Braunschweig. Perschmann konzentriert sich auf Werkzeug-Vertrieb und Kalibrierung. Ein Logistikzentrum könnte trotzdem in Wenden entstehen – mit anderer Führung.

Das Braunschweiger Unternehmen Perschmann trennt sich von seiner Logistik-Sparte. Wie Geschäftsführer Justus Perschmann mitteilte, schließt die Werkzeug-Logistik Ende 2024. Betriebsbedingt wird das Unternehmen aus Wenden daher rund 60 Mitarbeitern zum 31. Januar 2025 kündigen. Die Firma, die als rechtlich unabhängiger Partner zur Hoffmann Group gehört, konzentriert sich künftig vornehmlich auf den Vertrieb von Werkzeugen sowie mit dem Schwesterunternehmen Perschmann Calibration auf die Kalibrierung von Messgeräten.

Die Logistik von Kleinteilen im Werkzeugbereich werde nun komplett von der Hoffmann Group übernommen, die in Nürnberg für rund 250 Millionen Euro ein Logistikzentrum gebaut hat, erklärte Perschmann. Eine Entscheidung, die rund ein Jahr nach der Übernahme von Hoffmann durch den Schweizer Metallverarbeiter SFS fiel. Perschmann blieb nach dieser Übernahme weiterhin selbstständig. Die Entscheidung, die Logistik-Sparte abzugeben, sei aus einer „Position der Stärke in wirtschaftlich für uns guten Zeiten“ gefällt worden, so Perschmann. In erfolgreichen Zeiten gebe es mehr Optionen und einen weiten Handlungsspielraum.

Logistik-Mitarbeiter bekommen Beschäftigungsgarantie bis Ende 2024

Perspektivisch hätte die Logistik-Sparte am Standort Braunschweig nicht produktiv und wirtschaftlich genug arbeiten können, sagte Perschmann. Das Sortiment, derzeit mit 110.000 Kleinteilen, wachse jährlich um fünf Prozent. „Der Anspruch, 99 Prozent der Produkte innerhalb von 24 Stunden zu liefern, wäre bei dem künftigen Volumen nicht mehr zu stemmen gewesen“, sagte Perschmann. Der Standort Nürnberg habe hingegen sowohl Wachstums- als auch Automatisierungspotenzial.

Das Perschmann-Gelände und mögliche Erweiterungsflächen.
Das Perschmann-Gelände und mögliche Erweiterungsflächen. © Jürgen Runo

Die Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, bekämen bis Ende 2024 eine Beschäftigungsgarantie. Um sein Logistikgeschäft bis dann aufrecht erhalten zu können, ist Perschmann darauf angewiesen, die Mitarbeiter zu halten. Dafür gebe es „ein finanzielles Anreizmodell für die Mitarbeiter sowie Weiterbildungsmöglichkeiten, um die Chancen für einen neuen Job noch weiter zu erhöhen“, so Perschmann.

Betriebsbedingte Kündigungen zuletzt 2021

Er hofft, dass der ein oder andere sich auf eine freie Stelle im Unternehmen außerhalb der Logistik bewerben wird. Immerhin gebe es immer wieder offene Stellen im Unternehmen, derzeit sind es beispielsweise rund 30. Und auch für die Zukunft plant das Unternehmen, wieder Stellen zu schaffen. Perschmann geht davon aus, bis 2030 den Verlust an Mitarbeitern wieder kompensiert zu haben. Am Standort Braunschweig sind derzeit 420 Mitarbeiter angestellt, im Unternehmen insgesamt mit weiteren Standorten in Berlin und Polen sind es mehr als 540 Mitarbeiter.

Betriebsbedingte Kündigungen hatte Perschmann zuletzt 2021 ausgesprochen. Damals schloss das Unternehmen das Kalibrierlabor in Nürnberg mit 26 Mitarbeitern. Auch das eine strategische Entscheidung, um die Kalibrierung auf den Standort Braunschweig zu konzentrieren, so Perschmann.

Ein Logistikzentrum könnte in Wenden entstehen – unter anderer Führung

Weitere Arbeitsplätze könnten entstehen, wenn die Immobilien, die nach der Aufgabe der Logistik-Sparte durch Perschmann Anfang 2025 frei werden, weiter genutzt werden. Es gebe einen „strategischen Interessenten für die Nachnutzung“, heißt es von Perschmann. Der sei auf der Suche nach einem Logistikstandort für Betriebseinrichtungen im Norden Deutschlands. Und dieser Interessent brauche für seine Standortentscheidung unter anderem die Perspektive auf mehr Flächen als die bereits vorhandenen, um weitere Hallenfläche schaffen zu können. Die Entscheidung dazu soll in sechs Monaten fallen, so Perschmann.

Geschäftsführer Justus Perschmann.
Geschäftsführer Justus Perschmann. © regios24 | Darius Simka

Das Potenzial für Erweiterung ist da. Nördlich des Perschmann-Campus könnten auf einem 28.000 Quadratmeter großen Grundstück Hallen mit 14.800 Quadratmetern Grundfläche entstehen. Rund die Hälfte der derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche gehört bereits der Firma Perschmann, die andere Hälfte ist in der Hand der Stadt. Um das Areal in Thune südlich des Mittellandkanals bebauen zu können, müsste zunächst der Flächennutzungsplan geändert werden. Die Hürden dafür sind genommen: Der Planungsausschuss der Stadt hat die Änderung am 3. Mai empfohlen. Am 9. Mai beschloss nun der Verwaltungsausschuss die Flächennutzungsänderung.

Perschmann Calibration plant einen Neubau

Der nächste Schritt ist die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Die Politiker entschieden mit der Information, dass der Neubau eines modernen Logistik-Komplexes für Werkstatt- und Betriebseinrichtung entstehen werden soll. Im Planungsausschuss diskutiert wurde auch, dass dadurch etwa 60 Arbeitsplätze entstehen. Perschmann bestätigte dies, sollte es dazu kommen.

Dass ein Logistikzentrum unter der Führung von Perschmann entsteht, ist vom Tisch. Ob es unter anderer Führung kommt, ist laut Justus Perschmann offen. Sollte es nicht dazu kommen, werde auf dem Grundstück voraussichtlich dennoch gebaut, so Perschmann, allerdings kleiner: eine neue Halle für Perschmann Calibration soll dort entstehen. Die werde so oder so benötigt und könnte auch auf dem derzeitigen Firmengelände entstehen, so Perschmann. Wenn der Interessent das Logistikzentrum am Standort von Perschmann plant, dann werde er zunächst vorhandene Hallen nutzen beziehungsweise eine neu zu bauende Halle auf dem bestehenden Gelände. Der Bereich nördlich des Perschmann-Campus werde nicht vor 2028 bebaut.

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