Bremen/Hannover. Die Corona-Pandemie nimmt zum Herbst wieder Fahrt auf. Die Infektionszahlen steigen rasant. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.

Mehrere Landkreise in Niedersachsen und auch die Stadt Bremen sind zu Corona-Risikogebieten geworden. Die Zahl der Neuinfektionen liegt dort zum Teil deutlich über dem kritischen Wert von 50 Ansteckungen innerhalb von sieben Tagen (Inzidenzwert) pro 100.000 Einwohner. Die Folgen sind oft einschneidend.

Wo liegen die Corona-Hotspots?

In Niedersachsen werden von den 37 Landkreisen inklusive der Region Hannover derzeit fünf Regionen als Corona-Risikogebiete eingestuft: die Kreise Wesermarsch (Inzidenzwert 61,0; Stand 9.10., 9 Uhr), Cloppenburg (86,1), Emsland (52,9) und Vechta (68,6) sowie die Stadt Delmenhorst (60,6). Der Kreis Helmstedt war am Freitag der einzige mit dem Wert 0.

Auch die Stadtgemeinde Bremen lag weiter deutlich über der Obergrenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Laut Robert Koch-Institut waren es am Donnerstag 63,1. Selbst wenn die Zahl der Neuinfektionen am Samstag und Sonntag bei Null läge, wäre die Grenze von 50 noch nicht unterschritten, erklärte ein Sprecher der Gesundheitsbehörden. Ganz anders in der zum Bundesland Bremen gehörenden Seestadt Bremerhaven: Dort lag der Inzidenzwert bei 7,1.

Was sagen die Landesregierungen?

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) reagierte mit großer Sorge auf die aktuelle Entwicklung. „Wir werden jetzt alles daran setzen, dass die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen wieder unter den kritischen Wert von 50 gedrückt wird“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) fürchtet, dass sein Land zum Reiseziel von Urlaubern aus Corona-Hotspots werden könnte. Nach anfänglichem Zögern beschloss die Landesregierung daher nun doch ein Übernachtungsverbot für Touristen.

Welche Reisebeschränkungen gelten in Niedersachsen und Bremen?

Urlauber aus Corona-Risikogebieten in Deutschland dürfen von Samstag an nicht mehr in Niedersachsen übernachten - allerdings gibt es eine Reihe von Ausnahmen. So will das Land jeden Herkunftsort einzeln prüfen. Wenn das Infektionsgeschehen klar begrenzt und kontrollierbar erscheint, komme es unter Umständen nicht auf die rote Liste, hieß es. Auch beruflich oder medizinisch wichtige Reisen sowie private Reisen bleiben möglich. Außerdem können sich die Reisenden „freitesten“: Wer einen höchstens zwei Tage alten negativen Corona-Test vorlegen kann, darf in Niedersachsen urlauben.

In Bremen wollte der Senat erst beraten, ob auch für Bremen Reisebeschränkungen für Urlauber aus innerdeutschen Risikogebieten gelten. Bislang hatte der Stadtstaat dies abgelehnt. Allerdings werde man im Senat entscheiden, ob Bremen dabei bleibe oder wie andere Bundesländer in dem Punkt nachziehe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Warum hält Niedersachsen Ausnahmen für möglich?

Während die neue Obergrenze für private Treffen selbst in Regionen gilt, in denen es überhaupt keine neuen Corona-Fälle gibt, sieht die Landesregierung das Urlaubsverbot deutlich lockerer. Hintergrund ist, dass nach Einschätzung des Krisenstabs private Feiern derzeit deutlich stärker zum Anstieg der Fallzahlen beitragen. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, sei daher bei Partys zu Hause derzeit höher als in touristischen Unterkünften.

Bekommen Reisende aus Hotspots ihr Geld zurück?

„Der bestehende Flickenteppich an Regelungen macht es Urlaubern sehr schwer“, sagt Tiana Preuschoff, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Einreise- und Beherbergungsverbot.“ Bei einem Beherbergungsverbot können Urlauber nach Auffassung der Verbraucherzentrale die Buchung kostenfrei stornieren, weil der Anbieter die vertraglich vereinbarte Leistung nicht erbringen darf. Ein solches Verbot stellt die niedersächsische Regelung dar: Die Einreise ist nicht beschränkt, Tagestouristen etwa dürfen kommen.

Reichen die Testkapazitäten?

Schon in der Hochphase, als viele Sommerreisende nach Niedersachsen zurückkamen, hätten sich die Testkapazitäten bewährt, heißt es aus dem Krisenstab. Klar ist aber auch: Wer Urlaub machen und sich „freitesten“ lassen will, muss sich hinten anstellen und die Kosten selber tragen - Tests für Menschen mit Symptomen oder in Pflegeheimen gehen vor.

Coronavirus in Niedersachsen- Alle Fakten auf einen Blick

Coronavirus in der Region – hier finden Sie alle Informationen

Was sagt die Branche zum Urlaubsverbot?

Der Tourismusverband Niedersachsen hatte eine bundesweit einheitliche Regelung gefordert - vergeblich. Aus Langeoog gibt es an der niedersächsischen Regelung bereits Kritik: „Zum einen werden Menschen aus einer Region unter Generalverdacht gestellt - zum anderen ist es nicht zu überprüfen, ob sich Wohn- und Arbeitsplatz an unterschiedlichen Orten befinden“, sagte Bürgermeisterin Heike Horn. Außerdem müsse die Verantwortung bei den Bürgern liegen, nicht bei den Betrieben. Doch das niedersächsische Verbot, das Bußgelder von bis zu 25.000 Euro vorsieht, richtet sich ausdrücklich an die Betreiber von Hotels und Co.