Berlin. Yuval Abraham löste auf der Preisverleihung einen Eklat aus. Jetzt erhält er Morddrohungen – und übt Kritik an deutschen Politikern.

Nach dem Eklat auf der Abschlussgala der Berlinale am Sonnabend sieht sich der israelische Filmemacher Yuval Abraham nach eigenen Angaben mit Morddrohungen konfrontiert. Davon berichtete er in einem Post auf dem Netzwerk X (ehemals Twitter), in dem er auch die deutsche Politik kritisierte: „Ich bekomme immer noch Morddrohungen und musste meinen Flug nach Hause stornieren. Das ist passiert, nachdem israelische Medien und deutsche Politiker absurderweise meine Rede auf der Preisverleihung der Berlinale (...) als antisemitisch bezeichnet haben.“

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Abraham war am Sonnabend zusammen mit dem palästinensischen Filmemacher Basel Adra für den Film „No Other Land“ ausgezeichnet worden, der die Siedlungspolitik im Westjordanland behandelt. In seiner Dankesrede sprach Abraham dann unter anderem von einer Politik der Apartheid. Auch weitere Filmemacher äußerten sich am Sonnabend israelkritisch, was mehrere deutsche Politiker kritisieren. Unter anderem ließ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mitteilen, „dass eine derart einseitige Positionierung so nicht stehen gelassen werden kann“.

Berlinale: Filmemacher Abraham unterstellt den Deutschen Missbrauch des Wortes „Antisemitismus“

Scholz und andere stellten heraus, dass im Blick gehalten werden müsse, dass der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober Auslöser des aktuellen Konfliktes sei. Darauf ging Abraham in seinem Post nicht ein – er forderte aber einen Waffenstillstand, der die Befreiung der israelischen Geiseln und Frieden in der Region ermöglichen würde.

Der Filmemacher unterstellt den Deutschen einen Missbrauch des Wortes Antisemitismus, „um nicht nur palästinensische Kritiker Israels, sondern auch Israelis wie mich, die einen Waffenstillstand fordern, zum Schweigen zu bringen“. Abrahams Kritik rührt auch von einer besonderen Familiengeschichte: Wie er berichtet, sei seine Großmutter in einem libyschen Konzentrationslager geboren und der Großteil der Familie seines Großvaters von Deutschen im Holocaust umgebracht worden.

Abraham bezeichnet Verhalten deutscher Politik als „empörend“

Deshalb sei es in Bezug auf den Gebrauch des Begriffs Antisemitismus für ihn „empörend, dass deutsche Politiker im Jahr 2024 die Dreistigkeit besitzen, diesen Begriff gegen mich in einer Weise zu verwenden, die meine Familie gefährdet“. Er komme damit klar, dass man den Inhalt seiner Rede kritisiere – nicht aber mit der Dämonisierung, die gegen ihn und Basel Adra stattfinden würde. An die Deutschen gerichtet schreibt er: „Wenn es das ist, was du mit deiner Schuld am Holocaust machst – ich will deine Schuld nicht.“

Auch die Sicherheit seines palästinensischen Kollegen sieht Abraham durch die aktuelle Form der Debatte gefährdet: „Dieses Verhalten bringt das Leben von Basel Adra in Gefahr, der unter militärischer Besatzung und umgeben von gewalttätigen Siedlungen in Masafer Yatta lebt. Er ist in weit größerer Gefahr als ich.“ Positiv äußerte sich Abraham darüber, dass ihr Film „No Other Land“ eine internationale Debatte ausgelöst habe: „Ein Gespräch auszulösen, ist der Grund, warum wir es gemacht haben.“