Bad Gandersheim. Das Projekt Gartenlandschaft Harz startet in die nächste Phase – und hat schon die ersten wegweisenden Aktivitäten hinter sich.

Das Projekt Gartenlandschaft Harz geht dieses Jahr in eine neue Phase. Darüber informiert der Niedersächsische Heimatbund (NHB) als Projektträger in einer Mitteilung. Darin heißt es: „Nach der umfassenden Sichtung der räumlichen Potenziale und den geführten Gesprächen mit den Kommunen, Vereinen und Initiativen vor Ort gilt es nun, Menschen für das Erhalten und Entwickeln von Landschaften, Alleen und Gärten im niedersächsischen Harz zu begeistern“.

Erste Aktivitäten und Projekte waren etwa der Thementag Gartenlandschaft Harz am 21. April im Pavillon der Regionen auf der Landesgartenschau Bad Gandersheim. Ferner stünden jetzt das studentische Projekt „Nur Park statt Kurpark“ in Kooperation mit der Kurbetriebsgesellschaft „Die Oberharzer“ und der Hochschule Osnabrück und dessen Einbindung in die Vorstudie Regionale Grüne Infrastruktur in Stadtregionen des Regionalverbandes Großraum Braunschweig beim Bundesamt für Naturschutz sowie die Entwicklung des Pandelbachtals als Ort der Bergbaugeschichte auf Initiative des Heimatvereins Münchehof und die Kooperation mit der Tagung Historische Kulturlandschaften des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten am 4. Mai in Erfurt auf der Agenda.

Projekt „Nur Park statt Kurpark“

Besonderes wirtschaftliches, ökologisches und soziales Potenzial hätten aus Sicht des Projektes Gartenlandschaft Harz die 23 Kurparke im niedersächsischen Harz. Aktuell befassen sich acht Studierende der Hochschule Osnabrück im Masterstudiengang Landschaftsarchitektur unter der Leitung von Prof. Stefanie Krebs damit, neue Denkanstöße zur Zukunft der Kurparks zu geben. Im Pavillon der Regionen im Rahmen der Landesgartenschau in Bad Gandersheim und in der Hochschule Osnabrück stellten sie ihre Zwischenergebnisse aus der Analyse Betreibern, ehrenamtlichen Akteuren und dem Leader-Regionalmanagement Westharz sowie dem Regionalverband Braunschweig vor. „Konkrete Entwürfe für die ausgewählten Kurparks im Landkreis Goslar werden am 5. Juli übergeben“, heißt es in der Mitteilung der Verantwortlichen weiter.

Die Gruppe „Revitalisierung der Kurparks – Wie wird das Denkmal zum Erlebnis?“ konzentriere sich auf die Kurparks in Zellerfeld, Wildemann und Altenau und strebe an, analog zu den vielfältigen neuen Angeboten im Harz auch den Erlebniswert der Parks zu steigern. Die vier Studierenden machten deutlich, dass sich ein besonderes Erlebnis nicht nur aus dem Park an sich ergebe. „Bereits in der Vorbereitung und nach dem Aufenthalt kann dies bei den Besuchenden positiv beeinflusst werden“, heißt es vonseiten des Projektteams.

Die Gruppe „Visionäre Entwurfskonzepte für Parks im Oberharz“ bearbeite die Parks in Lautenthal, Hahnenklee-Bockswiese und Buntenbock. Aus ihrer Sicht bestünde hier der größte Anreiz zur Veränderung. Es sei allerdings eine völlig neue Sicht zu entwickeln, aus der heraus die Parks in Zukunft belebt werden sollen. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz versuchen sie beispielsweise, die besondere individuelle Atmosphäre, die sie in den Parks festgestellt haben, zu stärken.

Die Teilnehmenden der Diskussion waren sich einig darüber, dass die Parks auch für jüngere Menschen attraktiv gemacht werden müssten. „Ein Imagewandel der Kurparks und eine Umbenennung auch der zertifizierten Parks ist denkbar beziehungsweise wünschenswert. Das Vorhandene und Überlieferte sollte einbezogen werden und die spezifischen Zielgruppen der einzelnen Kommunen im Blick bleiben“, so die Verantwortlichen um Petra Schoelkopf, Projektleiterin Gartenlandschaft Harz. „Ob dabei die Akteure im Harz gemeinsam vorgehen und eine Art übergeordnete Vision für alle Parks verfolgen sollten, wurde vorerst kritisch gesehen und muss erstmal inhaltlich weiter untersetzt werden. Vielmehr sollte dabei auch zur Diskussion gestellt werden, ob auch Parks aufgegeben werden dürfen und die verbleibenden weiterentwickelt werden sollten“, heißt es in der Mitteilung.

