„Einmal mehr hat die Politik den Pandemie-Turbo versprochen und dann in den Schneckengang geschaltet.“

Es sollte ein „Gipfel der Hoffnung“ sein, so CSU-Chef Markus Söder, aber es war ein Gipfel der Enttäuschung. Was bei der jüngsten Unterredung der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten an konkreten Beschlüssen herauskam, ist derart mager, dass man es wohlwollend nur so zusammenfassen kann: Immerhin wurde nicht gestritten, keiner hat Candy Crush gezockt und das Treffen war rechtzeitig zum Abendbrot beendet.

Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten sollten sich ernsthaft fragen, ob eine derart hochkarätige Runde noch Sinn macht, wenn so wenig Beschlüsse gefasst werden.

Die Rückkehr der Geimpften zu ihren Grundrechten ist de facto verschoben. Empfehlungen der Bundesregierung zu diesem Thema verspricht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für „nächste Woche“. Erst Ende Mai wird der Bundesrat dazu entscheiden. Auch der digitale Impfpass, für die Rückkehr in die Freiheit, verzögert sich. Der Pass wird erst im Juni fertig sein. Dabei ist schon lange absehbar, dass dieses Dokument oder die digitale App dringend gebraucht wird, um den Geimpften endlich die Grundrechte zurückzugeben. Wie das in anderen Ländern prima funktioniert, können sich die Deutschen seit Wochen in den Abendnachrichten ansehen.

Auch die Hausärzte und ihre Patienten wurden bitter enttäuscht. Die komplizierte Priorisierung wird verlängert, und wertvoller Impfstoff bleibt ungenutzt liegen. 10.000 Betriebsärzte, die in den Startlöchern bereit zum Impfen stehen, fragen sich, warum es keinen Fahrplan für sie gibt, damit auch in den Betrieben endlich geimpft werden kann.

Einmal mehr hat die Politik den Pandemie-Turbo versprochen und dann in den Schneckengang geschaltet. Das ist frustrierend und raubt die letzte Hoffnung auf einen unbeschwerten Sommer.