Braunschweig. Eine Unwetterwarnung gibt es für die ganze Region, besonders betroffen sind Salzgitter, Wolfenbüttel und Peine.

Durchschnittlich erlebt laut Deutschem Wetterdienst (DWD) jeder Ort in Deutschland 20 bis 40 Gewitter pro Jahr. Gerade in den heißen Monaten des Jahres häufen sich aber die Unwetterwarnungen – auch in unserer Region.

Gibt es ein Gewitter in Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter, Gifhorn, Helmstedt, Peine?

Stand Sonntagnachmittag besteht eine Unwetterwarnung für unsere Region. Warnstufe 3 von 4 (Unwetterwarnung) gilt dabei für Salzgitter und die Landkreise Wolfenbüttel und Peine. Eine "Warnung vor markantem Wetter" (Stufe 2 von 4) gilt für Braunschweig, Wolfsburg, sowie die Kreise Helmstedt und Gifhorn. Gewarnt wird vor Gewittern und Starkregen. Die Warnung gilt zunächst bis Sonntagabend, 18 Uhr.

Bereits in den veragangenen Wochen hatten Unwetter in Niedersachsen und unserer Region für Schäden gesorgt:

Wie entsteht ein Gewitter?

Generell können Gewitter das gesamte Jahr über auftreten. Im Sommer aber herrscht eine andere Wetterlage als im Winter: Feuchtwarme Witterung begünstigt Gewitter, die oft in Verbindung mit Sturm- oder Orkanböen und starken Niederschlägen auftreten.

Und wann kracht es genau? Wenn Luftmassen stark unterschiedlicher Temperaturen aufeinandertreffen oder in der Atmosphäre „zwischen unten und oben besonders große Temperaturunterschiede bestehen“, so beschreibt es der DWD, entstehen Gewitter. In den Wolken bilden sich dann Wasser- und Eisteilchen, wirbeln aneinander vorbei – und ein elektrisches Spannungsfeld entsteht, das sich durch Blitze entlädt. „Dabei fließt kurzzeitig eine Stromstärke von bis zu 500.000 Ampere“, schreibt der DWD. Die am so genannten Blitzkanal innerhalb von Sekundenbruchteilen auf rund 30.000 Grad Celsius erhitzte Luft dehnt sich explosionsartig aus und sorgt so den begleitenden Knall: den Donner.

Welche Unwetter-Warnstufen gibt es?

Der DWD unterscheidet zwischen vier Unwetter-Warnstufen. Stufe 1 ist die amtliche Wetterwarnung. Es können demnach Wetterentwicklungen vorkommen, die grundsätzlich nicht ungewöhnlich sind, aber dennoch für Gefahren sorgen können _ wie etwa Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h.

Die amtliche Warnung vor markantem WetterWarnstufe 2 – beschreibt eine gefährliche Wetterentwicklung. Vereinzelt oder örtliche können hier Schäden auftreten. Starke Gewitter mit schweren Sturmböen, Starkregen oder Hagel sind hier Warnkriterien des DWD.

In Warnstufe 3 rechnet der DWD mit einer gefährlichen Wetterlage, bei der „verbreitet Schäden durch das Wetter auftreten“ können. Kriterien der amtlichen Wetterwarnung sind schwere Gewitter mit Hagelschlag, heftigem Starkregen, Orkan- oder orkanartigen Böen (zwischen 105 und 139 km/h) – und gegebenenfalls sogar Tornadogefahr.

Die höchste Unwetter-Warnstufe des DWD ist Stufe 4: die amtliche Warnung vor extremem Unwetter. Sie warnt vor extremem Wetter mit Hagelschlag, extrem heftigem Starkregen oder extremen Orkan- oder orkanartigen Böen von überörtlich mehr als 140 km/h und gegebenenfalls Tornadogefahr. „Die erwartete Wetterentwicklung ist extrem gefährlich. Es können lebensbedrohliche Situationen entstehen und große Schäden und Zerstörungen auftreten“, beschreibt der DWD.

So liefen vergangene Unwetter in der Region

Bei starken Unwettern kam es in Teilen unserer Region bereits am Wochenende um den 14. Juni zu schweren Schäden.

Kurz nach 16 Uhr zogen aus Südosten kommend diese dunklen Wolken am Himmel über dem Nord-Elm auf. Danach schüttete es kurz
Kurz nach 16 Uhr zogen aus Südosten kommend diese dunklen Wolken am Himmel über dem Nord-Elm auf. Danach schüttete es kurz "wie aus Eimern". © pax | Jürgen Paxmann

Einzelne Gewitter hatten damals örtlich heftigen Starkregen gebracht. An anderen Orten blieb es dagegen bis zum Abend schwül und warm, ohne dass es regnete.

In Braunschweig schlug am 14. Juni das Unwetter laut Feuerwehr vor allem im westlichen Stadtgebiet zu – kurz, aber heftig. Dabei wurden einzelne Äste von Bäumen gerissen und mehrere Keller unter Wasser gesetzt.

