Hannover. Unter einer Inzidenz von 10 gilt künftig die Maskenpflicht auch beim Tanzen. Ministerin sagt außerdem: Wir brauchen 1 Million mehr Impfungen.

Wegen steigender Corona-Infektionszahlen müssen die Diskotheken, Clubs und Shisha-Lokale in Niedersachsen künftig bereits ab einer örtlichen Sieben-Tage-Inzidenz über 10 schließen. Wie die Landesregierung am Dienstag in Hannover mitteilte, tritt eine entsprechende Anpassung der Corona-Verordnung bereits am Mittwoch in Kraft. Für Inzidenzen unter 10 gilt in Diskotheken, Clubs und Shisha-Lokalen die Maskenpflicht künftig auch beim Tanzen, zudem müssen Betreiber ein Hygienekonzept vorlegen und die Besucherzahl auf 50 Prozent der Kapazität begrenzen.

Bestimmte Bereiche sollen von Verschärfungen ausgenommen werden können

Die Anpassung sieht auch vor, dass die Landkreise und kreisfreien Städte mehr Handlungsspielraum bei der Ausgestaltung der Corona-Regeln bekommen. Sie können in Zukunft per Allgemeinverfügung einzelne Bereiche – etwa Beherbergung, Gastronomie (außer Discos, Clubs und Shisha-Lokale), Einzelhandel, körpernahe Dienstleistung und Sport – von Verschärfungen ausnehmen, wenn die nachweislich nicht zu einem Anstieg des Infektionsgeschehens beigetragen haben.

„Vor dem Hintergrund, dass insbesondere Diskotheken und Clubs sowie Einrichtungen zum Konsum von Shisha-Pfeifen vielerorts im Land zu einem Anstieg der Infektionen beigetragen und teilweise auch die Verfolgung von Infektionsketten erschwert haben, gelten in diesen Bereichen nun schärfere Maßgaben“, heißt es in einer Mitteilung der Landesregierung. Wenn Infektionsgeschehen klar abgrenzbar sind, können Landkreise weiterhin per Allgemeinverfügung von einem Wechsel in die nächsthöhere Inzidenzstufe absehen. Sie können nun außerdem Bereiche beim Überschreiten eines Inzidenzwertes von schärferen Regeln ausnehmen – allerdings nicht Discotheken, Clubs und Shisha-Bars. Was bei welchen Inzidenzen erlaubt ist, ist per Landesverordnung in einem „Stufenplan“ festgelegt. Dieses System soll demnächst um weitere Indikatoren wie Impfquote und Krankenhausbelegung ergänzt und reformiert werden – in den Grundzügen möglichst bundeseinheitlich.

Bund und Länder beraten über geänderte Regeln

Die weitere Strategie gegen das Ausbreiten des Deltavirus und die „Vierte Welle“ wollen Bund und Länder nach jetzigem Stand innerhalb der nächsten zwei Wochen beraten. Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) richtete am Dienstag aber einen dringenden Impfappell an die Niedersachsen. Mit mehr als einer Million zusätzlicher Impfungen, so ihre Hoffnung, könnte Niedersachsen beruhigter in den Herbst gehen.

Appell an Bürger: Wir brauchen höhere Impfquote

Nur 34 000 Impfungen zählte das Land für den Montag, davon mit 18 000 die Mehrheit in den Impfzentren, 16 000 laut Ministerium bei den niedergelassenen Ärzten. „Die Dynamik beim Impfen ist deutlich zurückgegangen“, sagte die Ministerin. Mit einer Werbekampagne in neun Sprachen sollen ab dem 2. August vor allem Jüngere bewogen werden, sich impfen zu lassen – auch wenn in einigen Kulturkreisen die Skepsis gegen Impfungen teilweise hoch sind. Arabisch, Farsi und Türkisch zählen zu den Sprachen, in denen die Kampagne läuft. Die derzeit zu erwartenden „Durchimpfquote“ von 65 Prozent sei aber zu gering. „Wir brauchen noch zehn Prozentpunkte mindestens bis Herbst“, sagte Behrens. Mit einer Quote von 26,3 bei den Erstimpfungen in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen liege man zwar an der Spitze der Länder, so Behrens weiter. Das Land hatte in einem Teil der Impfzentren Sonderaktionen dazu angeboten. Behrens bedauerte erneut die „eingrenzende Empfehlung“ der Ständigen Impfkommission zum Impfen dieser Gruppe. Sie stelle aber mit großer Freude fest, dass es sowohl in der Ärzteschaft als auch bei der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung eine „leicht veränderte Debatte“ dazu gebe. Aufgrund der Infektionslage müsse die Impfbereitschaft erhöht werden, sagte Behrens. Sie rechnet außerdem mit jährlichen Auffrischungsimpfungen, die aber möglicherweise mit einer Grippeschutzimpfung kombiniert werden könne. Die neuen mRNA-Impfstoffe seien ein „Quantensprung“, sagte Behrens. Die wissenschaftlichen Grundlagen für Auffrischungsimpfungen werden laut Behrens derzeit gerade erarbeitet.

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