Gifhorn. Das Gifhorner Mühlenmuseum ist wieder geöffnet. Die Besucher kommen scharenweise, der Zuspruch ist überwältigend.

Schlangen vor dem Eingang zum Mühlenmuseum, Schlangen am Eiswagen der Milchburschen, am Pufferstand der Kartoffelmanufaktur, am Grill und am Foodtruck der Hofmanufaktur Rautenberg: Der Dorfplatz im Mühlenmuseum brummt, Pfingstsonntag und Pfingstmontag strömen die Besucher in Scharen ins wiedereröffnete Museum und auf den ohne Eintritt erreichbaren Dorfplatz zwischen Sanssouci-Mühle und Trachtenhaus.

Die Betreiber des Gifhorner Mühlenmuseums sind überwältigt

So viel ist sicher: Die Gifhornerinnen und Gifhorner haben einen neuen Lieblingsort! Da stimmen auch Museumsleiter Philipp Oppermann, Betriebsleiter Sebastian Lipper sowie Hargewine und Dr. Kifle Tondo, mit der Vision+Trust-Tochter V&T Int. Mühlenmuseum GmbH neue Betreiber des Mühlenmuseums, zu. Der Zuspruch des Publikums sei überwältigend, schöner geht es nicht, so die übereinstimmende Meinung. Nach ersten Schätzungen kommen an den ersten drei Öffnungstagen rund 10.000 Besucher – aus Stadt und Kreis Gifhorn, der gesamten Region und darüber hinaus.

Besucher wie Gudrun Mulder aus Platendorf bestätigen die Einschätzung. Sie hat gerade ihr Rad über die neue Brücke geschoben und freut sich, dass sie den Biergarten am Trachtenhaus besuchen kann, ohne Eintritt zahlen zu müssen. „Das ist super, sehr schön.“ Ähnlich urteilen Anna und Hermann Alexander, die zu Fuß vom Schlosssee rübergekommen sind: „Eine tolle Sache!“

Sehr zufrieden, wie das Mühlenmuseum wieder angenommen wird, ist auch Renate Wrobel, die Frau des inzwischen gestorbenen Museumserbauers Horst Wrobel. Am Pfingstsonntag spaziert sie mit Oppermann ein Stück durch das Museum und freut sich über die vielen Besucher.

Die Besucher loben das neue Konzept und die Zweiteilung des Museums. Abigail und Marcel Adler aus Dannenbüttel gönnen sich zusammen mit Tochter Nehr eine Pause am Backhaus. Sie lassen sich den Butter- und Streuselkuchen schmecken. Ganz bewusst wollen sie den Tag auf dem Dorfplatz beginnen. Sie finden es toll, dass das Gelände zwischen Trachtenhaus und Sanssouci-Mühle ohne Eintritt erreichbar ist. „So eine schöne Location, da kommen wir bestimmt häufiger“, so Abigail Adler.

Lob gibt es auch für das regionale Angebot im Dorfladen. Neben Mühlenbroten und Rosinenstuten gibt ein Milchprodukte vom Milchhof Osterwiese und sogar schwäbische Maultaschen von Hans-Jürgen Bosch, langjähriger Ratsweinkeller-Gastronom. Handgemachte Nudeln, Öle, Ketchup und Senf gehören ebenso dazu wie Heidjerkäse aus der Käserei Eilter, Luisenhaller Tiefensalz und Aroniabeeren-Saft vom Heise-Hof aus Grassel.

Völlig geschafft sind Montagabend die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für das Team Mühlenmuseum drei Tage im Einsatz waren. „Bis an die Belastungsgrenze“, sagt Betriebsleiter Lipper. Groß ist das Interesse auch bei Sensenmann Uwe Körner. Der gelernte Zimmermann hat zuvor im Freilichtmuseum Diesdorf Lehrgänge in traditioneller Bodenbearbeitung gegeben. Jetzt freut er sich, sein Wissen im Mühlenmuseum weiterzugeben. „Hier liegt viel Herzblut drin“, sagt er.

Schrecksekunden gibt es am Montagnachmittag. Ein medizinischer Notfall führt zu einem Rettungseinsatz. Wie Augenzeugen berichten, bietet Dr. Kifle Tondo, selbst Herzchirurg am Klinikum in Braunschweig, Hilfe an, wird aber abgewiesen. Tondo ist fassungslos. Stattdessen wird ein Rettungshubschrauber angefordert. Die Gifhorner Polizei ist auch im Einsatz, um den Notarzt und einen Rettungssanitäter vom Landeplatz zum Dorfplatz zu bringen.

Besonders stimmungsvoll klingt der Sonntagabend aus: Heinrich „Doc Wolf“ Wulfes singt Lieder wie „I walk the Line“ von Johnny Cash und erzählt Geschichten über den Countrysänger. Das Publikum genießt den Abend unter der Kastanie am Trachtenhaus oder im Biergarten am Iseufer.

Die ersten, die am Samstagmorgen gegen 9.45 Uhr schon vor der eigentlichen Eröffnung das Mühlenmuseum betreten, ist eine Besuchergruppe, die sich zum 55. Mal trifft. Die Männer haben einst gemeinsam an der Hochschule Mittweida studiert, wohnen mittlerweile verstreut im ganzen Bundesgebiet – von Chemnitz bis Stralsund. Brigitte Preiß, Kultur- und Landschaftsführerin, nimmt sie in Empfang.

Die nächsten Besucher folgen. Für Jennifer und Maira Scheller aus Eicklingen ist es der erste Besuch im Mühlenmuseum. Sie sind ganz gespannt, was sie erwartet. Das wissen Claudia und Nadja Ullrich bereits. Die Wolfsburgerinnen sind froh. „Endlich ist wieder geöffnet“, sagen die beiden. Vor allem mit Bobby, ihrem Hund, könne man hier schön zwischen den Mühlen spazieren gehen.

Nur der Wind für die Mühlen fehlte am Pfingstwochenende

Kaum Abwarten konnten es auch die Gifhorner. Die ersten standen schon um 7.30 Uhr an der neuen Brücke, erzählt Museumschef Oppermann. Er freut sich am Montagabend: „Endlich wieder geöffnet, endlich wieder Leben im Museum.“ Nur eins fehlt an beiden Pfingstfeiertagen: Wind, der die Mühlen beflügelt und antreibt. Montagmorgen hat Oppermann die Sanssouci-Mühle noch in den Nord-Ost-Wind gedreht. Doch er reicht nur kurz, um die Flügel zu drehen…