Göttingen. Die ehemalige GT-Fotografin wurde für Bilder aus dem Irak mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Am 4. April 2014 wurde sie in Afghanistan getötet.

Die Fahrgäste im Göttinger Stadtbus mussten früher aussteigen. Der Weg in die Innenstadt war versperrt von jungen Leuten, die vor dem Max-Planck-Gymnasium protestierten. Eine Szene von einem Göttinger Ereignis im Herbst 1987, das Anja Niedringhaus fotografierte. Sie war damals Praktikantin der Redaktion vom Göttinger Tageblatt; sollte schreiben, wollte fotografieren. Das jedoch musste sie anfangs den Kollegen der Fotografie überlassen.

Mit dem Tag der MPG-Besetzung änderte sich das: sie fotografierte und überzeugte. Eines der Fotos aus der Reihe zeigt das, was die Fotos von Anja Niedringhaus ausmachte: Alltägliches in einer außergewöhnlichen Situation. Die Schüler auf der Fahrbahn am Theaterplatz versperren den Weg für den Bus, der öffnet seine Türen und eine Frau mit einem Einkaufskorb steigt aus: das Alltagsutensil Korb und der Störfaktor Demonstration. Etliche Jahre später hat sie ein ähnliches Motiv: zwei Mädchen mit Einkaufstüten in der Hand eilen ängstlich blickend über eine Straße, im Hintergrund ist eine Demonstration zu sehen – 2007 in Ramallah (Palästina).