Braunschweig. Nancy Kaiser vermietet in ihrem „Regal-Engel“ in Braunschweig Verkaufsfläche. Der Laden floriert. Daher denkt Kaiser über eine weitere Filiale nach.

Gut ein Jahr ist es her, dass sich Nancy Kaiser mit ihrem Flohmarktladen „Regal-Engel“ im Bohlwegtunnel zwischen Damm und ehemaligem Galeria-Kaufhof-Gebäude selbstständig gemacht hat. Wo sich damals ein leeres Regalfach an das andere reihte, sind heute zahlreiche Waren zu sehen: Kinderbücher und Tierfiguren, Geschirr und Kerzenständer, Kleider und Schuhe. Auch den Bereich vor ihrem Laden nutzt sie als Ausstellungsfläche. „Alle Regale sind belegt“, sagt Kaiser. Der Laden werde sehr gut angenommen.

„Ich kann es nicht fassen, was aus dem Laden geworden ist“, sagt eine Kundin. Kurz nach der Eröffnung habe sie das Geschäft besucht und sei nun das erste Mal wieder da. Sie ist nicht die einzige Kundin an diesem Vormittag. Drei Kundinnen schauen sich bei den Kleiderständern draußen um, zwei weitere drinnen. Und eine erkundigt sich, ob sie noch Waren zum Verkauf vorbeibringen könnte.

„Kinderherzen müssen strahlen“

Kaiser vermietet Regalfächer, in denen jedermann seine Waren in Szene setzen kann. Das Prinzip, sagt sie, sei das eines Flohmarktes. Nur, dass der Flohmarkt bei ihr im „Regal-Engel“ zu den normalen Ladenöffnungszeiten und überdacht stattfindet. Die Selbstständigkeit war für Kaiser ein ganz besonderes Projekt, mit dem sie aus dem Bezug von Arbeitslosengeld II heraus gestartet ist. Auch heute noch ist sie auf Bürgergeld angewiesen. Die Preise, die sie verlange, seien klein. Doch jeden Monat mache sie mehr Umsatz, erzählt sie.

Wichtig ist ihr jedoch, dass diejenigen, die die Regale anmieten, ihre Waren auch günstig anbieten. Kaiser will Menschen erreichen, die wenig haben und auch die, die umweltbewusst sind. Aber es kämen auch durchaus Kunden, die mehr Geld haben und das Konzept unterstützen wollen. Auch Sachspenden erhalte sie. Bücher oder Spielzeug für Kinder, die gespendet werden, verkauft sie nicht weiter. Die kommen in eine Holztruhe, die Kaiser Zaubertruhe nennt und aus der sich die Kinder etwas aussuchen können. Das ist ihr wichtig. „Kinderherzen müssen strahlen“, sagt Kaiser.

„Wir erreichen die, die wir erreichen wollten“

Nicht nur Geschäft, sondern auch Treffpunkt soll der „Regal-Engel“ sein. Seit zwei Monaten bietet sie dort auch Kaffee, Tee und Trinkpäckchen an. 50 Cent kostet die Tasse oder das Päckchen im Stehcafé. Wer seinen eigenen Becher mitbringt, bekommt Kaffee oder Tee gar umsonst. Im Laden kommt sie ins Gespräch mit ihren Kunden. „Ich habe viele Menschen und auch viele Schicksale kennengelernt“, erzählt sie. Auch viele Jugendliche aus dem betreuten Wohnen kämen zu ihr, stöberten und sprechen sich auch mal aus.

Ein aufregendes Jahr sei es gewesen. 500 Kunden habe sie mittlerweile, die Regale mieteten, darunter 300 Dauerkunden. Manche schickten ihre Waren gar aus anderen Bundesländern zu. Als Neukunde kann man sich auch online bewerben. Und immer wieder kämen Nachfragen, ob sie nicht einen solchen Laden in einer anderen Stadt aufmachen könnte. In einem ersten Schritt könnte sie sich gut vorstellen, ihren Laden im Bohlwegtunnel an jemand anderen weiterzugeben und einen zweiten Laden in Braunschweig zu eröffnen, in dem sie auch ein kleines Café mit Sitzgelegenheiten sowie eine Bastelecke für Kinder einrichten könnte. Doch das sei noch Zukunftsmusik, nur erste Gedanken.

Erst einmal bleibt es bei dem Laden im Bohlwegtunnel. Kaiser ist stolz: „Wir erreichen die, die wir erreichen wollten.“

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