Göttingen. Der Investor Trafo Hub zieht sich aus Göttingens Innenstadt zurück – Bislang sind keine alternativen Pläne bekannt. Die Begründung.

Wende in der Diskussion um die Nachnutzung der ehemaligen JVA in Göttingens Innenstadt: Die Interessenten der Trafo Hub GmbH aus Braunschweig ziehen sich zurück. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) sei weiterhin vom Konzept überzeugt und bedauere daher die Entscheidung, meldet die Stadtverwaltung. Zuletzt war die JVA von einer Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten besetzt worden, die sich für die Nutzung des Gebäudes als soziales Zentrum einsetzten.

Die Trafo Hub GmbH hingegen hatte ein Konzept für ein Co-Working- und Co-Living-Space geplant. „Dieses Konzept passt zu Göttingen, trifft auf den Bedarf und ist gut geeignet, um in der Innenstadt und in der ehemaligen JVA umgesetzt zu werden“, so die Oberbürgermeisterin. Das Konzept war von der Stadt als „hochinteressant und innovativ“ für den Standort bewertet worden. Insbesondere wurde die Chance gesehen, damit eine weitere Vernetzung und Ergänzung des Start-up-Geschehens in Göttingen zu etablieren und eine zusätzliche Schnittstelle zwischen Gründungen, Unternehmen und Universität bzw. Hochschulen zu bieten.

Grund für den Rückzug: Wirtschaftliche Risiken

„Gerade mit Blick auf unseren wissenschaftlich orientierten und innovativen Standort braucht Göttingen mehr Gründungsräume und Vernetzungsmöglichkeiten. Die Stadt hat das Vorhaben unterstützt“, macht Broistedt klar. Die Kooperation und die Verhandlungen mit den drei Initiatoren des Trafo Hub hätten sich sehr konstruktiv und vertrauensvoll gestaltet, unterstreicht Oberbürgermeisterin Broistedt und sagt: „Daher bedauere ich die Entscheidung, sich aus dem Projekt zurückzuziehen, sehr.“ Mit Trafo Hub habe sich die Chance ergeben, die ehemalige JVA in privatwirtschaftlicher Trägerschaft und Initiative zu sanieren und zu betreiben.

Grund für den Rückzug sind laut Verwaltung sich verändernde Rahmenbedingungen wie Baukostensteigerungen, Zinssteigerungen, und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Das habe die Interessenten vor nicht kalkulierbare wirtschaftliche Risiken gestellt. „Bei allem Bedauern müssen wir das akzeptieren“, erklärt Broistedt.

Persönliche Anfeindungen gegen Trafo Hub

Empörend sei, dass es auch persönliche Anfeindungen gegen die Akteure von Trafo Hub gegeben habe. „Das ist nicht zu dulden!“, so die Oberbürgermeisterin. Die Trafo Hub-Initiatoren hätten ausdrücklich den Kontakt ins Quartier gesucht mit dem Ziel, zu kooperieren und gemeinsame Ansätze zu entwickeln. Broistedt: „Das war offenbar leider von keinerlei Erfolg gekrönt.“

Laut Göttingens Stadtbaurat Frithjof Look prüft die Stadt jetzt mögliche Optionen für die JVA. Er unterstreicht: „Angesichts der dringend anstehenden, enormen Investitions- und Bauaufgaben in Schulen, Kulturbauten sowie Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimaschutz ist eine Sanierung des Gebäudes durch die Stadt und über den städtischen Haushalt in den nächsten Jahren keine Option.“

Ursprünglicher Plan für alte JVA Göttingen: Hostel

Das frühere Gefängnis steht schon lange leer. Ursprünglich sollte darin ein Hostel entstehen, dafür gab es aber keine Fördergelder. Schon 2019 war über eine Nutzung als soziales Zentrum diskutiert worden. Die anderslautenden Pläne der Stadt waren damals als intransparent kritisiert worden.