Kulturlandschaft erfassen

Ferner ist das Team um Schoelkopf überzeugt: „Für den Harz ist es auch von Bedeutung, vergessene Kulturlandschaftselemente und Alleen in den Blick zu nehmen“. Aus diesem Grund stellte stellte Florian Friedrich im Rahmen der Landesgartenschau in Bad Gandersheim die im März diesen Jahres gelaunchte App „Spurensuche“ zum Kleks Kulturlandschaftskataster vor. Ehrenamtlich engagierte Personen meldeten seit 1999 über 3.000 Kulturlandschaftselemente, von denen mehr als die Hälfte in die Landesdenkmaldatenbank ADABweb übertragen werden konnten. „Für den Harz besteht hier noch Potenzial bei der Erfassung – mit der neuen App wird der Zugang aber für alle Interessierten einfacher“, so Friedrich.

Stephan Plücker hatte die App „Alleen2go“ im Gepäck. Bei der aktuell in vielen Landkreisen anstehenden Planung von klimafreundlichen Radwegen sei es ebenfalls von Bedeutung, dass durch die Erkenntnisse aus dem Alleenprogramm der Schutz der bestehenden Alleen gefördert würde. Plücker wie auch Friedrich, beide Projektleiter beim Niedersächsischen Heimatbund, machten deutlich, wie wichtig es ist, Interessierte und Ehrenamtliche im Sinne der Bürgerforschung in die Erforschung und Erhaltung des kulturellen beziehungsweise natürlichen Erbes mit einzubeziehen.

Das Kloster Walkenried: Der Außenstandort des Klosters, das Pandelbachtal, soll weiter erforscht und die überlieferten Spuren gesichert werden.
Das Kloster Walkenried: Der Außenstandort des Klosters, das Pandelbachtal, soll weiter erforscht und die überlieferten Spuren gesichert werden. © HK | Thorsten Berthold

Entwicklung des Pandelbachtals

Am 25. April fand zudem bei den Niedersächsischen Landesforsten in Münchehof ein Treffen des Heimatvereins Münchehof mit Vertretern des Projektes Gartenlandschaft Harz, der NHB-Kulturlandschaftsforschung, des Forstamtes Seesen, der Revierförsterei Stauffenburg, des Bergwerksmuseums Clausthal-Zellerfeld und Unesco-Welterbe, des Leader-Regionalmanagements Westharz und Gästeführern statt.

Die Idee des Heimatvereins Münchehof, das Pandelbachtal als Ort der frühen Bergbaugeschichte im Harz und seine Geschichte als Außenstandort des Klosters Walkenried weiter zu erforschen, die überlieferten Spuren zu sichern und stärker auch im Kontext des Unesco-Welterbes für die Heimatgeschichte und den Tourismus zu vermitteln, stieß auf große Begeisterung. „Als Ergebnis nahm der Verein Kooperationsangebote und vielfältige Anregungen mit, die es nun auf ihre Machbarkeit zu überprüfen und umzusetzen gilt.“

Historische Kulturlandschaften

Der niedersächsische Harz wird auch durch sechs historische Kulturlandschaften von landesweiter Bedeutung geprägt. Kürzlich wurden sie über das neue Landesraumordnungsprogramm als kulturelles Sachgut unter besonderen Schutz gestellt.

„Daraus ergeben sich beispielsweise Fragen der Erhaltung durch Pflege und Bewirtschaftung und zur Weiterentwicklung. Aus diesem Grund hat das Projekt Gartenlandschaft Harz den besonderen niedersächsischen Weg über eine Kooperation auf die Agenda der Tagung ,Historische Kulturlandschaften im Spannungsfeld von Kulturgutschutz und Landschaftstransformation’ des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten am 4. Mai im Augustinerkloster in Erfurt setzen lassen“, heißt es abschließend.

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