Braunschweig. Nach dem Wahldebakel beschwört Braunschweigs SPD-Unterbezirksvorsitzender Pantazis das Selbstbewusstsein der Partei. Auch in der CSU kriselt es.

Das miserable Abschneiden bei der Landtagswahl in Bayern erzeugt nervöse Reaktionen in den kriselnden Volksparteien. Christos Pantazis, SPD-Unterbezirksvorsitzender in Braunschweig, warnt vor Denkverboten sogar bezüglich der Groko-Frage. „Eine selbstbewusste Sozialdemokratie braucht keine Angst vor dem Ausscheiden aus der Regierung zu haben. Sie muss jetzt wieder zu einer klar erkennbaren politischen Kraft werden“, sagte Pantazis unserer Zeitung.

Von einem „Ausnahmeergebnis“ spricht auch Immacolata Glosemeyer, Parteivorsitzende der SPD in Wolfsburg, mit Blick auf die Pleite. Überrascht habe sie, dass die SPD nicht von der Schwäche der CSU habe profitieren können.

Diese Schwäche ist für Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU, früher CSU) ohne eine personelle Neuausrichtung an der Spitze nicht zu beheben. In der Führung der Christsozialen gibt es laut Junk zu viele „konservative Scharfmacher“. „Wir haben bei der Wahl dadurch viele Stimmen aus dem bürgerlich-liberalen Spektrum verloren“, meint der Kommunalpolitiker. Das Parteipräsidium müsse ausgewogener besetzt werden. Hoffnungen setzt Junk zum Beispiel in Entwicklungsminister Gerd Müller.

Auch bei der CSU in München gab es lange Gesichter.
Auch bei der CSU in München gab es lange Gesichter. © dpa | Michael Kappeler

Das Grummeln über Parteichef Horst Seehofer ist auch in Bayern durchaus vernehmlich – es bleibt aber zunächst beim Grummeln. Der CSU-Parteivorstand nominierte Regierungschef Markus Söder einstimmig erneut für das Amt des Ministerpräsidenten. Der in der Kritik stehende Seehofer stellte klar, dass er die Doppelspitze mit Söder fortsetzen wolle. Er wolle die CSU auf Europawahl und bayerische Kommunalwahl vorzubereiten.

Bei der Landtagswahl fuhr die CSU mit 37,2 Prozent (2013: 47,7 Prozent) ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 ein. Die SPD rangiert mit 9,7 Prozent sogar nur auf Platz fünf.

Betrübte Stimmung bei der bayerischen SPD.
Betrübte Stimmung bei der bayerischen SPD. © dpa | Daniel Karmann

Während sich die Parteien um Schadensbegrenzung bemühen, interpretieren die Politik-Experten die Krise der großen Parteien. Für den Politologie-Professor Nils Bandelow von der TU Braunschweig ist die Bayern-Wahl ein Beleg dafür, dass das Konzept der Volksparteien immer weniger Anklang findet. „Es greift ins Leere, weil sich die einst dominanten gesellschaftlichen Konfliktlinien zwischen Kapital auf der einen und Arbeit auf der anderen Seite auflösen“, sagte Bandelow unserer Zeitung. Im bayerischen Wahlkampf hätten Grüne und AfD mit ihren Themen die Debatte stark geprägt. „Ich bin der Überzeugung, dass sich die Zahl der Konfliktlinien weiter erhöhen wird und dass es schon bei der übernächsten Bundestagswahl Volksparteien im klassischen Sinne nicht mehr geben wird“, so Bandelow.