Lenglern. Sigrid Hunger gab ihrem Lebenspartner Werner Holtemeyer am Freitag im Krankenhaus-Standort Lenglern des Ev. Krankenhauses Göttingen das Ja-Wort.

Am Freitag wurde auf der Intensivstation am Krankenhaus-Standort Lenglern des Ev. Krankenhauses Göttingen-Weende eine Ehe geschlossen. Sigrid Hunger (68) gab ihrem Lebenspartner Werner Holtemeyer (58) das Ja-Wort. „Die Hochzeit war schon lange geplant, doch dann kam die Krankheit dazwischen“, erzählt die gebürtige Holzmindenerin. Werner Holtemeyer ist vor einem Jahr an ALS erkrankt, eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Die beiden Ehepartner leben schon seit fast 15 Jahren zusammen. Ostern 2004 haben sie sich über eine Zeitungsannonce kennengelernt. Nach anderthalb Jahren ist Sigrid zu Werner nach Warburg gezogen, wo sie seitdem wohnen.

Der Nachtdienst der Station 4 hatte vor der Hochzeit ein Laken mit den Worten „Just Married“ beschrieben, das Zimmer und die Station geschmückt. Bei der Trauung am Freitagmittag war das gesamte Stationspersonal dabei. Auch aus Warburg waren Arbeitskollegen von Werner Holtemeyer gekommen, der beim Finanzamt gearbeitet hat. Christian Lüer, Standesbeamter des Flecken Bovenden, nahm die Trauung vor. „Ich habe zum ersten Mal im Krankenhaus eine Ehe geschlossen“, sagt Lüer, der seit 2004 Standesbeamter ist und zwischen 70 und 100 Ehen im Jahr schließt. Der Termin im Krankenhaus sei außergewöhnlich, die Atmosphäre aber schön, da fühle man sich gut aufgehoben, so Lüer.

Im Anschluss an die offizielle Trauung segnete Klinikseelsorgerin Pastorin Uta Callies das frisch vermählte Paar, ein Organist spielte Lieder, und es gab alkoholfreien Sekt für alle. Dass es überhaupt noch zur Hochzeit gekommen ist, ist fast ein Wunder. Vor etwas mehr als zwei Wochen wurde Werner Holtemeyer aus einem anderen Krankenhaus notfallmäßig in die Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin des Ev. Krankenhauses Göttingen-Weende, die in Lenglern stationiert ist, verlegt. „Der Gesundheitszustand des Patienten war zunächst sehr schlecht“, erzählt Carl Fabian Höhl, Stationsarzt der Weaning-Einheit. Das Weaningzentrum ist eine Intensivstation, auf der Patienten betreut werden, die über einen Beatmungsschlauch beatmet werden und trotz Besserung der Erkrankung nicht erfolgreich von einem Beatmungsgerät entwöhnt werden können.

„Der Zustand von Herrn Holtemeyer hat sich in den letzten Tagen sehr gebessert, so dass jetzt die Hochzeit möglich war“, sagt Höhl. Weiteres Ziel sei es nun, den Patienten im Rahmen des Weanings von der Beatmung zu entwöhnen und ihn so stabil wie möglich nach Hause zu entlassen. Pneumologie-Chefarzt Dr. Wolfgang Körber ist von der Hochzeit begeistert. „So etwas hatten wir hier noch nicht. Das Team der Station hat dieses besondere Ereignis ganz hervorragend umgesetzt.“ Das habe auch zum Teamgeist beigetragen, so Körber. Die frisch verheiratete Ehefrau sagte, immer noch aufgeregt, nach der Trauung: „Es war einfach schön. Die Ärzte, das Pflegepersonal, alles top. Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben.“