Göttingen. Sie sind Zeugen und Bewahrer alter Zeiten: Alte Gemälde und Schriftstücke. Damit diese in Krisen beschützt werden können, gibt es Notfallkits.

Museen, Archive und Bibliotheken sind unsere regionalen Gedächtnisinstitutionen. Sie bewahren die lokale und regionale Geschichte, erhalten wichtige Akten und Unterlagen und sichern wertvolle Kulturgüter und Kunstwerke für die Nachwelt. Was aber, wenn Regenwasser ins Archiv eindringt oder Hochwasser das Museum bedroht? Wer hilft, wenn Kulturgüter in Sicherheit gebracht werden müssen? In Südniedersachsen wurden nun erste Maßnahmen ergriffen, um im Notfall schnell reagieren zu können, wenn Objekte oder Archivalien in Museen, Archiven oder Bibliotheken durch Unwetter, Rohrbruch, Feuer oder ähnliche Katastrophen bedroht werden.

Auf Initiative des Landschaftsverbandes Südniedersachsen wurden 35 Notfallboxen in den Einrichtungen bereit gestellt, die Material für die Erstversorgung von Objekten enthalten. Schutzkleidung, Handschuhe, Werkzeug, Schreibmaterial, Klebeband, Saug- und Verpackungsmaterial etc. ist in den Boxen enthalten und so sofort zur Hand, wenn es in einer Einrichtung schnell benötigt wird. Damit können im Ernstfall Objekte und Archivalien sicher geborgen, provisorisch gereinigt und verpackt werden, um an einen sicheren Ort verbracht zu werden. Dort kann dann mit der eigentlichen Rettung und Restaurierung begonnen werden.

Schnelle „Erste Hilfe“ durch Notfallboxen

Meist ist im Ernstfall Wasser das Problem, wenn es in kulturgutbewahrenden Einrichtungen zum Unfall kommt, denn auch wenn es brennt, ist für die Objekte nach der Rettung Löschwasser die Bedrohung. Dann geht es bei der Rettung von Kulturgütern um jede Minute, denn Wasser setzt einen sofortigen Zersetzungsprozess in Gang. Dieser kann zwar aufgehalten werden, erfordert jedoch sofortiges Handeln. Mit Hilfe der Notfallboxen ist nun in den Häusern eine schnelle „Erste Hilfe“ möglich.

Um effektiv handeln zu können, wird im Notfall aber auch Hilfe von Außen benötigt. Der zum Januar 2023 gegründete Notfallverbund Südniedersachsen will hier Abhilfe schaffen. Die Anschaffung der Notfallboxen ist die erste gemeinsame Aktion. Die Mitglieder des Notfallverbundes haben sich für den Notfall die gegenseitige Unterstützung mit Personal und auch mit Material zugesagt. Denn dadurch, dass die Notfallboxen mobil und in allen Einrichtungen identisch sind, können diese im Ernstfall einfach mitgebracht werden. Damit steht jeder Einrichtung nicht nur die eigene Ausstattung zur Verfügung sondern theoretisch die 35-fache Menge an Verpackungsmaterial, Arbeitsschutz- und Arbeitsplatzausstattung für die Sofort-Versorgung.

Diese Einrichtungen haben Boxen erhalten

Die Realisierung des Notfallboxen-Projekts wurde durch die Förderung Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturstiftung der Länder (KSL) ermöglicht. Seit 2010 unterstützt die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) aus diesen Mitteln verschiedene Projekte, die auf die bundesweite Erhaltung bedrohten, schriftlichen Kulturguts abzielen.

In Stadt und Landkreis Göttingen haben die Boxen erhalten: Stadtarchiv Osterode, Universität Göttingen – verschiedene Sammlungen, Staats- und Universitätsbibliothek; Kreisarchiv Göttingen, Stadtarchiv Göttingen, Archäolog. Außendepot Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Museum Friedland, Museum und Archiv Duderstadt, Städtisches Museum Hann. Münden und Stadtarchiv Hann. Münden.
Kreis Northeim: Portal zur Geschichte, Stadtmuseum Einbeck, Stadtarchiv Einbeck, Heimatmuseum Northeim, Stadtarchiv Northeim, Museum und Archiv Uslar
Landkreis Goslar: Oberharzer Bergwerksmuseum, Museum und Archiv Seesen