Braunschweig. Wie entstehen Tornados? Was ist das richtige Verhalten bei Tornados? Wer zahlt aufkommende Sachschäden? Ein Experte gibt Antworten.

Aktuell warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Donnerstag vor starkem Gewitter und extremen Starkregen. Vor allem in Südniedersachsen wird die Extremwetterlage erwartet. Dabei werden auch einzelne Tornados vom DWD nicht ausgeschlossen.

Damit Sie bestens auf alles vorbereitet sind, fassen wir hier einmal die wichtigsten Informationen zum Thema Tornado zusammen:

Was ist ein Tornado?

Ein Tornado ist ein Luftwirbel, der mit einem Schauer oder einer Gewitterwolke in Verbindung steht, wie Meteorologe Oliver Schlenczek vom Max-Planck-Institut erklärt. Das Naturphänomen trete hierzulande jährlich zwischen 30 und 60 Mal auf.

Der Begriff „Tornado“ stammt aus dem Spanischen und kann zu Deutsch mit „umkehren, wenden, (sich) drehen“ übersetzt werden. Andere Bezeichnungen sind: „Großtrombe“, „Windhose“ (Tornado über Land), „Wasserhose“ (Tornado über Meer oder großen Binnenseen) oder aus dem englischen Sprachraum „Twister“. Meistens wird das Naturereignis aber als Wirbelsturm bezeichnet, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) erklärt.

Wie entsteht ein Tornado?

Ein Wirbelsturm kann entstehen, wenn starke Temperaturgegensätze herrschen, kalte und warme Luft also aufeinandertreffen und die Luft dann aufsteigt, beziehungsweise gehoben wird. Dann entsteht zunächst eine Gewitterwolke, wie wir sie kennen.

So entsteht ein Tornado.
So entsteht ein Tornado. © dpa | Jürgen Runo

Damit es dann zu einem Tornado kommt, muss sich eine sogenannte Superzelle bilden, wie die Meteorologen die Gewitterwolke dann nennen. Diese kann laut DWD dann einen Durchmesser von 20 bis 30 Kilometer haben. Der Tornado entsteht, wenn auf dem Boden andere Windgeschwindigkeiten vorherrschen als in der Luft. Der Aufwind von unten sorgt dafür, dass sich die Gewitterwolke zu einer rotierenden Drehsäule entwickelt.

Warum können vor allem heute Tornados auftreten?

Bei der heutigen Wetterlage, so erklärt es Schlenczek, sind es vor allem die routierenden Superzellen, die für eine besonders große Tornado-Gefahr sorgen. Laut DWD kann ein Tornado einen Durchmesser von mehr als einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können. Gewitter und Hagel sind Begleiterscheinungen.

Wie werden Tornados vorhergesagt?

In Deutschland ist das Tornado-Frühwarnsystem nicht so gut ausgebaut wie zum Beispiel in den USA. Darüber hinaus ist es generell schwierig, verlässliche Aussagen über das Auftreten einer Windhose zu geben. Weder der Wetterradar noch Satelliten können die recht kleinen Tornados wahrnehmen.

Es können aber Gebiete vorhergesagt werden, wo die Entstehung von Wirbelstürmen wahrscheinlicher ist, weil dort die Wind- und Luftbedingungen am günstigsten sind. „Bei einer Tornado-Meldung wird dann eine Tornado-Warnung abgegeben für die Gebiete, wo der Tornado entsteht, weil der erste Ort und die Zeit vorgesagt werden kann“, so Schlenczek. Die Vorhersage, wohin sich der Tornado entwickelt, ist hingehen schwieriger. Der Experte weist auch darauf hin, dass Vorhersagen unter Umständen erheblich von den echten Beobachtungen abweichen können.

Wie oft kommen Tornados in Deutschland vor?

Im Schnitt treten in der Bundesrepublik 30 bis 60 Tornados pro Jahr auf. Im Rekordjahr 2006 waren es sogar über 120. „Das ist bezogen auf die Fläche ungefähr ein Drittel von dem, was man jetzt in den US-Bundesstaaten Texas, Oklahoma und Kansas hat. Viel weniger sind es bei uns also gar nicht“, sagt der Tornado-Experte.

Wie lange dauert ein Tornado?

