Göttingen. In einzelnen Städten Deutschlands soll das Baden oben ohne in Schwimmbädern ausdrücklich erlaubt werden. Göttingen hat es angeblich vorgemacht.

Die deutschlandweite Debatte darüber, ob Menschen ihre weiblichen Brüste in Schwimmbädern auch ohne Stoffbedeckung zeigen dürfen, hat in Weimar für wenig Furore gesorgt. Denn im Schwanseebad ist das Oben-ohne-Schwimmen für alle seit Jahrzehnten gelebte Praxis. „Für andere ist es ein Thema, für uns ist es einfach schon immer so gewesen“, sagt eine Sprecherin der zuständigen Stadtwirtschaft Weimar.

„In der DDR gab es eine frei zugängliche Wiesenfläche, wo die Damen sich oben ohne gesonnt haben. Wir haben das einfach übernommen“, erklärt Schwimmmeister Matthias Weber. Der 62-Jährige kennt es gar nicht anders. „Wir forcieren es nicht extra, aber wir schreiten da auch nicht ein.“ Seit der Wende habe sich die Badekultur aber auch in Weimar verändert und das Oben-ohne-Baden stark nachgelassen. Doch von der Studentin bis zur Rentnerin werde das Angebot, wenn auch moderat, weiter genutzt. „Die Hosen müssen aber alle an bleiben“, sagt Weber. Komplett freilegen sei in dem Bad ohne ausgewiesenen Freikörperkultur-, also FKK-Bereich rechtlich nicht zulässig.

Eigener FKK-Bereich

Im Jenaer Südbad hingegen gibt es einen eigenen Badebereich, der für FKK-Baden vorgesehen ist. Die Bereiche für bekleidete und unbekleidete Wasserratten sind in dem Seebad zwar etwa durch Pflanzen separiert, einen 100-prozentigen Sichtschutz gibt es jedoch nicht. Hier sind also nicht nur Brüste zu sehen.„Da bekleidete und nackte Badegäste in unserem Südbad bis heute gegenseitig keinen Anstoß aneinander nehmen, bieten wir das Baden weiterhin für beide Vorlieben an“, sagte eine Sprecherin der Stadtwerke Jena. Auch hier wurde das Nacktbaden aus der DDR-Zeit übernommen. Wer es nicht mag, kann zudem auf eins der anderen Freibäder in Jena ausweichen. FKK gibt es nur im Südbad. Das bedeutet aber auch, dass nur im Südbad alle Geschlechter oben ohne schwimmen und sich sonnen können.

Die Debatte ums Schwimmen ohne Brustbedeckung thematisiert die Ungleichbehandlung der Geschlechter in öffentlichen Schwimmbädern. Seit dem 1. Mai dürfen alle Badegäste in der südniedersächsischen Stadt Göttingen am Wochenende ohne Oberkörperbekleidung die Schwimmbäder besuchen.

Auslöser war, dass eine Person, die sie sich selbst nicht als Frau identifiziert, wegen Oben-ohne-Badens aus einem Schwimmbad verwiesen wurde und Hausverbot erhielt. Das Schwimmbad sah die Person als Frau an und sprach deswegen von einem Verstoß gegen die Badeordnung. Demnach war das Baden ohne Oberkörperbekleidung nur Männern gestattet.

In den Erfurter Bädern ist das oberkörperfreie Schwimmen für Frauen nicht erlaubt. „Dafür gibt es bei uns einen einfachen Grund: Die Erfurterinnen haben das bisher nicht gefordert oder die aktuelle Regelung uns gegenüber kritisiert“, erklärt eine Sprecherin der Stadtwerke Erfurt. Pläne bezüglich einer Änderung gebe es daher zur Zeit nicht.

Ebenso die Rückmeldung aus Gera. Die Stadt schickte auf Anfrage aber noch die Information mit: „In der aktuell gültigen Haus- und Badeordnung für die städtisch betriebenen Bäder ist geregelt, dass der Aufenthalt im Bad nur mit Badebekleidung erlaubt ist. Es gibt keinen gesonderten Passus, der das „Oben-Ohne-Schwimmen“ für Frauen erlaubt beziehungsweise verbietet.“

Protestaktion in Bremen

Zuletzt hatte eine Gruppe von Frauen in Bremen eine Protestaktion gegen die Ungleichbehandlung der Geschlechter in öffentlichen Schwimmbädern gemacht. Die 28 Aktivistinnen entkleideten am Samstag in einem Freibad ihre Oberkörper, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Auf Schildern und ihren Körpern waren Slogans wie „Brüste desexualisieren“ und „My Body gegen sexualisierte Gewalt“ zu lesen. Schließlich sei die Polizei gerufen worden, da die Gruppe trotz Aufforderungen nicht wieder haben gehen wollen. Nach einem Gespräch mit den Beamten verließen die Frauen schließlich das Gelände. Weil sie die Versammlung nicht angemeldet hatten, wird nun gegen sie ermittelt.

In Bremen ist das Oben-ohne-Schwimmen für Frauen nicht erlaubt. In Göttingen hingegen wurde Anfang Mai eine neue Regelung eingeführt: Vorerst bis Ende August dürfen hier am Wochenende alle Badegäste ohne Oberkörperbekleidung ins Schwimmbad.

Auslöser war, dass eine Person, die sie sich selbst nicht als Frau identifiziert, wegen Oben-ohne-Badens aus einem Schwimmbad verwiesen wurde und Hausverbot erhielt. Das Schwimmbad sah die Person als Frau an und sprach deswegen von einem Verstoß gegen die Badeordnung. Demnach war das Baden ohne Oberkörperbekleidung nur Männern gestattet.