Göttingen. Im Fokus der von Göttinger Forscher geleiteten Untersuchungen stehen ökologische Lösungen: So können etwa Mangrovenhaine bei Tsunamis schützen.

Mit steigendem Meeresspiegel und häufiger auftretenden widrigen Wetterereignissen steigt für schutzbedürftige Küstengemeinden die Gefahr, durch Sturmfluten und Tsunamis verwüstet zu werden. Die Zahl der Todesopfer durch Tsunamis war mit 260.000 im vergangenen Jahrhundert höher als bei jeder anderen Naturgefahr.

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Göttingen hat nun die Wirkung des von Menschen entwickelten künstlichen Tsunami-Schutzes mit dem natürlichen Tsunami-Schutz durch das Ökosystem verglichen. Ziel ist, beide Arten von Schutzmaßnahmen zu kombinieren; hierbei sollen Mangrovenbäume und Korallenriffe eingesetzt werden.

Schutz vor Katastrophen

Unter der Leitung von Dr. Thomas Wanger von der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen untersuchte ein Forschungsteam aus Deutschland, China, Indonesien, Australien und Singapur, wie Küstengebiete vor Katastrophen geschützt werden können.

Die Wissenschaftler verglichen konventionelle technische Lösungen wie riesige Seemauern mit ökologischen Lösungen wie der Renaturierung und Neupflanzung von Mangrovenbäumen und Korallenriffen. Sie bewerteten die Wirksamkeit, die Kosten und die Fähigkeit, die biologische Vielfalt und die Ökosysteme zu erhalten.

Im indonesischen Palu gibt es seit langem Sonderforschungsbereiche unter der Leitung der Universität Göttingen. Im Jahr 2018 wurde Palu durch einen großen Tsunami zerstört. Die indonesische Regierung implementiert derzeit einen neuen Küstenschutzplan für die Region um Palu. Das internationale Forschungsteam hat daran gearbeitet, den bestehenden Plan durch die Anwendung der neuen Erkenntnisse zu verbessern. Darüber hinaus schlug das Team vor, die Stadt Palu als Fallstudie zu nutzen, um weiter zu untersuchen, wie ökologische Faktoren die Gefahren für die Küstengemeinden weltweit mindern können.

Grundlage für die Planung

„In Zukunft sollte der ökosystembasierte Schutz die Grundlage für die Planung einer Küstenschutzstrategie bilden. Die Ergänzung der Strategie durch künstliche und technische Lösungen kann das gesamte Projekt kosteneffizienter machen und wertvolle biologische Vielfalt an der Küste und damit verbundene Ökosystemdienstleistungen besser schützen“, sagt Wanger.

„Wenn die internationale Forschungsgemeinschaft einen solchen Hybrid-Ansatz in Palu im Detail beobachten kann, könnte das Palu-Modell zu einem wichtigen Fall-Beispiel für andere gefährdete Küstenstandorte in tropischen Biodiversitäts-Hotspots werden.“