Im Durchschnitt dauern Tornados nur etwa zehn Minuten. Im Vergleich zu einem Hurrikan, der über dem Meer entsteht, sind sie also deutlich kleiner und kurzweiliger. Trotzdem können auch Wirbelstürme schwere Schäden anrichten.

Wie schlimm können Tornados sein?

Die sogenannte Fujita-Skala teilt Tornados ihrer Stärke nach in 13 Stufen ein. Da die Stufen F6 bis F12 aber nur theoretisch sind, begrenzen wir die Erklärung auf die real vorkommenden Stufen. Die bisher höchste Tornadostufe F5 trat bisher nur in einem Prozent der Fälle auf.

  1. F0: Hier werden Windgeschwindigkeiten von 63 bis 117 km/h erwartet. Dabei entstehen leichte Schäden, wie abgebrochene Bäume und Baumkronen, auch kleine Bäume werden entwurzelt.
  2. F1: Die Windgeschwindigkeit steigt auf 118 bis 180 km/h. Dachziegel können dabei abgehoben werden, auch Wohnmobile könnten umgeworfen werden.
  3. F2: Der Wind erreicht eine Geschwindigkeit von 181 bis 253 km/h. Ganze Dächer könnten abgedeckt werden, nun werden auch größere Bäume entwurzelt.
  4. F3: Hier werden Windgeschwindigkeiten von 254 bis 332 km/h erwartet. Pkws heben ab, Dächer werden komplett abgetragen und ganze Wälder zerstört.
  5. F4: Die Windgeschwindigkeit steigt auf 333 bis 418 km/h. Holzhäuser werden in Bewegung gesetzt und man sollte sich vor Gegenständen in Sicherheit bringen, da diese zu gefährlichen Geschossen werden können.
  6. F5: Der Wind erreicht eine Geschwindigkeit von 419 bis 512 km/h. Häuser werden aus ihren Fundamenten gerissen und zerlegt. Auch der Asphalt könnte abgetragen werden.
  7. F6: Bislang wurde diese Windgeschwindigkeit nicht erreicht, sie liegt bei 513 bis 612 km/h.

Verheerende Tornados der Stufen F4 und F5 sind bisher vor allem im Mittleren Westen der USA aufgetreten. In Mitteleuropa sind solche Windhosen deutlich seltener.

Wie verhalte ich mich, wenn eine Tornado-Warnung herausgegeben wird?

Zunächst einmal ist es besser, sich bei einem Tornado drinnen statt draußen aufzuhalten. Schlenczek rät, sich dann in den Keller zu begeben: „Die Räumlichkeiten unter der Erde sind am sichersten. Wenn man keinen Keller hat, dann ist das Bad oft der sicherste Ort, zumindest dann, wenn es ein Bad ohne Fenster ist“. Die Hauptgefahr bei Tornados sei in Deutschland, dass Glasscherben und andere Trümmerteile einen treffen und dann verletzen. Die Grundregel laute: weg von Glas.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt ebenfalls, sich abseits von Fenstern aufzuhalten. Diese sollten geschlossen und am besten mit geschlossenen Rollläden versehen werden. Größere Hallen sollten besser vermieden werden. Wer noch Zeit hat, kann draußen bewegliche Gegenstände wie Fahrräder sichern, damit diese nicht zu gefährlichen Geschossen werden.

Wer zahlt bei Tornado-Schäden?

Für Sturmschäden kommt die Gebäude-, die Hausrat- oder die Kaskoversicherung auf. Meist sind aber nur die Schäden abgedeckt, die bei Windgeschwindigkeiten ab 62 Stundenkilometern entstanden sind. Als Beleg kann die lokale Berichterstattung oder auch der Wetterbericht der Region dienen.

Wenn durch einen Tornado zum Beispiel Dachziegel vom Dach fallen oder ein Baum auf dem Grundstück beschädigt wird, kommt dafür die Wohngebäudeversicherung auf. Rechtsexperten empfehlen jedoch im Kleingedruckten der Verträge einmal nachzusehen. Schäden im Haus deckt die Hausratversicherung ab. Wichtig: Schäden, die entstanden sind, weil Fenster aufgelassen wurden, sind nicht versichert. Für Wasserschäden ist eine Elementarversicherung notwenig, da die normale Gebäudeversicherung nicht für diese Schäden aufkommt.