Torfhaus. Bei der Aktion trug die kleine Gruppe viele Säcke voll Müll aus dem Schutzgebiet heraus. Der bleibt sonst hunderte Jahre liegen.

Umweltverschmutzung im Nationalpark ist inzwischen ein Problem von enormen Ausmaßen: „Es ist eine extreme Vermüllung der Parkplätze und Skihänge festzustellen. Das hat eine neue Qualität angenommen“, hatte Ranger Tom Beck unserer Zeitung berichtet. „Es ist unser tägliches Geschäft, die Hütten anzufahren und dort den Müll einzusammeln.“ Müll sei nicht nur eine Gefahr für wilde Tiere. Glasflaschen können bei Sonneneinstrahlung aufgrund des Brennglas-Effekts sogar Waldbrände auslösen. Besonders im Frühjahr sei wegen des trockenen Grases die Waldbrandgefahr extrem hoch.

Die Corona-Pandemie hat dieses ohnehin gewaltige Problem noch verschärft. Und seit dem vergangenen Jahr ist auch noch der „Masken-Müll“, wie Beck es nennt, hinzugekommen: Viele Menschen werfen gebrauchte Schutzmasken einfach auf den Boden, auf Wanderwegen oder Parkplätzen. „Die bleiben sehr lange in der Natur“, sagt Beck. Zudem würde der Müll von den Parkplätzen in die Parkfläche geweht.

Müll in einem Gewässer im Nationalpark – neben Froschlaich.
Müll in einem Gewässer im Nationalpark – neben Froschlaich. © Markus Gründel

Vor einigen Tagen bekamen die Ranger beim Kampf gegen die Vermüllung wieder Unterstützung durch eine Gruppe von Geocachern, die der Natur, wo sie ihrem Hobby nachgehen, etwas Gutes tun wollen. Wie schon im Vorjahr sammelten sie anlässlich ihres Harzer Walpurgistreffens – corona-bedingt diesmal nur in kleinem Kreis aus fünf Cachern und zwei Rangern – einen ganzen Tag lang mit vereinten Kräften Zivilisationsmüll im Nationalpark Harz ein. Leider kam dennoch viel Müll zusammen, berichtet Nationalpark-Sprecher Dr. Friedhart Knolle. Allein im Bereich des Rodelhangs Torfhaus, an Luchsdenkmal und Abbegraben wurden zehn Müllsäcke gefüllt. Neu war die Vielzahl an unterschiedlichsten Masken, die sich zu den immer häufiger anzutreffenden Hundekotbeuteln gesellten. In der Natur ist es sinnvoller, den Vierbeiner sein Geschäft neben dem Weg verrichten zu lassen – der Kot verrottet dann innerhalb von 14 Tagen und wird nicht über lange Zeit für andere Besucher konserviert.

Das Motto der Geo-Cacher für solche Aktionen lautet „Cache in, trash out“: Wer einen Cache in die Natur einbringt, soll als Ausgleich auch Müll wieder herausholen.
Das Motto der Geo-Cacher für solche Aktionen lautet „Cache in, trash out“: Wer einen Cache in die Natur einbringt, soll als Ausgleich auch Müll wieder herausholen. © Markus Gründel

Das Motto der Geo-Cacher für solche Aktionen, die es auf der ganzen Welt gibt, lautet „Cache in, trash out“: Wer einen Cache in die Natur einbringt, soll als Ausgleich auch Müll wieder herausholen. Im Harz hat sich der Hannoveraner Geocaching-Experte und Autor der deutschsprachigen Standardwerke über das Geocaching, Markus Gründel, mit dem Nationalpark zusammengetan, um die Umweltaktion zu starten. Mit einer Aufklärungskampagne will die Nationalparkverwaltung die Parkbesucher auf das Problem aufmerksam machen und sie zu einen verantwortlichen Verhalten in der freien Natur bewegen. Müll im Wald ist vor allem auch ein extrem lange anhaltendes Problem: Bleibt schon eine Bananenschale drei Monate liegen, bis sie verrottet ist, dauert es bei einer Zigarettenkippe bis zu 60 Jahre. Eine Getränkedose bleibt 150 Jahre am Waldboden liegen und rostet. Plastikmüll ist schon etwas für zukünftige Archäologen: Die Zersetzung dauert 500 Jahre. Und bei Glasflaschen sogar 4000. Dabei muss man bedenken, dass die freigesetzten Giftstoffe in den Boden und ins Wasser eindringen.