Wernigerode. Krimiautor und ein bisschen Eisenbahn-Nerd: Mario Schulze liest bei Mordsharz in Wernigerode aus „Wagen 8“ – Festival läuft vom 14. bis 17. September.

Mario Schulze wird das diesjährige Mordsharz-Festival am 14. September mit seinem Krimi „Wagen 8“ eröffnen. Doch wer ist dieser Mann, in dessen Buch es um die Entführung eines Zuges der Harzer Schmalspurbahn geht? Wir trafen ihn in Halberstadt und erfuhren mehr über seine besondere Faszination für Eisenbahnen und seine bisherigen schriftstellerischen Arbeiten.

An einen Harzkrimi wollte er sich jedenfalls lange nicht wagen, da bei der Gattungsbezeichnung Regionalkrimi für ihn auch immer eine gewisse negative Konnotation mitschwang. Stattdessen schrieb er etliche andere Romane, die er selbst verlegte, Sachbücher zu Eisenbahnen und veröffentlichte auch in einer Zeitschrift für Eisenbahnfans. „Die sind schon ein besonderes Völkchen“, sagt er, oft sehr detailverliebt und eben kritisch, wenn es um ihre Leidenschaft geht.

„Das ist auch ein bisschen meine Welt“, gibt er zu. Er kann sich für jenes ausgeklügelte System der Bahn begeistern, wo alles aufeinander abgestimmt ist und ineinander greift. Sogar auf seinen Sohn hat das abgefärbt, erzählt er, der ist nämlich Fahrdienstleiter bei der rhätischen Bahn in der Schweiz.

Akribisch recherchiert

Das 9-Euro-Ticket hätte er sich hierzulande jedenfalls weiterhin gewünscht, driftete das Gespräch kurz ins Politische ab, spätestens jetzt ist klar, dass Mario Schulze eben wirklich ein wenig Nerd ist, also auf jeden Fall jemand, der stundenlang spannend über sein Thema reden kann. Völlig logisch also, dass all dies auch in seinen Krimi „Wagen 8“ eingeflossen ist.

Das Buch ist auf jeden Fall eindeutig ein Harzkrimi, denn es kann nirgendwo anders spielen als auf der Strecke der HSB und natürlich ist alles, was im Zug während der Entführung passiert auch akribisch recherchiert. Allerdings, und das betont der Autor sehr deutlich, ist es immer noch ein Roman, also Fiktion und daher sind bestimmte Umstände dem Fluss der Geschichte angepasst. Klingt vernünftig.

Alles anders als gedacht

Über die Geschichte verrät er nur: „Der Zug wird entführt, um ein Leben zu retten, doch am Ende ist alles ganz anders als gedacht.“

Wichtig war ihm, dass die Geschichte im Hier und Jetzt, also im modernen Harz spielt und dass die Figuren natürlich wirken. „Oft sind die Ermittler in Krimis beinahe Superhelden, das mag ich gar nicht. Ich will sie möglichst lebensecht beschreiben“, sagt er.

Geschrieben hat er übrigens meist in Südfrankreich, wo er sich in den Schulferien – Mario Schulze ist im normalen Leben Lehrer an zwei Schulen – dann hinsetzt und aus der Ferne über die Heimat Harz schreibt. Dort sei er dann ungestört und könne voll in die Welt seines Romans abtauchen.

Lesung in Wernigerode

Dass auch seine Zuhörer darin abtauchen können, wünscht er sich für den 14. September, wenn er ab 18 Uhr in der Remise in Wernigerode aus seinem Krimi liest. Gerade überlegt er noch, welche Szenen sich dafür am besten eignen und wie er diese Zugfahrt möglichst interessant zusammenfasst.

Sein Ziel dabei ist klar. „Ich möchte mit meinen Büchern unterhalten“, stellt er heraus, „und wenn sich Leute gut unterhalten fühlen, bin ich vollkommen zufrieden.“

Das vollständige Programm

Auftakt des Festivals vom 14. bis 17. September ist in Wernigerode (Remise). Am Mittwoch, 14. September, 18 Uhr liest Mario Schulze aus „Wagen 8“, im Anschluss Preisverleihung „Harzer Hammer“. 19.30 Uhr Frauke Buchholz „Blutrodeo“ (Weltpremiere) und um 21 Uhr Eric Berg „Die Toten von Fehmarn“.

Goslar (Kaiserpfalz) am Donnerstag, 15. September: 18 Uhr Antti Tuomainen / Peter Lontzek mit „Das Elch Paradoxon“ (Deutschlandpremiere), 19.30 Uhr Jens Henrik Jensen / Dietmar Wunder mit „Oxen. Noctis“, 21 Uhr Christine Brandt & Lights-Out-Orchestra „Der Unbekannte“.

Nordhausen (Tabakspeicher) am Freitag, 16. September: 17 Uhr Leona Deakin / Julia Nachtmann „Lost“ (Du darfst Dich nicht erinnern), 18.30 Uhr Horst Eckert „Das Jahr der Gier“, 20 Uhr Zoë Beck „Paradise City“.

Walkenried (Kloster) am Samstag, 17. September: 18 Uhr: H. Dieter Neumann „Todeslied“, 19.30 Uhr Sven Stricker „Sörensen am Ende der Welt“, 21 Uhr Ursula Poznanski „Stille blutet“ (Deutschlandpremiere).

Mehr Infos auch unter www.mordsharz-festival.com.