Wir Wählerinnen und Wähler haben am Sonntag alle zusammen ein sehr gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl erzielt. Das uninspirierte Durchregieren der Großen Koalition, die im Wesentlichen Probleme abgearbeitet hat, die ihr vor die Füße fielen, ist vorbei. Zu den großen Zukunftsfragen Klimawandel, Vielfalt der Gesellschaft, soziale Gerechtigkeit, Strukturwandel der Wirtschaft werden Grüne und FDP Ideen beisteuern, statt wie bisher ungehört zu bleiben. Gut, dass die beiden kleinen Parteien sich jetzt zusammenraufen wollen, um dann SPD und CDU ein Paket vorzulegen: Sie werden sich gegenseitig so viel Klimaschutz und dabei so wenige Verbote wie möglich abverlangen.

So haben sich das auch die Wähler in unserer Region gewünscht: In den vier Bundestagswahlkreisen liegt die SPD weit vor der CDU, doch Grüne und FDP erzielen bei den Zweitstimmen fast überall zweistellige Ergebnisse.

Gewählt wurden am Sonntag auch die künftigen (Ober)Bürgermeister und Landräte. Hier wusste die Mehrheit der Wähler genau, dass die Chefinnen und Chefs in unseren Rat- und Kreishäusern Verwaltungs- und Führungskompetenz benötigen. Aus den meisten Stichwahlen gingen die Fachleute als Sieger hervor: Sei es der bisherige Dezernent Thorsten Kornblum, der neuer OB in Braunschweig ist; sei es der bisherige Landrats-Vize Henning Heiß, der Chef der Peiner Kreisverwaltung wird. In zwei Fällen allerdings sind Amtsinhaber abgestraft worden und müssen ihren Platz für Verwaltungsneulinge räumen: Goslars OB Oliver Junk versuchte, seiner Gegenkandidatin Urte Schwerdtner zu schaden, indem er sich ihre Internetadressen sicherte; Gifhorns Noch-Landrat Andreas Ebel war vielen zu unnahbar und in seiner Amtsführung umstritten.

Auf die Verwaltungschefs kommen schwierige Aufgaben zu, die zum Teil durch Corona noch verschärft wurden, etwa die Digitalisierung der Schulen. Da hat beispielsweise Andreas Kühne, neuer Bürgermeister der Samtgemeinde Nord-Elm, dicke Bretter zu bohren: Bei der Gemeindeverwaltung war am Sonntag niemand in der Lage, die Wahlergebnisse in das mit dem Landkreis Helmstedt vereinbarte Programm einzugeben. Man kann das belächeln – oder als Auftrag an Bund und Länder verstehen, kleinen Gemeinden ins 21. Jahrhundert zu helfen.