Clausthal-Zellerfeld. Sanierung des früheren Rüstungsstandorts bei Clausthal-Zellerfeld geht voran: Die zweite Pflanzenkläranlage soll bis Mitte 2023 entstehen.

Die Sanierung des früheren Rüstungsstandorts „Werk Tanne“ bei Clausthal-Zellerfeld schreitet weiter voran: Nach dem erfolgreichen Probebetrieb der ersten Pflanzenkläranlage (Constructed Wetland) wurde wie geplant nun der Bau einer zweiten Anlage in Auftrag gegeben. Der Baustart ist für den 13. Juni vorgesehen, informiert der Landkreis Goslar.

Ursprünglich sollte die Funktionsfähigkeit der ersten Pflanzenkläranlage ein Jahr lang erprobt werden (wir berichteten). Dieser Zeitraum wurde jedoch auf gut 17 Monate ausgedehnt, um insbesondere die Reinigungsleistung der Anlage auch im Winter sicher beurteilen zu können. Die Becken und Anlagen des zweiten Bauabschnitts werden auf einer etwa 1,5 Hektar großen Fläche errichtet, die Kosten belaufen sich dem Landkreis zufolge auf 2,2 Millionen Euro.

Die Finanzierung erfolgt über Mittel, die von der Rechtsnachfolgerin der Verursacher bereitgestellt wurden. Diese stehen nach einem Verkauf des Geländes an die Halali Verwaltungs GmbH durch eine Folgevereinbarung mit dem Land Niedersachsen zur Finanzierung der Maßnahmen zur Verfügung.

Erfolgsmodell Constructed Wetland

„Der Sanierung der Altlasten auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik wird eine hohe Priorität zugewiesen“, sagt Landrat Dr. Alexander Saipa. „In den vergangenen Monaten konnten wir beobachten, dass die Pflanzenkläranlage unseren hohen Ansprüchen gerecht wird: Das Constructed Wetland hat sich als Erfolgsmodell erwiesen. Nach dem effektiven Probebetrieb können wir nun grünes Licht für den zweiten Bauabschnitt geben.“

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde am Standort „Werk Tanne“ Sprengstoff hergestellt, hauptsächlich Trinitrotoluol (TNT). Die Überreste dieser Produktion sind weiträumig auf dem Gelände verteilt und werden durch versickerndes Niederschlagswasser ausgetragen.

Teilweise Abbau durch Sonnenlicht

„Bei den Schadstoffen der Rüstungsaltast ‚Werk Tanne‘ handelt es sich um sogenannte Sprengstofftypische Verbindungen, die zu einem großen Teil durch Sonnenlicht abgebaut beziehungsweise transformiert werden können“, erläutert Annika Chibungo von der unteren Bodenschutzbehörde (uBB) des Landkreises Goslar. Daher ist dem Pflanzenklärbecken ein Puffer- beziehungsweise Rückhaltebecken vorgeschaltet, das bewusst großflächig und flach angelegt wurde, um die Sonnenstrahlen und ihre Abbauwirkung bestmöglich nutzen zu können.

„Zum weitergehenden Abbau – auch der im Pufferbecken gebildeten Zwischenprodukte – wird das Wasser durch ein Reaktionsbecken in das eigentliche Pflanzenklärbecken geleitet“, so Chibungo. „Das gereinigte Wasser gelangt am Ende über eine Reinwasserkaskade, also 27 treppenförmige, aneinandergereihte Betonbecken, in die Pfauenteiche.“

Dieses Wasser muss die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz erlassenen Einleitwerte hinsichtlich der Restgehalte an Sprengstofftypischen Verbindungen erfüllen. Während des Probebetriebs wurde dies engmaschig überwacht. Nur einmal wurden die Werte überschritten, sonst aber sicher eingehalten bzw. meist sogar deutlich unterschritten.