Die Einsatzkräfte sicherten die Gefahrenstellen und entfernten lose Äste aus den Baumkronen und von den Straßen und Wegen. Bei den durch Wasserschäden betroffenen Häusern drückte das Regenwasser teilweise durch die überfüllte Kanalisation in die Häuser. Die Feuerwehr pumpte das Wasser ab. Da der Regen noch während der laufenden Einsätze nachließ, konnte die Kanalisation das Wasser wieder abführen und die Einsatzkräfte so ihre Arbeit zügig beenden.

Neben der Berufsfeuerwehr waren auch 11 Ortsfeuerwehren an rund 40 Einsatzstellen im Stadtgebiet im Einsatz, um den betroffenen Bürgern zu helfen.

„Der Regen war nicht ohne“, sagte auch ein Polizeisprecher in Salzgitter. Es sei aber nach ersten Erkenntnissen nichts Außergewöhnliches passiert.

Auf der Kreisstraße 18 zwischen Blumenhagen und Edemissen im Kreis Peine gab es eine Vollsperrung, weil dort Bäume auf die Fahrbahn gestürzt waren. Diese hielt bis Montagvormittag an.

Im Kreis Goslar waren bei Langelsheim etliche Straßen überflutet.

In Salzgitter-Ringelheim sind am Samstag diese Kaliber runtergekommen und haben für Beulen in Autos gesorgt.
In Salzgitter-Ringelheim sind am Samstag diese Kaliber runtergekommen und haben für Beulen in Autos gesorgt. © Andreas Schweiger | Andreas Schweiger

Im Kreis Gifhorn waren damals elf Keller mit Wasser vollgelaufen, außerdem ein Baum umgestürzt. Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze war in Calberlah, aber auch in Allerbüttel und Osloss gab es viel zu tun. In Weyhausen soll die Kreuzung der B 188 und der Parkplatz vor Edeka überschwemmt sein, sagt der Pressesprecher der Gifhorner Kreisfeuerwehr, Tobias Nadjib.

Außerdem brannte in Grußendorf im Kreis Gifhorn ein Dachstuhl nach einem Blitzeinschlag.

Während das Unwetter im Kreis Helmstedt im Südkreis, in Helmstedt und am Nord-Elm vergleichsweise glimpflich verlief, brachte das Gewitter Grasleben gehörig durcheinander. Grüne Rasenflächen waren durch Hagelkörner plötzlich weiß, auf der Hauptstraße stand das Wasser knöchelhoch, Gully schossen hoch. Durch eine Schlammlawine wurde ein Haus unbewohnbar.

Noch am Samstagabend gab es noch knapp 90 Einsatzstellen aufgrund des Starkregens in Grasleben. Alle Feuerwehren aus der Samtgemeinde Grasleben sowie der Löschzug Helmstedt und das THW waren im Einsatz. In Rottorf am Klei brannte ein Haus aufgrund eines Blitzschlages.

In der Samtgemeinde Velpke musste die Feuerwehr zu insgesamt 18 Einsätzen ausrücken. Hauptsächlich standen Keller unter Wasser – in Mackendorf war die Lage schwierig, weil ein Keller 1,70 Meter unter Wasser stand und zwei Öltanks aufgeschwemmt hatte, die zu kippen drohten.

Der Linienbus von Wolfsburg nach Helmste dt verkehrend, hatte Probleme, die Fahrt dort fortzusetzen. Seit 17 Uhr war die örtliche Feuerwehr im Einsatz, um die gröbsten Beeinträchtigungen zu beseitigen.

In Wolfsburg waren im großen Stile Straßen und Parkplätze überflutet, auch Keller, Tiefgaragen und Tunnel zum Volkswagen-Werk liefen voll. In der Gastronomie im Alvar-Aalto-Kulturhaus stand ebenfalls das Wasser. Die Feuerwehren waren praktisch im Dauereinsatz.

Nach dem Gewitter war Wolfsburg geflutet

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    Am Samstagabend sagte ein Mitarbeiter der Leitstelle, dass es seit dem frühen Abend schätzungsweise schon zirka 300 Einsätze im gesamten Stadtgebiet gab.

