Molmerswende. Geburtshaus des „Lügenbaron“-Autors Gottfried August Bürger in Molmerswende im Südharz ist gerettet: Es wird jetzt nach jahrelangem Leerstand saniert.

Mit Lügen zu Weltruhm: Münchhausen kennt fast jeder, aber nur wenigen ist der Autor Gottfried August Bürger (1747-1794) bekannt.

Sein Buch „Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande – Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“ erschien erstmals 1786 und noch heute werden die fantastischen Geschichten gedruckt. Sie sind mittlerweile in rund 60 Sprachen übersetzt.

Bürger-Museum im Landkreis Mansfeld-Südharz verfällt seit 2011

Keine Lüge: der Autor von Münchhausen hat endlich wieder ein Museum in seinem Geburtshaus in Molmerswende (Landkreis Mansfeld-Südharz).

Gottfried August Bürger, Gemälde von Johann Heinrich Tischbein dem Jüngeren, 1771.
Gottfried August Bürger, Gemälde von Johann Heinrich Tischbein dem Jüngeren, 1771. © Wikipedia | Tischbein dem Jüngeren

Das Gebäude wurde zwar in den 1970er Jahren zum Museum umfunktioniert, verfiel dann aber seit 2011. „Anfang Mai wird der Südanbau soweit sein, das Haupthaus wird im Juni folgen. Im Moment laufen die Anträge für den Nordanbau“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins Gottfried August Bürger Molmerswende, Ernst Moras. „Der Nordanbau wird äußerlich wieder so errichtet, wie er mal ausgesehen hat, ist dann aber eine Fachwerkimitation.“

„Moderne Ausstellung, völlig anders als bisher so üblich“

Im Haupthaus wird es einen Raum für Museumspädagogik geben und einen Raum für Veranstaltungen. Das Ganze soll nach jetzigen Planungen zwischen 600.000 und 700.000 Euro kosten. Für die Finanzierung laufen drei Anträge – bei der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, bei Lotto-Toto Sachsen-Anhalt und bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

„Es wird eine moderne Ausstellung, völlig anders als bisher so üblich. Wir hoffen das damit auch mehr Besucher und auch Schulklassen zu uns kommen“, sagt Moras. „Die Eröffnung soll im Frühjahr, März/April 2023 sein.“

Zusammenarbeit mit den städtischen Museen Göttingen

Projektleiterin Susanne Oesterreich von der Agentur Insel und Meile Museumskulturen (Leipzig) erklärt: „Es gibt sieben Ausstellungsräume mit insgesamt rund 150 Quadratmetern. Das Museumskonzept richtet sich an alle Altersklassen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.“ Laut Oesterreich werde mit Faksimiles und Repliken gearbeitet und es gebe etliche Hörstationen. An einer Station kann man in die Rolle von Münchhausen schlüpfen und den Ritt auf der Kanonenkugel wagen.

Das Haus in Molmerswende wird derzeit saniert.
Das Haus in Molmerswende wird derzeit saniert. © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Bei den Reproduktionen von Grafiken gibt es eine Zusammenarbeit mit den städtischen Museen Göttingen. „Die wertvollen Stücke, wie rund 40 Bände Erstausgaben, bleiben aus Sicherheitsgründen im Gleimhaus in Halberstadt“, sagt die Projektleiterin.

Einen Baron Freiherr von Münchhausen gab es wirklich

Baron Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720-1797) gab es tatsächlich. Er erzählte seine Geschichten in geselliger Runde. Bereits 1761 veröffentlichte Friedrich Graf zu Lynar (1708-1781) und 1781 ein anonymer Autor erste Geschichten zu Münchhausen. Rudolf Erich Raspe (1736-1794), der auch zum Zuhörerkreis von Münchhausen gehörte, gab 1785 in London eine Reihe von Geschichten unter dem Titel „Baron Munchausen’s Narrative of his Marvellous Travels and Campaigns in Russia“ heraus.

Ein Jahr später, 1786, wurden diese Geschichten von Bürger ins Deutsche übersetzt und dabei nochmals um viele Abenteuergeschichten erweitert. Der Ritt auf der Kanonenkugel und das Herausziehen am eigenen Haarzopf aus dem Sumpf gehörten dazu.

Das Grab von Gottfried August Bürger ist in Göttingen

Letztendlich hatte Bürgers Münchhausen Bestand und machte den Lügenbaron weltbekannt. Bürger gab an der Universität Göttingen Privatvorlesungen – unter anderem über Ästhetik und deutschen Stil. Einen Namen in der Literatur machte er sich mit seinen Balladen. Er erfand außerdem rund 1.000 Wortschöpfungen. Einige davon sind noch heute bekannt: querfeldein, Gebräu und Gemeingut.

Ernst Moras im Geburtshaus des „Lügenbaron“-Autors Gottfried August Bürger (1747-1794).
Ernst Moras im Geburtshaus des „Lügenbaron“-Autors Gottfried August Bürger (1747-1794). © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Gottfried August Bürger starb am 8. Juni 1794 in Göttingen. Er wurde auf dem Bartholomäusfriedhof an der Weender Landstraße in Göttingen beigesetzt.