„Vor der Landtagswahl geht die Angst vor dem Aus um. Es gilt die 5-Prozent-Klausel.“

Der Pulverdampf hat sich etwas verzogen, bei der Schlachtordnung wurde nachjustiert: Das Duo Tino Chrupalla/Alice Weidel muss nun endgültig als letztes Bollwerk gegen das Kommando Höcke herhalten. Die beiden sind die neuen Gemäßigten, sie sollen Stabilität bringen.

Der „Wessi“ Höcke inszeniert sich im Osten weiter als Gralshüter eines Deutschlands in den geistigen Grenzen von anno dunnemal. Mit einer bürgerlich-konservativen Partei hat das narzisstisch-extremistische Sektierertum nichts zu tun. Für Problemlösungen ist es wertlos, für das Gros der Wähler ein Graus.

Landesverbände wie Niedersachsen versuchen sich abzukoppeln. Zugleich soll der radikale Teil der Partei, den es auch hierzulande gibt, domestiziert und eingebunden werden. Vor der Landtagswahl geht die Angst vor dem Aus um. Es gilt die 5-Prozent-Klausel.

Das mit dem Einbinden kann gutgehen, muss es aber nicht. Denn die weitere Entwicklung der Partei ist offen. Das Duo Chrupalla/Weidel ist aus der Not geboren, aber es ist auch in Not wie die gesamte Partei. Und auch Niedersachsens AfD muss nachsitzen. Sie müsste schnell arbeitsfähige, professionelle Strukturen schaffen. Denn die Partei wurde viel zu lange dilettantisch oder gar nicht geführt. Und auch für funktionierende Kreisverbände braucht es personelle Mindeststandards. Verbalradikale Telegram-Freaks helfen da wenig.

Gelingt es, eine rechtsgültige Bewerberliste zur Landtagswahl zu beschließen, würde das die Stimmung wohl mächtig heben. Der aus AfD-Sicht schlimmste Fall wäre abgewendet. Dass im aktuellen Landtag nach den jahrelangen Querelen keine AfD-Fraktion mehr sitzt, sondern nur noch versprengte Abgeordnete, sagt aber einiges.