St. Andreasberg . Ziel ist es, der Industrie am Unterlauf der Sieber zu helfen, die für ihre Produktion auf das Wasser aus dem Oderteich angewiesen ist.

Die Harzwasserwerke verhindern aktuell gemeinsam mit der Harz Energie, dass der Oderteich im Harz trocken fällt. „Eigentlich würde der Oderteich morgen oder Anfang der kommende Woche leerfallen“, sagt Justus Teicke, Abteilungsleiter bei den Harzwasserwerken. „Aber dadurch, dass wir die Wasserabgabe aus dem Oderteich von 240 Litern pro Sekunde auf 100 Liter pro Sekunde reduziert haben, werden wir das verhindern können.“ Hintergrund für die Aktion sind allerdings nicht Umweltschutzgründe. „Der Oderteich ist in der Vergangenheit schon mehrmals leer gefallen oder zu Reparaturzwecken vollständig entleert worden“, erklärt Teicke. „Das Wasser ist durch die Zuflüsse aus dem Hochmoor zu sauer für Fische, so dass das Leerfallen für die Umwelt keinen großen Schaden darstellt.“ Ziel der Aktion ist stattdessen, der Industrie am Unterlauf der Sieber zu helfen.

Diese ist nämlich auf das Wasser aus dem Sieberstollen und der Sieber als Kühlwasser für ihre Produktionskette angewiesen. Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge führt der Flusslauf aber kaum Wasser. Fällt die Sieber ohne den Zufluss aus dem Oderteich weiter ab, kann es zu Produktionsproblemen kommen. „Die Harz Energie hat uns darum gebeten, möglichst lange das Trockenfallen des Oderteiches und damit ein Versiegen des Wassers im Sieberstollen zu verhindern“, sagt Teicke. Die eigentlich geplante Inspektion der Baumaßnahmen aus dem Jahr 2015/ 2016, als der Oderteich für Sanierungsarbeiten entleert worden war, fallen darum aus. „Wir werden gemeinsam mit der Harz Energie versuchen, solange es geht eine kontinuierliche Abgabe aus dem Oderteich zu leisten“, sagt Teicke. Er hoffe auf Regen, so dass sich die Situation etwas entspannte. Aktuell fällt der Oderteich um 12 Zentimeter am Tag. Von den 15 Metern, die der Teich tief sein kann, sind aktuell nur noch knapp fünf gefüllt.

Der Oderteich liegt nördlich von St. Andreas im Harz. Zwischen 1714 und 1721 erbaut, sollte er durch einen Graben die Bergwerke rund um St. Andreasberg mit Wasserkraft versorgen. Das Wasser aus dem Oderteich wird über den Rehberger Graben von Unterliegern für die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft genutzt. Über den Sieberstollen speist es auch den Lauf der Sieber. Ungewöhnlich ist es nicht, dass der Oderteich leer fällt: Bereits in den Jahren 2003, 1999 und 1991 ist der Teich in den Sommermonaten leer gefallen. Schuld ist sein kleines Fassungsvermögen von rund 1,7 Millionen Kubikmetern Wasser, das ihn für Wetterschwankungen anfällig macht. Im Zeitraum zwischen Februar bis Juli 2018 haben die Harzwasserwerke an einer ihrer Messstationen in Clausthal nur 297 Millimeter Niederschlag gemessen. Damit ist dieser Zeitraum der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen der Harzwasserwerke 1857.