Wolfsburg. Der Zustand der Wolfsburger Hallen- und Freibäder ist gut. Eine Ausnahme stellt das Bad in Heiligendorf dar. Es könnte jederzeit ausfallen.

Die Trennung des Spaßbereichs im Badeland von den Sportbecken wird kommen, genauso wie die Preiserhöhung für das Spaßbad. Das ist in Wolfsburg politischer Konsens, wie sich am Dienstag zeigte.

Der Sportausschuss stimmte in seiner Sitzung im Rathaus beiden Vorschlägen der Stadtverwaltung zu, und das bei nur einer Enthaltung von Jens Hortmeyer (Grüne). Eine große Ratsmehrheit ist somit gewiss. Kleinere Änderungen gab es allerdings noch.

Auf politischen Wunsch gibt es neben der Familien-Tageskarte für das Badeland künftig auch eine günstigere für Kleinfamilien. Ein Erwachsener und zwei Kinder sollen das Spaßbad unter der Woche für 22 statt 32,20 Euro und am Wochenende für 24 statt 34,20 Euro besuchen können. „Das ist ein wichtiges sozialpolitisches Anliegen aller Fraktionen gewesen“, sagte Ingolf Viereck (SPD).

Sportausschuss stimmt höheren Badeland-Eintrittspreisen zu

Zudem wurden die neuen Bahnen-Gebühren für Vereine und Schulen vorerst aus der künftigen Entgeltordnung gestrichen, die bei einem positiven Ratsbeschluss im Januar 2023 in Kraft tritt. Die Sportverwaltung soll über den Sommer ein tragfähiges Gesamtkonzept für die Bahnenentgelte erstellen.

Im Badeland wird das Sport- vom Spaßbad getrennt.
Im Badeland wird das Sport- vom Spaßbad getrennt. © regios24 | Helge Landmann

Ingolf Viereck hob in der Ausschusssitzung hervor, dass das Badeland Norddeutschlands attraktivstesFreizeitbad sei. Und nicht nur das: „Wir sind konkurrenzlos günstig gegenüber Mitbewerbern im Spaßbereich.“ Angesichts des Zuschussbedarfs sei eine Trennung des Sportbades, das zur kommunalen Daseinsvorsorge zähle, und dem Spaßbad jetzt sinnvoll. Der Sozialdemokrat verwies auf die schlechte Haushaltslage mit einem Defizit von 80 Millionen Euro im laufenden Jahr.

Stark steigende Energiepreise bereiten Bäderverwaltung Sorge

Sorge bereiten nicht nur dem stellvertretenden Ausschussvorsitzenden, sondern auch der Sportverwaltung die stark steigenden Energiepreise. Sportdezernentin Monika Müller kündigte an, nach der Sommerpause Vorschläge zur Eindämmung der Ausgaben unterbreiten zu wollen. Als eine Option nannte sie eine Absenkung der Wassertemperaturen, wie sie in anderen Städten schon stattgefunden hat.

Da in der Ausschusssitzung auch der neue Bäderleitplan vorgestellt wurde, saß ein Experte mit im Raum, der gleich vor einem solchen Schritt warnte: Professor Christian Kuhn von der Deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft (DSBG) berichtete, dass Hamburg das Einsparpotenzial durch kälteres Badewasser mit ernüchternden Ergebnissen untersuchen lassen hat. Eine Absenkung der Wassertemperatur um 2 Grad bringe lediglich eine Ersparnis von 5 bis 7 Prozent, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter der DSBG.

Bäderleitplan sieht vor, die Wolfsburger Wasserflächen zu erhalten

Die Gesellschaft betreibt selbst einige Bäder und hat die Stadt Wolfsburg bei der Aufstellung des neuen Bäderleitplans unterstützt. Nach einem Workshop im April, an dem Mitglieder des Sportausschusses, Vertreter aus Vereinen und Schulen, zwei zufällig ausgeloste Schwimmfreunde und Verwaltungsmitarbeiter teilnahmen, ist als ein wichtiges Ziel gesetzt, die heutige Wasserfläche in Wolfsburg zu erhalten.

