„All dies ändert nichts daran, dass Wagenknechts Kritik an der Bundesregierung auf eine beinahe obszöne Weise unpassend ist.“

Ja, Sahra Wagenknecht ist eine schillernde Politikerin und steht für meinungsfreudige Debatten, die der Demokratie gut tun. Ja, es ist sympathisch und basisdemokratisch voll in Ordnung, dass ein Braunschweiger Linker eine Pro-Wagenknecht-Petition angekurbelt hat, die sogar das Partei-Establishment in Berlin beeindruckt hat. Und ja, natürlich ist die Ambivalenz von Sanktionen diskutabel: Wem schaden sie wann wirklich? Dreimal Ja also! Doch all dies ändert nichts daran, dass Wagenknechts Kritik an der Bundesregierung, sie sei dabei, einen Wirtschaftskrieg gegen Russland „vom Zaun zu brechen“, auf eine beinahe obszöne Weise unpassend ist. Selbst die gewichtigsten Energiekrisen-Argumente lassen sich halt niemals unfallfrei in ein normales politisches Abwägungsverhältnis setzen zum Würgegriff gegen die Ukraine, zu Bombardements von Hochhäusern und zu den verzweifelten Versuchen, über politischen Druck die Aggressoren zu entmutigen.

Wer das nicht versteht, muss entweder sehr schlicht sein, sehr rechthaberisch – oder dazu entschlossen, auf eine Weise im Trüben zu fischen, dass den Friedensfreundinnen und -freunden von der Linkspartei trotz aller Zusammenrauf-Petitionen früher oder später ohnehin noch Hören und Sehen vergehen wird.