die natürlich trotzdem ganz toll sind. Gleich zweimal benutzte Daniela Behrens übrigens auch das Wort „charmant“, als von den südamerikanischen Piloten und Mechanikern die Rede war. In diesem Sinne soll der Höhepunkt der Vorführung keineswegs verschwiegen werden. Der Pilot Eduardo Carugati zeigte, was eine der leuchtend gelben Maschinen (Typ Air Tractor A-802, Länge: knapp 11 Meter, Höchstgeschwindigkeit: immerhin 340 Stundenkilometer) so draufhat. Er flog eine schöne Schleife über Braunschweig-Waggum. Dann kam er direkt auf das sonnenüberflutete Rollfeld zugerast und ließ dann auf eindrucksvolle Weise die Wassermassen über einer Flughafenwiese ab, bevor er die Maschine wieder ziemlich scharf nach oben steuerte. Der Pilot wird es nicht mitbekommen haben. Auch deshalb sei es hier notiert. In der bemerkenswert großen Besuchergruppe wurde bemerkenswert kräftig applaudiert.