Braunschweig. Die Organisatoren bekommen Rückendeckung aus der Politik. Noch vor den Sommerferien soll beraten werden, wie es weitergeht.

Großes Bedauern, viel Unterstützung: Nicht nur die SPD will helfen, das Magnifest für die Zukunft zu sichern. Christoph Bratmann, wirtschaftspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Rat, fordert schon am Tag nach der Absage: „Braunschweigs größtes Stadtfest muss erhalten bleiben! Das Magnifest braucht neue Perspektiven!“

Die Werbegemeinschaft Magni und ihre Kooperationspartner hatten vermeldet, dass es in diesem Jahr wieder kein Magnifest geben wird. Grund: Die Spätfolgen der Pandemie. Personalmangel ist einer, fehlende Planungssicherheit ein anderer. Alternativ soll es von Juli bis September auf drei Bühnen mehrere kleine Veranstaltungen im Rahmen eines „Kultursommers“ geben.

SPD: Ohne Magnifest fehlt einfach was

„Für die Gründe, die zur diesjährigen Absage geführt haben, hat die SPD-Fraktion durchaus Verständnis“, so Bratmann in einer Pressemitteilung. Jetzt gelte es aber umso mehr, Perspektiven aufzuzeigen, wie es mit Braunschweigs einzigem großen Stadtfest weitergehen könne. „Das Magnifest hat in Braunschweig große Tradition und ist nicht nur in unserer Stadt, sondern im gesamten Umland als Event und Familienfest bekannt und beliebt. Deshalb würden es viele Menschen nicht verstehen, wenn diese Tradition nun nicht weiter fortgeführt wird. Kurzum: Ohne Magnifest fehlt einfach was!“

Aus Sicht der SPD-Ratsfraktion müsse es deshalb darum gehen, nun Perspektiven zu erarbeiten, die eine weitere Durchführung des Magnifestes in den nächsten Jahren ermöglichten. Denkbar sei zum Beispiel eine gemeinsame Planung von Stadtmarketing und Werbegemeinschaft sowie die Einbeziehung weiterer Kooperationspartner. „Grundsätzlich geht es dabei auch darum, neue Ideen für das Fest zu entwickeln und die Anwohnerinnen und Anwohner bei der Gestaltung einzubeziehen“, so Christoph Bratmann.

Das ganze Viertel erfährt derzeit eine Aufwertung

Das ist durchaus auch im Interesse der Werbegemeinschaft. Für sie spricht Martin Burghartz: „Wir freuen uns, dass wir für das Magnifest Rückendeckung aus der Politik bekommen. So wie wir uns grundsätzlich freuen, dass das Magniviertel eine Aufwertung erfährt.“ Endlich tue sich etwas, seien etwa Maßnahmen zur besseren Verkehrsführung geplant, gebe es Ideen, das Quartier gestalterisch aufzuwerten. Die Stadt habe angekündigt, im September eine Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Viertels zu starten. „Das Magni-Viertel könnte ganzjährig eine touristische Zugkraft haben wie das historische Schnoor-Viertel in Bremen“, ist Burghartz überzeugt.

Doch was soll mit dem Fest geschehen? Nichts ist in Stein gemeißelt. Noch vor den Sommerferien soll beraten werden. Die Werbegemeinschaft will sich möglichst noch im Juli mit Politik, Verwaltung und möglichen Kooperationspartnern treffen, um die Möglichkeiten auszuloten. Burghartz beschreibt die Optionen: „Wollen wir ein großes Fest im alten Stil? Oder soll es ganzjährig kleinere Veranstaltungen geben? Oder beides zusammen?“

Auch CDU und Grüne machen sich stark fürs Magnifest

Bei früheren Veranstaltungen sei auf Kritik gestoßen, dass viele fremde Standbetreiber ihre Geschäfte gemacht hätten und der ureigene Charme des Viertels mit seinen eigenen Anbietern in den Hintergrund gerückt sei.

Die für dieses Jahr geplante Veranstaltungsreihe von Juli bis September sei eine Art Test. „Wir werden sehen, wie das beim Publikum ankommt und welche Einnahmen wir damit erzielen können.“

Auch CDU und Grüne machen sich fürs Magnifest stark. Für die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Braunschweig erklärt Oliver Schatta: „Wir bedauern die Absage des Magnifests sehr, denn wir hatten gehofft, dass eine Durchführung Anfang September unter dem Eindruck einer steigenden Impfquote bei gleichzeitig niedrigen Inzidenzen möglich sein könnte.“

Ohne professionellen Veranstalter geht’s wohl nicht

Die CDU wünscht sich Leuchtturmveranstaltungen für Braunschweig. Gleichwohl könne auch die CDU die Absage der Werbegemeinschaft nachvollziehen. „Als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses empfehle ich, das Angebot von Verwaltung und Stadtmarketing zur Unterstützung zu nutzen.“ Letztlich werde die Veranstaltung auch weiterhin nur mit einem professionellen Veranstalter stattfinden können, der die Auflagen insbesondere im Sicherheitsbereich erfülle.

Auch Helge Böttcher, Fraktionsvorsitzender der Grünen, hält das Magnifest für ein echtes Aushängeschild. „Wir setzen uns dafür ein, dass es 2023 wieder stattfinden kann. Gemeinsam mit allen Beteiligten möchten wir gerne neue Perspektiven für diese Traditionsveranstaltung entwickeln.“

Seit 1974 lockt das Braunschweiger Fest die Besucher an

Die Geschichte des Magnifests reicht bis ins Jahr 1974 zurück. Damals hatten Geschäftsleute das Fest auf dem Magnikirchplatz und dem Ölschlägern als dreitägiges Bürgerfest organisiert. Seitdem fand es regelmäßig am ersten Septemberwochenende statt und lockte bis zu 150.000 Besucher ins Quartier. Das Fest gilt als eines der größten Stadtteilfeste Norddeutschlands.

Fast zehn Jahre hatte es die Veranstaltungsagentur Undercover organisiert. 2016 war Schluss. Geschäftsführer Michael Schacke hatte damals erklärt, dass sich das Magnifest betriebswirtschaftlich nicht mehr rechne. Die Einnahmen durch Sponsoring seien rückläufig, wohingegen die Anforderungen an Sicherheit, Brandschutz, Verkehrsführung, Beschilderung etc weiter stiegen – hier besonders die Kosten für die Feuerwehr, die sich mehr als verdoppelt hätten. Deutliche Kostensteigerungen habe es auch beim Personal, bei Sanitäranlagen und Reinigung gegeben, sagte Schacke – und das Jahre vor Corona, Energiekrise und Ukrainekrieg.

Werbegemeinschaft und die Bürgerschaft im Magniviertel hatten das Fest schließlich fortgeführt – mit viel ehrenamtlicher Leistung und mit finanzieller Unterstützung durch das Stadtmarketing.

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