Braunschweig. Die BSVG hat zwei zusätzliche E-Busse gekauft, die berührungslos geladen werden. Einer dient als Ersatzteillager, der zweite fährt zum Flughafen.

Wer kennt Emil? Ergebnis: 100 Prozent – so lautete das Resultat einer BSVG-Fahrgastbefragung zum Bekanntheitsgrad der Braunschweiger E-Busse. Die Flotte der E-Busse ist nun von fünf auf sechs aufgestockt worden, und Emil-Kenner müssen dazulernen.

Denn Totgesagte leben länger – und die Ära der Braunschweiger Elektro-Busse, die berührungslos geladen werden, schien eigentlich dem Ende nah. Bis zum Jahr 2025 will die BSVG 50 neue Elektrobusse kaufen. Kein einziger von ihnen wird sich berührungslos laden lassen. Die Technologie hat sich nicht durchgesetzt.

Dennoch wird nun die Emil-Flotte aufgestockt. BSVG-Geschäftsführer Jörg Reincke erklärt das so: „Wir waren nicht die einzigen, die diese ganz besondere Lade-Technologie getestet haben. In Mannheim geschah das auch. Allerdings nur mit zwei Bussen. Als einer der Busse verunglückte, haben uns die Mannheimer die Busse günstig angeboten.“

Blaue Sitz-Bezüge sollen bleiben

Die BSVG griff zu. Auch beim Unfall-Bus. Er wird als Ersatzteilträger genutzt. Reincke erläutert: „Es handelt sich im Grunde um Prototypen. Es wird immer schwieriger, Ersatzteile für die Ladetechnologie zu erhalten.“ Die BSVG wolle vorsorgen: „Normalerweise werden unsere Busse zwölf Jahre gefahren und dann ersetzt. Unsere Emil-Busse stammen aus dem Jahr 2014. Sie werden aber wahrscheinlich länger als bis zum Jahr 2026 fahren können.“

Jörg Reincke im Innern des neuen Emil-Busses.
Jörg Reincke im Innern des neuen Emil-Busses. © Peter Sierigk

Der fahrbereite Mannheim-Emil lässt das auch erwarten. Er wurde nicht von Solaris gebaut, wie Braunschweigs Emil-Busse, sondern im Jahr 2015 vom Schweizer Hersteller Hess. „Hochwertig“, sagt BSVG-Experte Torsten Riesche. Anders als die BSVG-Busse hat der Mannheim-Emil auch nicht 200.000 Kilometer und mehr zurückgelegt. Ganze 81.000 Kilometer fuhr er erst durch Mannheim.

Ein weiterer Unterschied: Die Bezüge im Innern fallen nicht in die Kategorie „Sitzmuster des Grauens“. Aber die Bezug-Grundfarbe ist nicht Rot, wie bei der BSVG Standard, und auch nicht Emil-typisch Grün, sondern Blau. Reincke meint: „Die Bezüge selbst sind tadellos. Ein Tausch wäre auch nicht nachhaltig.“

Die Unterschiede, die über Ästhetik hinausgehen, befinden sich freilich unter dem Blechkleid. Riesche erklärt sie so: „Die Motorleistung beträgt bei allen Emil-Bussen 326 PS. Bei den Gelenkbussen, wie auch beim kurzen Hess-Bus. Die Gelenkbusse haben aber nur einen E-Motor, der die Leistung per Kardanwelle an die Hinterräder weitergibt. Der neue Emil hat hingegen zwei Elektro-Motoren, die direkt in den Hinterrädern sitzen. Diese Radnaben-Motoren haben richtig Druck.“

Heizung läuft mit Motor-Wärme

Weitere Besonderheit des Power-Emils: Die E-Motoren haben Wasserkühlung. Die Abwärme kann bei Bedarf als Innenraum-Heizung verwendet werden.

Allerdings: Der neue Power-Emil ist ein sogenannter Solobus. Zu klein, um die langen Emil-Gelenkbusse auf den fahrgaststarken Ringlinien zu unterstützten. Plan daher: Er soll auf der Linie 436 fahren. Von der Ladestation am Hauptbahnhof soll es ohne Zwischen-Ladung über Ring und Bültenweg nach Kralenriede bis zum Forschungsflughafen und zurück gehen. 21 Kilometer. Ob das sicher klappt, will die BSVG noch testen. In der nächsten Woche wird die noch fehlende Beklebung aufgebracht. Zusteigen können sollen erste Fahrgäste im September.

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