Berlin. Die Currywurst verliert in Betrieben an Beliebtheit – das zeigt eine Studie. Woran liegt der Sinneswandel in Deutschlands Kantinen?

Als sich 2021 andeutete, dass die Currywurst an Beliebtheit in Kantinen verliert, war der Aufschrei bei vielen groß. Der Auslöser: Die VW-Werke strichen sie von der Speisekarte. Kritik kam unter anderem von Altkanzler Gerhard Schröder, der die Currywurst als "Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion" bezeichnete. Schröder erklärte, dass es unter seiner Aufsicht im Aufsichtsrat von VW niemals zu einer solchen Entscheidung gekommen wäre.

Und tatsächlich: Immer mehr Kantinen setzen auf vegetarische und vegane Alternativen. Das zeigt ein diesjährigen Ernährungsstudie des Lebensmittelkonzerns Nestlé. Mit Blick auf die Klimabilanz der beliebten Wurst, könnte das dringend nötig sein.

Während rund 80 Prozent der Betriebskantinen weiterhin an der Fast-Food-Ikone festhalten, bieten immerhin 42 Prozent auch eine vegetarische Variante an, weitere 16 Prozent wollen nachziehen. Vor allem in Campuskantinen ist eine fleischlose Alternative beliebt. Insgesamt bieten 76 Prozent ihren Studierenden eine Veggie-Wurst am.

Veggie-Currywurst wird immer beliebter

Außerdem gibt es auch immer öfter vegetarische und vegane Menüs. Laut Nestlé-Studie bieten 90 Prozent der Kantinen tägliche Veggie-Speisen an. Fast 30 Prozent der Betriebskantinen und über 70 Prozent der Campusmensen haben sogar täglich vegane Gerichte auf ihrer Speisekarte.

Das könnte in Zukunft mehr werden. Die Menge an verspeistem Fleisch pro Kopf sinkt aktuell. Laut Statistischem Bundesamt ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch seit 2011 um rund zehn Prozent gesunken. Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch, die Fleisch-"Ersatzprodukte" boomen.

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Die Nestlé-Studie zeigt, dass der Trend zur fleischfreien Ernährung auch in Kantinen angekommen ist – und bleiben wird. Rund 55 Prozent der befragten Kantinen- und Mensa-Betreiber rechnen damit, dass künftig mehr vegane Gerichte verlangt werden, und 42 Prozent schätzen, dass die Nachfrage nach Fleisch sinkt.

Veggie-Currywurst: Klima spielt zunehmende Rolle

Neben gesundheitlichen Aspekten spielt das Klima eine zunehmende Rolle bei der Entscheidung für eine fleischfreie Ernährung. Jede fünfte Großküche bietet nach eigenen Angaben bereits täglich ein Klima-Menü an. Das heißt eine Speise, bei der der CO2-Fußabdruck berücksichtigt wird. Was damit genau gemeint ist, geht aus der Studie nicht hervor. Es dürfte sich zum Beispiel um fleischlose Speisen, Gerichte mit regionalen Zutaten und kurzen Lieferwegen handeln.

Umdenken beim Essen ist aus Klima-Sicht dringend notwendig. Eine kürzlich im Fachjournal "Nature Climate Change" erschienene Studie zeigt: Allein der Nahrungsmittelsektor würde künftig die Erderwärmung von jetzt 1,1 Grad bis 2100 auf zwei Grad hochtreiben, wenn der Konsum und die Lebensmittelverschwendung auf dem derzeitigen Niveau verharrt. 75 Prozent dieser Erwärmung sind der Studie zufolge auf Fleisch, Milchprodukte und Reis zurückzuführen.

Vor allem die Produktion von Fleisch und Wurst verursacht enorme Mengen an Treibhausgasemissionen. Verantwortlich sind der energieintensive Anbau von Futtermitteln, die Viehzucht als solche und der Transport.

Obwohl immer mehr Menschen sich für pflanzliche Alternativen entscheiden, bleibt der Fleischkonsum in Deutschland hoch. Zwar sank 2022 der geschätzte Pro-Kopf-Verbrauch nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 52 Kilogramm damit um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Deutschen liegen damit aber noch immer weit über dem globalen Schnitt. Weltweit lag der geschätzte Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2019 bei 43,2 Kilogramm. Deutschland war damals noch bei noch bei 76 Kilogramm.