Braunschweig. Wegen eines Zugunfalls fallen am Donnerstagmorgen etliche Züge am Braunschweiger Bahnhof aus. Das wirkt sich auch auf die Gemüter der Leute aus.

In der Nacht zu Donnerstag hat es auf der Strecke zwischen Hannover und Berlin geknallt: Zwei Güterzüge sind kollidiert. Die Reparaturarbeiten wirken sich auf den gesamten Streckenverkehr aus, Nah- wie Fernverkehr. Etliche Züge entfallen, verspäten sich oder ändern den Fahrplan. Das kalte und stürmische Wetter spiegelt die Gemüter der Menschen am Bahnhof wider.

Allseits schlechte Stimmung am Bahnhof

„Hölle – ich vermisse mein Auto“, sagt Dominique Piochacz. Sie spricht damit aus, was vermutlich viele gerade denken: Das Auto wäre wohl die angenehmere Variante gewesen. Piochacz wohnt seit drei Monaten in Hannover und ist gerade auf dem Weg in ihre Heimat Lüneburg – strandet auf dem Weg jedoch am Bahnhof in Braunschweig. „Ich stehe jetzt hier, in der App war nicht zu sehen, das die Weiterfahrt ausfällt und jetzt muss ich gucken, wie ich weiter nach Uelzen komme. Es macht keinen Spaß. Ich bin sauer. Vor allem weil Züge auch nicht günstig sind und dann stehst du hier und kommst nicht weiter!“ Genau wie viele andere Fahrgäste am heutigen Tag gerät Piochacz in das Zugchaos am Braunschweiger Bahnhof.

Die Stimmung ist schlecht. Alle Menschen am Bahnhof sind gestresst und in Eile. Es ist kalt und nass. Kaum jemand möchte überhaupt Fragen beantworten, geschweige denn ein Foto für die Zeitung machen. Die Massen sammeln sich vor der Anzeigetafel und verstreuen sich dann in alle Richtungen. Die meisten von ihnen sind betroffen von den Folgen des Zugunfalls. Auch vor dem Infoschalter der Deutschen Bahn stauen sich Menschen mit fragenden Gesichtern. Überall Fragen wie „Wie komme ich denn jetzt nach Wolfsburg?“oder „Wo hält der Ersatzbus?“.

Zugunglück in Gifhorn- Die Bilder des Tages

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Menschen sind Verspätungen schon gewohnt

Die Fahrplanänderungen und der Schienenersatzverkehr wegen des Zugunfalls kommen aber bloß zusätzlich zu dem sowieso schon herrschenden Chaos der Deutschen Bahn hinzu. Ein Schüler der zwölften Klasse aus Gifhorn wartet am Gleis auf den RB47, bereits seit einer Stunde, da der letzte Zug ausgefallen ist, ohne Erklärung des Zugunternehmens Erixx: „Ich muss in der Schule nur noch den Fahrplan vorzeigen, dass der Zug wieder nicht gekommen ist. Dann sagen die Lehrer schon gar nichts mehr, die kennen das schon.“ Die Deutsche Bahn bittet mittlerweile bei den Durchsagen schon nicht mehr um Verständnis, sondern um Entschuldigung.

Jan Gärtner muss nach Meine und wollte ebenfalls die vorige Regionalbahn nehmen. Er ist die Verzögerungen schon gewohnt: „Ich plane immer mit extra Puffer, man weiß bei der Deutschen Bahn ja nie, ob der Zug auch wirklich kommt oder nicht.“ Auch für die 21-jährige Pia ist die Situation an den Bahnhöfen bereits Dauerzustand: „Ich muss nach Lüneburg und die Verbindung dahin ist sehr schlecht. Die Züge entfallen ständig oder es entfällt nur mein Halt. Es ist wirklich nervig, vor allem wenn es so kalt ist.“

Besonders hart trifft es aber wohl die 19-jährige Emi: „Ich muss zu einer Beerdigung von einem Verwandten und ich komme jetzt entweder zu spät oder schaffe es gar nicht hin.“ Alternative Verbindungen gebe es kaum.

Fehlende Informationen für Fahrgäste

Warum es zu Ausfällen oder Verspätungen kommt, wird oftmals gar nicht durchgesagt. Was den RB47 betrifft, stellt sich auf Nachfrage beim Informationsschalter heraus, dass dieser wegen Personalmangels nicht fahren konnte. Aber auch sonst fehlen den Menschen oftmals die nötigen Informationen. So auch beim Zugunfall bei Gifhorn: Von wo der Schienenersatzverkehr und die alternativen Busse denn nun abfahren würden, war am Infopoint wohl die meist gestellte Frage von entnervten Fahrgästen an das nicht minder genervte Bahnhofspersonal. Die Reparaturen am Unfallort werden voraussichtlich mehrere Tage andauern. Das heißt für alle Fahrgäste: warm anziehen, Nervennahrung mitnehmen oder wenn möglich einfach im Homeoffice bleiben.