Hannover. Sozial Schwächere seien selten Impfgegner, aber schlechter informiert meint der Professor der MHH. Er fordert Die Aufhebung der Impfpriorisierung.

Menschen in prekären Wohn- und Lebensverhältnissen sollten nach Ansicht des Lungenspezialisten Tobias Welte möglichst bald gezielt gegen Corona geimpft werden. „Schon vor Monaten haben wir gesehen, dass Menschen aus diesen Bereichen häufiger erkranken, mehr versterben und schlechteren Zugang zu Schutzmaßnahmen haben“, sagte der Professor der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Bislang erreichen wir diese Menschen schlicht nicht, sozial Schwächere suchen ein Impfzentrum seltener auf als Bessergestellte.“

Lungenspezialist: Impfteams sollten aus demselben Kulturkreis kommen

Die sozial Schwächeren, zu denen auch viele Menschen mit Migrationshintergrund gehörten, müssten „in ihrer Lebenswelt erreicht“ werden, etwa über Glaubensgemeinschaften, sagte Welte. „Allein in Bereiche, in denen viele Menschen auf engem Raum leben müssen, mobile Impfteams zu schicken, dürfte kaum ausreichen.“ Die Impfteams sollten dabei nach Möglichkeit auch aus demselben Kulturkreis kommen. „Um das klar zu sagen, sozial Schwächere sind selten Impfverweigerer, sie sind schlecht informiert und kommen mit unseren bürokratischen Vorgaben nicht zurecht.“

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Die Impfpriorisierung solle vor diesem Hintergrund aufgehoben werden, forderte Welte. „Ein 65-jähriger Bildungsbürger, der die Regeln kennt und sich daran hält, ist sicher weniger gefährdet als eine junge Frau aus beengten Wohnverhältnissen in einem sozial schwächeren Stadtteil mit Großfamilie und Sprachproblemen.“