Göttingen. Der vorbestrafte 29-jährige Mann aus dem Raum Duderstadt soll Mitangeklagte zu Taten, unter anderem in Osterode, angestiftet haben.

Wegen eines brutalen Raubüberfalls auf einen 78-Jährigen im Kalefelder Ortsteil Oldershausen müssen sich demnächst vier Angeklagte vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt einen 29-jährigen Mann aus dem Raum Duderstadt sowie eine 30-jährige Frau und zwei 18-Jährige aus dem Raum Kalefeld wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, gemeinschaftlichen schweren Raubes und gemeinschaftlicher Körperverletzung angeklagt.

Der bereits vielfach vorbestrafte 29-Jährige soll außerdem rund zwei Wochen zuvor Anstifter eines Raubüberfalls auf einen Edeka-Markt in Rittmarshausen gewesen sein. Er muss sich deshalb gemeinsam mit fünf weiteren mutmaßlichen Teilbeteiligten wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes verantworten. Ähnlich wie in anderen Fällen soll der 29-Jährige bei dem Überfall auf den Rentner in Oldershausen im Februar dieses Jahres andere Personen vorgeschickt haben, die dann die jeweiligen Taten begehen sollten. Laut Anklage sollen sich die vier Beteiligten zunächst in der Wohnung der ebenfalls bereits mehrfach vorbestraften 30-Jährigen getroffen haben. Dort hätten sie sich über ihre schlechte finanzielle Lage unterhalten, sagte ein Sprecher. Die 30-Jährige habe dann erzählt, dass der 78-Jährige im Tresor mehrere zehntausend Euro aufbewahrt habe. Daraufhin seien sie zu dritt zu dessen Wohnhaus gefahren.

Während der 29-Jährige im Auto sitzengeblieben sei, hätten die beiden 18-Jährigen an der Tür geklingelt. Als der Rentner öffnete, hätten die maskierten Männer ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht und ihn in die Wohnung zurückgedrängt. Dort hätten sie ihn mit einem Messer bedroht, mit Fäusten auf ihn eingeschlagen und ihn aufgefordert, Geld und Schmuck herauszugeben. Der Versuch, den Tresor zu öffnen, scheiterte allerdings, so dass sie lediglich 30 Euro aus einer Geldbörse erbeuteten. Dem 78-Jährigen war es unbemerkt gelungen, den Hausnotruf zu betätigen. Als wenig später eine Pflegekraft eintraf, schlug einer der Täter sie nieder. Anschließend flüchteten sie.

Die beiden 18-Jährigen sollen auch an dem Überfall auf den Supermarkt in Rittmarshausen beteiligt gewesen sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte es zuvor ein Treffen in der Wohnung des 29-Jährigen gegeben, an dem auch ein 17-Jähriger aus dem Altkreis Osterode sowie eine 41-jährige Frau und ein 45-jähriger Mann aus Kalefeld teilnahmen. Dort sei der Überfall verabredet worden. Zunächst habe die 41-Jährige kurz vor Geschäftsschluss den Laden betreten. Als kein anderer Kunde mehr im Laden war, habe sie ihre Komplizen verständigt. Die drei maskierten Täter hätten dann die beiden anwesenden Angestellten mit einer Schusswaffe und einem Messer bedroht. Danach seien sie mit ihrer Beute – 540 Euro Bargeld und Zigaretten im Wert von rund 280 Euro – geflüchtet.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft war der 29-Jährige in beiden Fällen der Drahtzieher. Er soll auch hinter einem anderen Überfall auf eine 84-jährige Frau in Osterode stecken, der bereits Ende 2017 Gegenstand eines Prozesses war und mit einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren für den 24-jährigen Angeklagten endete. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass dieser nachts in ihr Wohnhaus eingebrochen war und die 84-Jährige durch massive Schläge auf den Kopf schwer verletzt hatte. Initiator des Überfalls sei indes der 29-Jährige gewesen, der 24-Jährige habe für ihn die „Drecksarbeit“ gemacht. Gegen den 29-Jährigen ist deshalb seit längerem eine weitere Anklage anhängig. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 19 Straftaten vor. Er soll einen größeren Personenkreis kostenlos mit Drogen versorgt und dafür verlangt haben, dass sie für ihn Einbrüche begehen. Er habe auch die An- und Abfahrten zu den ausbaldowerten Objekten organisiert.

Die 30-Jährige muss sich demnächst ebenfalls wegen weiterer Straftaten vor dem Amtsgericht Osterode verantworten. Sie soll sich bereits Monate vor dem Überfall in Oldershausen die ec-Karte des 78-Jährigen verschafft und damit mehrfach Geld abgehoben haben. Außerdem soll sie auf dessen Namen und unter dessen Konto Handy-Verträge abgeschlossen sowie im Internet eingekauft und an Glückspielen teilgenommen haben. Ebenso wie der 29-Jährige sitzt auch sie in Untersuchungshaft.