Hannover. Sechs Ressorts wird die SPD in der neuen Bundesregierung besetzen. Offiziell will die Partei bis zum Wochenende bekanntgeben, wer die Posten bekommt.

Bis zum Wochenende will die SPD offiziell verkünden, wer im neuen Bundeskabinett Minister wird. Sechs Posten sind zu vergeben - drei Männer und drei Frauen sollen es werden. Auch die niedersächsischen Sozialdemokraten machen sich Hoffnungen, dass jemand aus ihren Reihen dabei sein wird. Immerhin zählt der Verband mit 60 000 Mitgliedern zu den drei größten bundesweit - und Ministerpräsident Stephan Weil fuhr bei der Landtagswahl im Oktober gegen den Trend einen Sieg für seine Partei ein. Wer sind die Kandidaten für einen Umzug nach Berlin?

Stephan Weil: Mehrfach hat sich der Ministerpräsident in den vergangenen Wochen dafür stark gemacht, dass im neuen Kabinett SPD-Politiker aus seinem Bundesland berücksichtigt werden. Zugleich streitet der 59-Jährige eigene Ambitionen ab. „Ich habe mich enorm angestrengt, erneut Ministerpräsident zu werden, und möchte das jetzt auch gerne bleiben“, lautet seine Standard-Antwort auf diese Frage. Seit 2013 regiert Weil in Niedersachsen. Sein politisches Gewicht innerhalb der SPD ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Bei der Landtagswahl im Oktober gelang ihm nach einer Aufholjagd erneut der Sieg - der einzige für die SPD im Jahr 2017.

Boris Pistorius: In Spekulationen taucht sein Name wiederholt für das Amt des Justizministers auf. Er selbst äußert sich dazu nicht und wiederholt nur mantrahaft, dass er sich an Personalspekulationen nicht beteilige. Eine Rolle in der Bundespolitik kann sich der parteinterne Aufsteiger aus Osnabrück aber durchaus vorstellen. Der 57-Jährige hat sich im Wahlkampf als Experte für die Innenpolitik eingebracht und gilt als Macher mit Durchsetzungsvermögen, der Herausforderungen nicht scheut und dabei auch vor markigen Worten nicht zurückschreckt.

Doris Schröder-Köpf: Die 54-Jährige gehört zwar zu den bekannten SPD-Namen in Niedersachsen, sieht sich aber nicht im Rennen um einen Spitzenjob in Berlin. „Jedes Wort, das man dazu sagen würde, wäre eins zuviel“, sagt die Lebensgefährtin von Boris Pistorius zu den Spekulationen. Die Chancen für niedersächsische Politiker in einem Ministeramt in der Bundesregierung stuft sie aber als hoch ein: „Der SPD-Landesverband Niedersachsen ist so stark mit Spitzenpolitikern gesegnet, da kann man aus dem Vollen schöpfen.“

Matthias Miersch: Der 49-jährige promovierte Jurist aus Hannover wird als möglicher neuer Bundesumweltminister gehandelt. Miersch sitzt seit 2005 im Bundestag, ist seit 2013 auch Vorstandsmitglied der Bundes-SPD. 2015 wurde er zum Sprecher der Parlamentarischen Linken in der Bundestagsfraktion gewählt. Der profilierte Umweltpolitiker scheut keine klaren Worte, tritt aber nicht als Krawallmacher auf. Er war Mitglied der SPD-Delegation bei den Verhandlungen zu einer großen Koalition in Niedersachsen und saß auch bei den GroKo-Gesprächen in Berlin zum Thema Umwelt mit am Tisch. Die geschäftsführende Umweltministerin Barbara Hendricks möchte aber gerne weitermachen.

Hubertus Heil: Der in Hildesheim geborene Vize-Chef der SPD-Bundestagsfraktion gilt als politisches Schwergewicht. Bereits von 2005 bis 2009 war der Abgeordnete aus Peine SPD-Generalsekretär, bevor er im vergangenen Sommer noch einmal als eine Art Nothelfer für den Wahlkampf verpflichtet worden war. Der 45-Jährige steht als Vorsitzender des SPD-Bezirks Braunschweigs dem geschäftsführenden Außenminister Sigmar Gabriel nahe. „Diese Region ist stolz auf Sigmar Gabriel - und wenn es nach uns geht, wird er weiter eine Rolle in der Politik spielen“, sagte er vor kurzem.

Sigmar Gabriel: Der Außenminister (58) aus Goslar ist laut Umfragen derzeit der beliebteste SPD-Politiker. Aber Gabriel könnte der große Verlierer werden und bald nur noch als einfacher SPD-Abgeordneter im Bundestag sitzen. Ihn holt seine Vergangenheit als SPD-Chef ein. Wegen seiner Volten und Alleingänge gilt das Verhältnis zur designierten SPD-Chefin Andrea Nahles als zerrüttet. Nahles pocht auf Teamfähigkeit bei Kabinettsmitgliedern als Eignungskriterium - das könnte Gabriels Aus bedeuten.

Thomas Oppermann: Der frühere Verwaltungsrichter aus Göttingen hat viel Erfahrung in Parlamenten gesammelt, ein Ministeramt auf Bundesebene hatte er bisher nicht. Bis zuletzt war der 63-Jährige Fraktionschef der SPD im Bundestag, in der neuen Legislaturperiode übernahm diesen Posten allerdings Andrea Nahles. In Berlin ist Oppermann bestens vernetzt. Sein Name fällt immer wieder, wenn es um Ersatz für Sigmar Gabriel im Außenministerium geht, auch wenn er bislang kaum außenpolitische Erfahrung gesammelt hat. dpa