Sportdezernentin Monika Müller und Bäder-Berater Professor Christian Kuhn stellten am Dienstag den neuen Bäderleitplan für Wolfsburg vor.
Sportdezernentin Monika Müller und Bäder-Berater Professor Christian Kuhn stellten am Dienstag den neuen Bäderleitplan für Wolfsburg vor. © regios24 | LARS LANDMANN

Alle Kinder sollen auch künftig die Chance haben, schwimmen zu lernen. Die Voraussetzungen dafür sind insofern positiv, als dass die Bäder in Wolfsburg laut Gutachten größtenteils in einem erfreulichen Zustand sind. „Wir sind auch von der Substanz her gut aufgestellt“, betonte Sportdezernentin Monika Müller in einem Pressegespräch vor der Sitzung. „Man sieht, dass in den letzten Jahren investiert wurde. Da hat Wolfsburg immer Wert drauf gelegt.“

Hallenbad Heiligendorf muss ersetzt oder saniert werden

Eine Ausnahme stellt das Lehrschwimmbecken in Heiligendorf dar. Es ist in die Jahre gekommen und könnte laut der aktuellen Untersuchung praktisch jederzeit ausfallen. „Es kann morgen oder auch in fünf Jahren passieren, dass der große Schaden kommt“, sagt Kuhn.

Laut Bäderleitplan soll das Bad dann, wenn möglich, saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden – ob in Heiligendorf oder an einem anderen Standort. Gegebenenfalls an einem der Schulzentren, warf der Ausschussvorsitzende Robin Scheil (CDU) ein. Für Planung und Neubau müssen auf jeden Fall drei Jahre angesetzt werden.

2 Millionen Euro werden für das Lehrschwimmbecken benötigt

Zwei Millionen Euro werden nach Einschätzung der Gutachter für das HallenbadHeiligendorf benötigt. Auf 1,7 Millionen Euro taxieren sie den Sanierungsbedarf am Freibad Fallersleben, knapp 700.000 Euro müssten in das Freibad Almke gesteckt werden. Im VW-Bad stehen laut den Zahlen aus dem Bäderleitplan früher oder später Arbeiten für 500.000 Euro an. Fünf Millionen Euro wären insgesamt nötig.

Das Lehrschwimmbecken in Heiligendorf könnte jederzeit ausfallen.
Das Lehrschwimmbecken in Heiligendorf könnte jederzeit ausfallen. © regios24 (Archivbild) | Anja Weber

„Das ist ausgesprochen niedrig“, betont Kuhn. In anderen Städten sei der zehn- bis zwanzigfache Bedarf festgestellt worden. Zwar habe Wolfsburg überdurchschnittlich viel Freibad-Fläche, doch angesichts hoher Besucherzahlen und geringer Kosten wäre eine Schließung von Freibädern seiner Meinung nach „töricht“. Allerdings könnten auch an den Bädern in Wolfsburg in Wirklichkeit höhere Investitionen nötig sein, denn aufgrund der Pandemiefolgen fanden die Überprüfungen nicht in der üblichen Tiefe statt.

Zu wenig Schwimmunterricht an Wolfsburger Schulen

Als problematisch erachtet Kuhn, dass zu wenig Schwimmunterricht an den Schulen angeboten wird. Schulklassen müssten laut den Ergebnissen seiner Untersuchung eigentlich fünfmal so viel Zeit in Wolfsburgs Bädern verbringen wie es aktuell der Fall ist. Das liegt aber nicht an zu wenig Wasserfläche, sie reicht aktuell mehr als aus, sondern an einem Lehrermangel, zu weiten Wegen und dem Umstand, dass an vielen Schulen Schwimmen nur bis zur fünften Klasse unterrichtet wird.

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