    Viele Einsätze für Wolfsburgs Feuerwehren nach Unwetter

    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen.
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen. © Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen.
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen. © Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen.
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen. © Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde
    In der Straße Am Mooranger in Nordsteimke kam es zu heftigen Überschwemmungen.
    In der Straße Am Mooranger in Nordsteimke kam es zu heftigen Überschwemmungen. © Pr | Privat
    In Reislingen-Windberg war die Feuerwehr im Einsatz.
    In Reislingen-Windberg war die Feuerwehr im Einsatz. © Daniel Lieske/Freiwillige Feuerwehren Wolfsburg
    In Reislingen-Windberg war die Feuerwehr im Unwetter-Einsatz.
    In Reislingen-Windberg war die Feuerwehr im Unwetter-Einsatz. © Daniel Lieske/Freiwillige Feuerwehren Wolfsburg
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen.
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen. © Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde
    Viele Autofahrer wurden von den Überflutungen überrascht.
    Viele Autofahrer wurden von den Überflutungen überrascht. © Privat
    In der Straße Am Mooranger in Nordsteimke kam es zu heftigen Überschwemmungen.
    In der Straße Am Mooranger in Nordsteimke kam es zu heftigen Überschwemmungen. © Privat
    In Reislingen-Windberg war die Feuerwehr im Unwetter-Einsatz.
    In Reislingen-Windberg war die Feuerwehr im Unwetter-Einsatz. © Daniel Lieske/Freiwillige Feuerwehren Wolfsburg
    In der Straße Am Mooranger in Nordsteimke kam es zu heftigen Überschwemmungen.
    In der Straße Am Mooranger in Nordsteimke kam es zu heftigen Überschwemmungen. © Privat
    Für die Einsatzkräfte in Vorsfelde gab es spontane Verpflegung.
    Für die Einsatzkräfte in Vorsfelde gab es spontane Verpflegung. © Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde
    Die überflutete Heinrich-Nordhoff-Straße
    Die überflutete Heinrich-Nordhoff-Straße © Privat
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen.
    Die Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde wurde am Samstagabend zu vielen Unwetter-Einsätzen gerufen. © Freiwillige Feuerwehr Vorsfelde
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    Am schlimmsten getroffen habe es die Wolfsburger Innenstadt und das nördliche Stadtgebiet. Die vorläufige gute Nachricht: „Bislang sind keine Personen zu Schaden gekommen.“

    Über Braunschweig tobte am 13. Juni ein Unwetter - auch in der gesamten Region wurde es ungemütlich. Ein Zeitraffervideo. Video- Philipp Engel

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      In Gutenswegen im Landkreis Börde schlug ein Blitz in ein Einfamilienhaus ein. Der Hauseigentümer stand gerade unter der Dusche als es knallte: „Ich habe mich gerade geduscht, da hat es furchtbar gescheppert“. Feuerwehren aus mehreren Ortschaften sind derzeit zur Brandbekämpfung vor Ort. Verletzt wurde bisher niemand.

      Wie sehr hat das Unwetter im Juni in Niedersachsen gewütet?

      Mehrfach schlugen Blitze in Wohnhäuser ein und verursachten Brände. In Herzlake (Landkreis Emsland) brannte der Dachstuhl eines Wohnhauses. Die Bewohnerin des Hauses und drei Familienmitglieder, die zu Besuch waren, verließen das Gebäude laut Polizeiangaben unverletzt. Es entstand ein Schaden von circa 300 000 Euro. Auch in Dannenberg (Landkreis Lüchow-Dannenberg) brannte ein Einfamilienhaus nach einem Blitzeinschlag. Bewohner waren nicht im Haus. Der entstandene Schaden wird auf 70 000 Euro geschätzt.

      Auf der A7 und der A1 verursachten die starken Regenfälle schwere Verkehrsbehinderungen. Witterungsbedingt kam es zu mehreren Verkehrsunfällen, wie die Polizei mitteilte. In einem Fall seien am Samstagabend auf der A7 im Bereich der Landesgrenze zwischen Hessen und Niedersachsen zwei Fahrzeuge bei regennasser Fahrbahn zusammengestoßen, zwei Menschen wurden verletzt.

      Auch im Bereich Goslar schränkten die Regenfälle den Verkehr ein. Die B82 wurde wegen Überflutung zwischenzeitlich für die Autofahrer gesperrt, wie eine Sprecherin der Polizei am Sonntag mitteilte.

      In weiten Teilen Niedersachsens sorgte das Unwetter mit heftigen Niederschlägen für vollgelaufene Keller und abgebrochene Äste. Die Feuerwehren in Braunschweig und Osnabrück rückten zu zahlreichen Einsätzen aus. Der Regen war kurz und heftig, teilweise konnte die Kanalisation nach kurzer Zeit das viele Regenwasser auch selbst bewältigen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Braunschweig.

      In Lutter am Barenberge (Landkreis Goslar) konnte das Wasser hingegen nur schlecht ablaufen. „Der Ort ist wie ein Trichter, das ganze Wasser läuft in der Mitte zusammen“, sagte Bernd Kerwien der Gemeindebrandmeister von Lutter. Der Ort war vollgelaufen, die Einsatzkräfte waren bis in die Nacht beschäftigt. Die erste Etage eines Pflegeheims in Lutter musste geräumt werden, weil das Regenwasser in das Gebäude eindrang. 24 Bewohner wurden zum Teil liegend in einer anderen Einrichtung oder in häuslicher Pflege untergebracht.

      Hannover und Bremen hingegen blieben von größeren Unwetterschäden verschont. Im Zusammenhang mit dem Wetter gab es bis zum Sonntag keine Einsätze, wie Polizeisprecher mitteilten.

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      (red/dpa)