Braunschweig. Die Sammlung zeigt Braunschweig vor 50 Jahren. Eisenbahnen, Bussen, Straßenbahnen – fotografiert mit Kameras von Pentax, Olympus und Nikon.

Man darf sich freuen! Die Stiftung Eisenbahn-Archiv Braunschweig, bekannt für spektakuläre Foto-Ausstellungen zur Verkehrsgeschichte der Stadt, hat einen riesigen Schatz erhalten. Wilfried Wunderlich hat dem Archiv 20.000 einmalige Dias geschenkt. Es ging über den Umweg Japan.

Eigentlich sei das nicht so geplant gewesen. Sein Dia-Schatz sollte zur Grundlage eines Buchs werden, erzählt Wunderlich. Er ist vorbelastet. Sein Vater war Experte bei Siemens Braunschweig für Rangier-Bahnhöfe. „Man lernt also von Kindesbeinen an schon viel über Eisenbahn. Und in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderte zeichnete es sich bereits deutlich ab, dass die Ära der Dampfloks endet.“ Mit Kameras von Pentax, Olympus und Nikon hielt Wunderlich diese Zeit und den Zeitenwandel fest. Auf den Gleisen der Region, aber auch auf den Straßen der Stadt.

Wunderlichs Elternhaus steht zwar in Weddel. Doch sein Werdegang ließ ihn die Region verlassen. Über Gaußschule, Physikstudium an der TU Braunschweig, Max-Planck-Institut in Stuttgart ging es am Ende nach Japan. Seit 16 Jahren ist Wunderlich dort Professor für Materialphysik an der Universität Tokai. Viel hat er seither geschrieben. Nur kein Buch über Dampfloks, was er immer wollte. „Und natürlich fragt man sich dann: Was soll aus der Dia-Sammlung werden? Verkaufen? Das bringe ich nicht übers Herz.“

Christian Ernst (links) und Wilfried Wunderlich mit der Dia-Sammlung, die Braunschweig vor 50 Jahren zeigt.
Christian Ernst (links) und Wilfried Wunderlich mit der Dia-Sammlung, die Braunschweig vor 50 Jahren zeigt. © Peter Sierigk

Also Stiftung Eisenbahn-Archiv Braunschweig. Die Wahl sei kein Zufall gewesen, erzählt Wunderlich. „Damals war es eine ganze Gruppe von Braunschweigern, die sich mit der Fotografie von Eisenbahnen, Bussen, Straßenbahnen beschäftigte. Man kannte sich gut. Auch über die Jahrzehnte riss der Kontakt nie gänzlich ab.“

Originale werden im Stadtarchiv gelagert

Es traf sich, dass die Freundschaft zum Braunschweiger Christian Ernst Bestand hatte. Ernst gehörte einst zur Gruppe der Fotografie-Enthusiasten, aber ist auch Mitbegründer der Stiftung Eisenbahn-Archiv. Die Arbeit der Stiftung wird hoch geschätzt. Die Foto-Ausstellungen in der Stadtbibliothek haben Zehntausende staunen oder sich an damals erinnern lassen. Die Nachfrage nach den Foto-Bänden des Archivs ist so hoch, dass jüngst sogar eine zweite Auflage gedruckt wurde. Denn nie ging es allein um Fahrzeuge. Stets sah man auch, wie sich Braunschweig über Jahrzehnte verändert hat. Mal mehr, mal weniger.

Ernst sagt: „Was der Stiftung geschenkt wird, wird nicht verkauft. Sammlungen werden also nicht zerschlagen, sondern bleiben erhalten.“ Das war Wunderlich sehr wichtig. Seine Dias werden nun digitalisiert, kategorisiert und die Originale unter optimalen klimatischen Bedingungen vom Stadtarchiv eingelagert. „Vergessen werden sie nicht“, sagt Ernst. „Wir bereiten neue Ausstellungen vor. Es werden dann auch Fotos von Wilfried Wunderlich zu sehen sein.“

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