„Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, das vermittelt die Documenta in der unerhörten Vielfalt der Projekte.“

Wenn Soldaten über friedliche Bauern herfallen, ist das nie gut. Man kann bei dem Bild, das in einer Außenstelle der Documenta gezeigt wird, an ukrainische Bauern denken, die und deren Ernte von russischen Angreifern vernichtet werden. Oder an Nazi-Soldaten, die dasselbe vor 77 Jahren taten. Aber der Palästinenser Mohammed Al Hawajri hat eine Bauerngruppe des romantischen Malers Millet gewählt, was die Szene entkonkretisiert. Und israelische Militärs bei Angriffen im Gaza-Gebiet, was die Szene wieder sehr konkret macht. Es ist deutliche Kritik am Vorgehen Israels in den Palästinensergebieten. Erst der Titel „Guernica Gaza“ setzt die israelische Armee mit den Nazi-Angreifern in Spanien gleich. Das ist angesichts des Holocausts eben doch schwer erträglich.

Der Artikel zum Kommentar:

Documenta 15- Die Kunst sozial engagierter Projekte weltweit

Es ist auch schwer verständlich bei einer Kunstschau, die so sehr auf moralische und solidarische Perspektiven setzt. Oder eben doch erklärlich, weil das Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa eine „südliche“ Perspektive einnehmen will. Der industrialisierte Westen, zu dem auch Israel gehört, ist da ebenso wie der Imperialismus Russlands offenbar nur noch ein in alten Aggressionen und kolonialem Denken befangenes Auslaufmodell. Dem wird das „Lumbung“ als neue Form kleinteilig organisierten Gemeinschaftswesens entgegengesetzt. Nur wenn sich Südamerika, Afrika, Asien von den ausbeuterischen Strukturen der Industrienationen befreien, sind Land und Leute rettbar. Dabei hat ihr Netzwerk als Kunstkosmos Stützpunkte in den Öko- und Solidarbewegungen des Westens. Ruangrupa hätte gut daran getan, auch eine in Israel zu finden. Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, das vermittelt die Documenta in der unerhörten Vielfalt der Projekte. Der Bundespräsident hat das Nötige gesagt. Nun sollte es um die Chancen Lumbungs gehen.