Super-Ager sind im hohen Alter überdurchschnittlich fit. Forschende identifizierten in Studie vor allem zwei entscheidende Faktoren.

Viele Menschen träumen davon: Mit 80 noch genauso fit und gesund sein wie mit 50. Für die sogenannten Super-Ager ist dieser Traum Realität. Aber was ist ihr Geheimnis? Forschende vom Alzheimer-Zentrum der Königin-Sofia-Stiftung in Madrid sind jetzt in einer Langzeitstudie dahintergekommen. "Unser Ziel war es, die Gehirnstruktur von Super-Agern zu charakterisieren und demografische, Lebensstil- und klinische Faktoren zu identifizieren, die mit diesem Phänotyp assoziiert sind", so die Forschenden.

Studie untersucht Super-Ager: Was schützt sie vor dem Alter? Die ersten Erkenntnisse

Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Super-Ager ihre geistige Fitness vor allem ihrer Widerstandsfähigkeit gegen altersbedingte Veränderungen des Gehirns verdanken. Die Forschenden um Marta Garo-Pascual schreiben, dass es so scheint, als hätten sie eine Art Schutzschild, dass sie widerstandsfähiger gegen altersbedingte Veränderungen im Gehirn macht.

Super-Ager wiesen durchschnittlich mehr graue Substanz im Gehirn auf, insbesondere in Hirnregionen, die für das Gedächtnis verantwortlich sind. Aber auch in Regionen, die für die Bewegung mitverantwortlich sind, sind davon betroffen. Wenngleich sie in ihrem Blut in etwa genauso viele Biomarker für Demenz wie ihre Altersgenossen aufwiesen. Die genauen Gründe für diese Widerstandsfähigkeit sind den Forschern zufolge noch unklar.

Fit noch im hohen Alter: Zwei Faktoren bei Super-Agern besonders ausgeprägt

Die Studie zeigt weiter, dass von 89 verschiedenen demografischen, lebensstilbedingten oder klinischen Faktoren, zwei bei den Super-Agern besonders stark ausgeprägt waren:

  • Beweglichkeit und Motorik
  • psychische Gesundheit

Laut der Studie waren Super-Ager in ihrer Lebensmitte – mit 40, 50 und 60 Jahren – sehr aktiv. Forscher Alessandro Cellerino vom Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena schlussfolgert: "Es ist sehr wichtig zu versuchen, körperlich fit zu bleiben, auch wenn es nur Spazierengehen oder die Treppe steigen ist", sagte er gegenüber der Online-Nachrichtenplattform "Medscape".

Super-Ager und psychische Gesundheit: Seelische Erkrankungen können Gedächtnis beeinflussen

Auch bei Befragungen und Tests zur psychischen Gesundheit schnitten die Super-Ager besser ab als ihre Altersgenossen. Demnach litten sie weniger unter Depressionen und Angstzuständen. Laut Cellerino würden bereits frühere Studien darauf hindeuten, dass Depressionen und Angststörungen das Gedächtnis beeinflussen können und dass sie zudem Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz darstellen. Um psychischen Problemen im Alter vorzubeugen, rät der Altersforscher, sozial eingebunden und involviert zu bleiben.

Weiter ergab die Studie, dass die Super-Ager oft einen gesünderen Lebensstil hatten. Weiter stellte das Team folgende Auffälligkeiten fest:

  • sie klagten seltener über Schlafmangel als ihre Altersgenossen, wenngleich sie die selbe Schlafdauer aufwiesen
  • litten seltener unter Glukosestörungen
  • hatten seltener einen erhöhten Blutzucker oder Bluthochdruck
  • hatten in ihrer Lebensmitte einen aktiveren Lebensstil
  • hatten einen höheren musikalischen Hintergrund
  • waren häufiger getrennt oder geschieden

Altersforscher klären auf: So eng sind physische und psychische Funktion miteinander verbunden

Für die Studie rekrutierten die Forschenden 540 Senioren im Alter von 79,5 Jahren oder älter. Davon konnten 64 mittels verschiedener Tests als Super-Ager identifiziert werden. Sie schnitten bei einem Gedächtnistest mindestens genauso gut ab wie 30 Jahre jüngere Menschen mit gleichem Bildungsniveau. Als Kontrollgruppe wurden 55 "normale" Senioren in der gleichen Altersgruppe ausgewählt, deren Leistung ihrem Alter und Bildungsstand entsprach.

Für die Studie wurden sie über fünf Jahre beobachtet. Einmal pro Jahr fand dabei eine Kontrolle mit MRT-Untersuchung, klinischen Tests, Bluttests sowie Dokumentation von Lebensstilfaktoren statt.

Die Forschenden betonen, dass es sich dabei um eine sogenannte Beobachtungsstudie handelt. Sie schreiben, dass deshalb "nicht auf einen kausalen Zusammenhang zwischen den hier berichteten Faktoren und Super-Agern geschlossen werden kann". Das deute darauf hin, dass es weitere Faktoren und Unterschiede gibt, möglicherweise genetische.

Laut dem Altersforscher Cellerino bestätige die Studie, dass die physische und psychische Funktion eng miteinander verbunden sind. "Wir müssen beide erhalten, um gesund zu altern."

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