Berlin. Viele Menschen wünschen sich mehr Klimaschutz, haben aber Angst vor sozialem Abstieg. Warum die Politik diese Sorgen ernst nehmen muss.

Hitzewellen, Waldbrände, Dürren, Starkregen, Überflutungen, Stürme, Felsstürze und Unwetter. Der Klimawandel gefährdet nicht nur ferne Länder, sondern hinterlässt durch seine Extremwetterereignisse sichtbare Spuren in Europa. Ob im Urlaub oder Zuhause, die meisten Menschen erleben die Folgen im eigenen Leben. Und immer mehr spüren, dass dringend etwas getan werden muss, wenn wir nicht unsere Lebensgrundlagen verlieren wollen.

Rund 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wünschen sich, dass die Wirtschaft umwelt- und klimafreundlich umgebaut wird, so das Ergebnis einer Studie. Allerdings verbinden sie dies mit einer wesentlichen Voraussetzung: Der Umbau muss sozialverträglich erfolgen. Denn viele Menschen haben Angst. Angst, dass der ökologische Umbau die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert oder sie dadurch selbst von sozialem Abstieg bedroht sind.

Diese Sorgen muss die Politik sehr ernst nehmen. Denn große Veränderungen gehen immer nur mit den Menschen und nicht gegen sie. Keiner darf hier finanziell ruiniert oder mit hohen Umbaukosten allein gelassen werden. Beim notwendigen Ausstieg aus fossilen Energien, der Verkehrswende oder dem Wandel der Landwirtschaft müssen die Ängste der Betroffenen gehört und flankierende Hilfen geleistet werden. Das gilt insbesondere für das geplante Heizungsgesetz, das Immobilienbesitzer und Mieter nicht überfordern darf. Die Politik hat vieles in Bewegung gesetzt, nun dürfen die Akzeptanz und die Umsetzung nicht an fehlender Unterstützung scheitern.

Klimaschutz: Viele Maßnahmen sind schnell notwendig

Beate Kranz ist Wirtschaftskorrespondentin der Zentralredaktion.
Beate Kranz ist Wirtschaftskorrespondentin der Zentralredaktion. © Reto Klar | Reto Klar

Fakt ist: Der Klimawandel kann nicht gestoppt, aber zumindest der menschengemachte Anteil gebremst werden. Es ist ein komplexes Thema, das nur durch die Betätigung vieler Stellschrauben, angegangen werden kann – idealerweise so schnell wie möglich. Denn die Zeit läuft gegen uns, die Erwärmung der Erdatmosphäre schreitet voran. Die Politik muss das 1,5 Grad-Ziel im Blick haben. Dabei muss groß gedacht und gehandelt werden, aber auch jeder Einzelne kann im Kleinen seinen Beitrag leisten.

Zu den großen Aufgaben gehört es, die Rodung der Regenwälder zu stoppen, aber auch hierzulande Wälder als wichtige Kohlendioxid-Speicher zu erhalten oder Moore wiederzuvernässen. Der Umstieg auf Erneuerbare Energien – wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft – muss beschleunigt werden. Die Meere müssen von Schadstoffen wie Plastikmüll befreit werden. Angesichts der Wetterextreme und des steigenden Meeresspiegel muss auch im Wohnungsbau neu gedacht werden. Häuser sollten nicht mehr zu dicht ans Wasser gebaut werden.

Aber auch im Privaten kann jeder seinen Beitrag leisten. Angesichts der drastisch gestiegenen Preise infolge des Ukraine-Kriegs haben viele Menschen Energie eingespart. Dieses Umdenken sollte für alle zum Alltag werden, die nicht nur ihren Geldbeutel schonen, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Schon heute achtet die Mehrheit nach eigenen Angaben beim Elektrogerätekauf bewusst auf die Energieklasse, kauft saisonale Lebensmittel, benutzt für Alltagswege das Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel oder geht zu Fuß. Das ist gut so. Manchmal können kleine Änderungen Größeres bewirken.

Am Ende geht es um unsere Lebensbedingungen – von Menschen und Tieren – auf dieser Erde. Der Juli war der heißeste Monat seit Jahrtausenden. Jedes Jahr sterben in Europa Tausende durch die Hitze. Die Warnsignale sind eindeutig: Klimaschutz ist kein Luxus, sondern ein Muss.