Clausthal-Zellerfeld. Nach der Sanierung: Fest in der Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal. Landesbischof Meister predigt: „Göttlicher Ruck ging durch die Welt.“

Musik der ökumenischen Kantorei Clausthal und eine Predigt von Landesbischof Ralf Meister, das waren die Geschenke, mit denen die Clausthaler Marktkirchengemeinde den 380. Geburtstag und vor allem die Wiedereinweihung ihrer Kirche zum Heiligen Geist feierte, berichtet der Kirchenkreis Harzer Land.

Ein weiteres, ganz besonderes Geschenk gab es auch noch von Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng, doch insbesondere die Kirchenvorstandsvorsitzende Dorothee Austen sollte nichts davon wissen. Austen übernahm die Begrüßung an diesem Pfingstsonntag, 5. Juni, und erinnerte erst einmal an die nun abgeschlossenen Renovierungsarbeiten im Innenraum. Architektur, Holzschutz, Finanzierung – So vieles müsse ineinandergreifen, machte Dorothee Austen deutlich, nicht immer ganz einfach und vor allem nie so wie ursprünglich geplant. „Wir hatten viele Überraschungen von Asbest bis Holzbock“, sagte sie. Jetzt aber sei dieses Projekt zu einem guten Ende gekommen, auch wenn das nächste, die Sanierung der Orgel, unmittelbar bevorstehe und es somit schon wieder eine Baustelle in der Kirche gäbe.

„Worauf warten wir im Leben?“

Pastor Johannes Stoll (links) und Landesbischof Ralf Meister. Landesbischof Ralf Meister bei der Predigt in der Marktkirche.
Pastor Johannes Stoll (links) und Landesbischof Ralf Meister. Landesbischof Ralf Meister bei der Predigt in der Marktkirche. © khl | Kirchenkreis

„Es gibt also auch noch Projekte für die Zukunft“, so der Landesbischof augenzwinkernd in seiner Predigt. Ansonsten ging es darin um das Warten. „Worauf warten wir im Leben?“, fragte er die Festgemeinde, auf so vieles, eben von der Fertigstellung einer Baustelle bis hin zum Frieden in der Ukraine. Doch Pfingsten stehe für das Ende des Wartens, denn Gottes Geist kam mit einem Tosen zu uns. Pfingsten bedeutet Trost, verkündete er die biblische Botschaft, Gott ist mitten unter uns. „Wir Christen glauben daran, sind davon überzeugt“, führte er aus, „auch wenn andere das nicht nachvollziehen können.“ Wir aber spüren diese tiefe innere Erfüllung, die da war, seit dieser „göttliche Ruck“, wie er es ausdrückte, damals durch die Welt ging und besagt, dass Gott hier bei uns ist. „Es ist kein Geist, der sich in der Innerlichkeit ausbreitet, sondern einer, der in die Welt muss“, schloss Meister eine kraftvolle, mutmachende Pfingstpredigt.

Verbesserte Akustik

Hervorragend dazu passte die Musik von Johann Sebastian Bach, präsentiert von Sopranistin Conny Herrmann, Bass Torsten Gödde sowie Musikern und Chor unter der Leitung von Arno Janssen. Es sei eben nicht nur die Optik, die in den vergangenen Jahren verbessert wurde, sondern auch die Akustik der Kirche. Das wurde im Anschluss an den Gottesdienst von Architekt Hansjochen Schwieger ausgeführt und erläutert.

Facettenkreuz verliehen

Dorothee Austen (rechts) erhält aus den Händen von Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng das Facettenkreuz in Silber.
Dorothee Austen (rechts) erhält aus den Händen von Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng das Facettenkreuz in Silber. © khl | Kirchenkreis

Doch bevor es soweit war, rief Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng Dorothee Austen noch einmal nach vorne. Für ihre Verdienste nicht nur im Zuge der Renovierung, sondern in jahrelangem ehrenamtlichen Einsatz für die Gemeinde wie auch den Kirchenkreis sollte sie das Facettenkreuz in Silber, die höchste Auszeichnung der Kirche für Ehrenamtliche, verliehen bekommen. Tosender Applaus brandete auf und es wurde wieder einmal deutlich, dass die evangelische Kirche nicht nur von ihren Pastoren, Superintendenten und Landesbischöfen lebt, sondern vor allem durch jene Mitglieder der Gemeinde, die sich für das kirchliche Leben vor Ort einsetzen und Feste wie diese mitgestalten.

Während in der und um die Marktkirche gefeiert wurde, saßen auch einige Architekturstudenten aus

Die Marktkirche als Studienobjekt für Architekturstudenten aus Detmold.
Die Marktkirche als Studienobjekt für Architekturstudenten aus Detmold. © khl | Kirchenkreis

Detmold zufällig dort. Sie waren gerade in Goslar und Umgebung unterwegs und hatten ohne um die Umstände der Wiedereinweihung zu wissen an diesem Vormittag Zeichnungen der größten Holzkirche Deutschlands auf dem Programm. Einige von ihnen nutzten die Gunst der Stunde, um sich die Kirche auch von innen anzusehen und sich über die Arbeiten und das Vorher und Nachher zu informieren. Wirklich nur ein schöner Zufall oder hat sowas vielleicht doch mit Gottes Geist zu tun?