Göttingen. Gewerkschaft fordert mehr Lohn für Reinigungs- und Servicepersonal. Heute und morgen soll es an der UMG einen Notdienst geben

Der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und der UMG (Universitätsmedizin Göttingen)Klinikservice GmbH (KSG) um bessere Löhne für Service- und Reinigungspersonal geht in die nächste Runde: In einer Pressemitteilung kündigte Verdi gestern an, für den heutigen Donnerstag und den morgigen Freitag erneut zum Streik aufzurufen. „Die UMG Klinikservice GmbH hat nach dem dreitägigen Streik der Servicebeschäftigten vom 25. bis 27. Januar kein verbessertes Angebot vorgelegt“, heißt es in der Mitteilung von Verdi.

Aus Sicht der Gewerkschaft sei „die Energie von KSG-Geschäftsführung und UMG-Vorstand einzig darauf gerichtet, die Streikenden unter Druck zu setzen, um die jetzigen sozialschädlichen Niedriglöhne auf Dauer festzuschreiben“, so heißt es. Ein substanziell verbessertes Angebot, um Streiks abzuwenden, gebe es seit November nicht.

Zähe Verhandlungen

Zum Hintergrund: Verdi fordert für das Service- und Reinigungspersonal unter anderem eine deutliche Lohnerhöhung. Aus diesem Grund hatte die Gewerkschaft bereits im Januar zu einem Streik aufgerufen, dem zähe Verhandlungen, auch um die Einrichtung eines Notdienstes für die Streikzeit, vorangegangen waren. So hatte die Gewerkschaft im Januar verlauten lassen: „Die Beschäftigten erwarten die Angleichung ihrer Arbeitsbedingungen an die regulären, für nahezu alle UMG- und Uni-Beschäftigten geltenden Konditionen des Tarifvertrags des Länder (TV-L).“ Als Zwischenschritt soll es zunächst 20 Prozent mehr Lohn und Verbesserungen bei anderen Tarifbestandteilen geben.

Nach einem initialen Angebot hatte die Klinikservice GmbH nachgebessert. „Das Gesamtpaket stellt für die Mitarbeitenden der KSG ein Plus von rund 20 Prozent mehr Nettolohn über drei Jahre dar“, schreibt diese in einer Pressemitteilung. „Es liegt damit deutlich über dem bundesweit gültigen Tarif für das Gebäudereiniger-Handwerks.“ Bei der Berechnung der Lohnerhöhung sind Gewerkschaft und Klinik uneins: Statt einer Erhöhung um 20 Prozent spricht Verdi hingegen von einer schrittweise Lohnerhöhung um insgesamt nur 12 Prozent im Zeitraum von vier Jahren. Die Gewerkschaft betrachtet die Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 1.500 Euro, die die Klinikservice GmbH in ihre Berechnungen miteinbezieht, als „Taschenspielertrick“.

Beschäftigte „sozial abgehängt“

Verdi: „Angeboten werden 12 Prozent für die vier Jahre 2022 bis 2025 plus 1.500 Euro Einmalzahlung. Wenn die UMG sagt, dies seien 20 Prozent, wendet sie offenbar alternative Rechenkünste an. Einmalzahlungen als Entgelterhöhungen zu verkaufen, ist zudem unseriös, denn um auf Dauer gestiegene Preise aufzufangen, helfen sie nicht. In diesem Fall sind noch nicht einmal ausreichend, um die aktuellen Kaufkraftverluste auszugleichen.“ Auch der Zeitraum dürfe nicht außer Acht gelassen werden. „Jedes Lohnangebot sieht toll aus, wenn man die Erhöhungen der Zukunft einfach zusammenrechnet. Der Maßstab ist eigentlich sehr einfach: Steigen die Preise stärker als die Entgelte, werden die Menschen ärmer und genau das ist hier massiv der Fall.“

Mit dem aktuellen Angebot würden die KSG-Beschäftigten weiter sozial abgehängt als es durch den Ausschluss von den regulären Tarifbindungen der UMG ohnehin schon der Fall sei, kritisiert die Gewerkschaft weiter. Der Großteil der Beschäftigten liege bereits jetzt unter der amtlichen Niedriglohnschwelle. „Auch wenn es bei den Zahlen verblüfft: Was die Kolleginnen und Kollegen fordern, ist nicht mehr, als ihr mieses Entgelt nicht auch noch zu verschlechtern. Es geht um ihre Existenz.“

Die KSG hingegen kontert mit Kritik am unangekündigten Streik-Aufruf für heute und morgen: „Mit der Kurzfristigkeit ihrer Streikaktionen ohne jede Gesprächs- und Verhandlungsbereitschaft zielt Verdi bewusst auf die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten an der UMG“, sagt Marcus Bühre, Geschäftsführer der KSG.

Notfallversorgung gesichert

Die KSG erhalte ihr „faires und angemessenes Angebot“ an die Beschäftigten weiterhin aufrecht. „Hier von Niedriglohn zu sprechen, zeugt von fehlender Kenntnis der Tariflandschaft im Reinigungssektor“, so Bühre. Das vorliegende Tarifangebot stelle die Grenze der Belastbarkeit für die KSG dar. „Unsere Mitarbeitenden müssen damit weiterhin auf deutliche Lohnzuwächse warten und verlieren aufgrund der fehlenden Verhandlungsbereitschaft von Verdi Woche für Woche eine klare Verbesserung ihrer Bezüge.“

Zur Notfallversorgung kündigte Bühre an: „Auch in diesem Fall werden wir, wie bei den letzten Streiktagen auch, zügig mit einer Mindestbesetzung die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten – vor allem die Notfallversorgung – an der UMG sicherstellen.“ Und weiter: „Trotzdem können alle Patientinnen und Patienten an der UMG beruhigt sein: Die medizinische Notfallversorgung am Universitätsklinikum Göttingen bleibt während der Streiktage sicher.“

Zumindest in diesem Punkt sind Gewerkschaft und KSG sich einig. Denn auch Verdi kündigt einen Notdienst an: Der Personaleinsatz werde mindestens dem Niveau entsprechen, wie es beide Tarifparteien für den Streik im Dezember einvernehmlich verabredeten hatten.