Braunschweig. Für die SPD geht es in Bayern in den Keller. Die AfD holt aus dem Stand gute 10 Prozent.

Politisches Beben in Bayern: Die CSU hat bei der Landtagswahl ihre absolute Mehrheit klar verloren. Laut Hochrechnungen vom späten Sonntagabend landet die Partei bei 37,3 Prozent. Jubeln können Grüne und AfD, die SPD schmiert ab.

Die CSU, die Partei von Ministerpräsident Markus Söder und des Vorsitzenden Horst Seehofer, fuhr ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 ein. Sie schwächt ihre Position in der Großen Koalition von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die SPD von Natascha Kohnen brach noch stärker ein als vorhergesagt und verlor mit ihrem historisch schlechtesten Landesergebnis ihre Position als zweitstärkste Kraft.

Söder sagte: „Das ist ein schmerzhafter Tag.“ Die CSU habe aber den klaren Regierungsauftrag erhalten. „Vom Bundestrend sich völlig abzukoppeln, ist nicht so leicht.“ Journalistenfragen nach der Verantwortung von Parteichef Seehofer wich Söder aber aus.

Große Wahlgewinner sind Grüne und AfD mit zweistelligen Ergebnissen. Die AfD zieht erstmals ins Maximilianeum ein und ist in 15 von 16 Landtagen vertreten. Die FDP musste bangen, ob sie nach fünf Jahren Abwesenheit die Rückkehr ins Parlament schafft. Die Linke verfehlt den Einzug erneut.

Die CSU, die Bayern seit 1962 mit Ausnahme der Wahlperiode 2008 bis 2013 allein regiert hat, muss sich einen Koalitionspartner suchen. Eine komfortable Mehrheit hätte eine schwarz-grüne Koalition, die Umfragen zufolge auch von vielen Bürgern bevorzugt wird.

Söder hält das Programm der Grünen aber nicht für koalitionsfähig. Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung machen sich die Freien Wähler von Parteichef Hubert Aiwanger. Nach den Hochrechnungen hätte eine solche Koalition eine knappe Mehrheit. Aiwanger sagte am Abend, seine Partei werde der CSU jetzt machbare Vorschläge vorlegen. „Und ich bin überzeugt, die CSU wird anbeißen.“

Niedersachsens Ministerpräsident und SPD-Landeschef Stephan Weil wertete die Wahlschlappe der Sozialdemokraten auf Anfrage als „miserables Ergebnis“. Die bayerische SPD werde sich fragen müssen, „wie ein solches Ergebnis landesintern zu erklären ist“. Weil teilte gegen die CSU aus. Er sagte: „Dass die Menschen in Bayern ihr Land nicht mehr durch das breitbeinig-arrogante Auftreten einer Männerriege repräsentiert wissen wollen, ist ein sehr gutes Zeichen für die demokratische Kultur im ganzen Land.“

Niedersachsens Wirtschaftsminister und CDU-Landeschef Bernd Althusmann beschönigte nichts. Er sagte mit Blick auf das Ergebnis der Schwesterpartei CSU: „Das ist sehr bitter.“ Den Führungsstreit zwischen Seehofer und Söder bezeichnete er gegenüber unserer Zeitung als „völlig unnötig“.

Niedersachsens AfD-Fraktions- und Landeschefin Dana Guth wertete die guten zehn Prozent aus dem Stand als „starkes Ergebnis“. Die CSU habe versucht, die AfD in ihren Positionen zu kopieren. „Dann ist die Partei aber eingeknickt“. Das merke der Wähler.

Anja Piel, die Grünen-Fraktionschefin in Niedersachsen, lobte auf Anfrage den Wahlkampf der Parteifreunde in Bayern. Es sei richtig gewesen, sich „pro-europäisch und sozial aufzustellen“ und für eine offene Gesellschaft zu kämpfen. Das Ergebnis gebe Rückenwind für die Hessen-Wahl in zwei Wochen und für die Europawahl im Mai 2019.